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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Eliot malte sich aus, dass jeder Dämon aus dem Mythica -Buch in den Schatten lauerte.
    Dennoch machte er einen Schritt in den Durchgang.
    Dort lagen Haufen von Pizzaschachteln, weggeworfene Ränder, Berge von Fast-Food-Verpackungen – und überall leere Schraubverschlussflaschen. Aber kein Louis.
    Als Eliots Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah er Graffiti auf den Schlackensteinwänden. Es waren noch nicht einmal normale, aufgesprühte Buchstaben. Mit Buntstift, Filzstift und tropfender Farbe waren gerade Linien, kleine Kreise, Bogen und Dreiecke gezeichnet.
    Es sah zum Teil nach einem geometrischen Beweis, zum Teil nach einem Rätsel und zum Teil nach Poesie aus. Die Seiten in der Mythica Improba , die Eliot nicht hatte lesen können, hatten so ausgesehen.
    Eliot spürte statische Elektrizität – einen Blitz, der gleich einschlagen würde. Der Eindruck war in seinen Fußsohlen am stärksten.

    Er sah nach unten. Auch der Asphalt war von seltsamen Schriftzeichen bedeckt.
    Hatte Louis das alles gezeichnet? An manchen Stellen sah es aus, als ob er etwas mehrfach überschrieben hätte, so dass ohnehin schon verwirrende Symbole zu einem Durcheinander aus abstrakten Mustern geworden waren.
    Doch ein Abschnitt in der Nähe der Pappkartons war anders. Dort befanden sich parallele Kreidestriche, dann Punkte und Bogen, die über sie gekritzelt waren.
    Es waren Musiknoten.
    Eliot streckte die Hand aus, um sie zu berühren, hielt dann aber inne, weil er begriff, dass er die Noten nur verwischen würde.
    Als er hinstarrte, schienen einige Noten jedoch tiefer in die Straße zu sinken, während andere sich über den Asphalt erhoben.
    Er blinzelte. Es musste eine optische Täuschung im schwindenden Licht sein.
    Ein Blitz wurde von den Wänden reflektiert, und Donner krachte.
    Eliot zuckte nicht zusammen. Er war völlig auf die Musik konzentriert.
    Die Noten begannen einfach und wurden dann komplizierter, bis sie am Ende ein ganzes Gewirr waren.
    Das letzte Stück war nur ein Fleck aus rosafarbener Kreide. Es sah aus, als ob neue Noten viele Male über diese Stelle geschrieben und dann wieder verwischt worden wären; am Ende war da ein letztes, frustriertes, nicht zu entzifferndes Gekritzel.
    Eliot ging zum Anfang zurück und las das erste Stück. Es war »Irdische Verstrickung«, das erste Lied, das Louis ihm beigebracht hatte.
    Eliot summte es und zeichnete die Noten mit dem Finger nach.
    Neue Phrasen und Einfälle wurden rasch eingeführt, Musik, die er in seinen eigenen Kompositionen verwendet hatte.
    Als er sich dem Ende näherte, wurde die Musik wild. Der
letzte Teil passte nicht zum Stil der früheren Abschnitte. Er klang … falsch.
    Eliot starrte diesen Teil an; Punkte und Bogen standen für hohe, verschlungene Fingerbewegungen. Für den Versuch, manche davon zu greifen, hätte man sechs bis acht Finger gebraucht.
    Aber dann, am Ende – als das Stück sich dem Höhepunkt näherte – fiel alles auseinander. Die letzten Melodien verschwammen im Chaos von Louis’ halb ausgelöschten Kritzeleien.
    Eliot wollte verzweifelt gern das ganze Stück hören.
    Vielleicht strengte er sich zu sehr an. Vielleicht musste er sich so entspannen, wie Tante Dallas es ihm gezeigt hatte, seinen Geist als willigen Partner mit der Musik schweifen lassen.
    Doch als er das versuchte, fielen Regentropfen und malten Punkte auf den Asphalt.
    Eliot geriet in Panik und kauerte sich über die Kreidelinien, um die Musik davor zu schützen, weggeschwemmt zu werden.
    Doch er konnte nicht alles abdecken. Er ergriff einen Pappkarton, um ihn als Regenschirm zu benutzen, aber bevor er das tun konnte, klatschten ein paar Tropfen auf das Stück.
    Eliot erstarrte.
    Die Regentropfen vernichteten zwar Teile von Louis’ frustrierten Schmierereien, aber dabei sahen sie selbst wie Noten aus. Die richtigen Noten.
    Fasziniert sah Eliot zu, wie mehr Regentropfen erschienen.
    Ja. Er hörte die Musik im Kopf … das letzte Stück, und es fühlte sich richtig an.
    Wie vorher malte er sich aus, dass ein Chor aus Stimmen mitsang. Die kindlichen Stimmen waren verschwunden; diese hier waren panisch und mit Schreien durchsetzt:
    Nichts mehr da, das Licht ist fort,
Musik bleibt als Echo dort,
Gott liegt da und wird zu Staub,
Dunkelheit und Todes Raub.
    Es war gefährliche Musik; das spürte Eliot tief in den Knochen. Es war in gewisser Hinsicht eine Symphonie, und Eliot wusste, worum es darin ging: um alles.
    »Irdische Verstrickung« hatte einen

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