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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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der Größe eines Schleppers glitt die andere Seite des Pfades entlang.
    Dumpfe Explosionen dröhnten in der Ferne. Auch das popcornartige Knattern von Maschinengewehrfeuer ertönte.
    Fiona trat näher an Eliot heran und sah, dass ihm beim Spielen Tränen über die Wangen liefen.
    Sie wollte ihn an der Schulter berühren und ihn trösten, aber sie hatte Angst, dass sie seine Musik aus dem Takt bringen würde. Und was konnte sie schon sagen, damit er sich besser fühlte? Als sie Millhouse getötet hatte, hatte sie auch ihre Seele verletzt. Sie wusste, dass niemand diesen Schmerz fortnehmen konnte.
    Der Pfad durch den Nebel führte sie zu einem Betonbürgersteig, und sie blieben vor einer stählernen Doppeltür stehen.
    Auf die Türen war die Zahl 221 gemalt.
    »Hier ist es«, sagte Eliot zu ihr.
    Fiona trat vor, einen aufgerollten Faden in der Hand. Die Tür sah dick und undurchdringlich aus; über das Schloss waren Metallplatten genietet. Eine elektronische Nummerntastatur und ein Kartenlesegerät funkelten an der Wand daneben.
    Wie sollte sie eine flache Tür mit einer zwischen ihren Händen gespannten Linie durchschneiden?
    Aber musste sie es auf die Art und Weise tun? Mit beiden Händen? Onkel Aaron hatte ihr gesagt, dass sie alles durchschneiden konnte, wenn sie es sich nur in den Kopf setzte. Er hatte nie gesagt, dass sie die Schnur mit beiden Händen halten musste.
    Sie holte tief Luft und zog ein Stück der Baumwollfaser zwischen ihren Daumen und Zeigefinger. Sie konzentrierte sich mit solcher Intensität darauf, dass der Rest ihrer Welt verblasste.

    Fiona ließ ein Ende los.
    Der Faden blieb steif in der Luft stehen und war zu einer fast unsichtbaren Kraftlinie ausgerichtet.
    Fiona hielt die Augen fest darauf gerichtet und führte den Faden an die Stahltür heran – er drang ein wie eine glühende Nadel in Butter. Sie bewegte ihn hoch, dann hinüber, nach unten und wieder quer und trat dann zurück.
    Die Tür fiel mit einem gewaltigen Krachen nach innen.
    Dahinter erstreckte sich ein nebelerfüllter Korridor.
    Eliot starrte die Tür und den einzelnen Faden in ihrer Hand mit offenem Mund an.
    Trotz allem, was um sie herum geschah, beruhigte das Schneiden Fiona. Sie genoss es; am liebsten hätte sie den ganzen Tag lang nichts anderes gemacht.
    Plötzlich heulten Alarmsirenen auf in Gebäude 221, und rote Lichter begannen zu blinken.
    »Wo entlang?«, fragte sie; sie musste rufen, um den Lärm zu übertönen.
    Eliot zupfte ein paar Töne seiner Apfelmelodie. Der Dunst schlug Wellen und machte einen Weg frei, der an der ersten Kreuzung links abbog.
    Fiona ging voran, den Faden zwischen den Händen. Sie erhaschte einen Blick auf körperlose Augen, die sich in den roten Lichtblitzen spiegelten und sie aus dem Nebel heraus ihrerseits anstarrten.
    Kommt und holt mich. Wetten, ihr traut euch nicht?
    Woher kam der Gedanke? Das Letzte, was sie wollte, waren noch mehr Konfrontationen. Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden.
    Oder wollte ein Teil von ihr mehr schneiden? Kämpfen?
    Sie bewegten sich in Schlangenlinien durchs Gebäude, dann einen Flur entlang, der schräg in einen unterirdischen Teil hinabführte – vorbei an Türen aus massivem Stahl, von denen einige Nummerntastaturen, andere Handabdruckleser hatten und wieder andere so dick wie Banktresore waren.
    Eliot blieb vor einer kleinen, ovalen Tür stehen, die in eine Betonwand eingelassen war. Daneben befanden sich ein optischer
Scanner und eine gedruckte Gebrauchsanleitung, wie man seine Netzhaut identifizieren lassen sollte.
    »Diese hier«, sagte Eliot, versuchte, die Anweisungen zu lesen, und kniff dabei die Augen zusammen. Brauchte er eine Brille?
    Fiona begann sie auch zu lesen, hielt dann aber inne. Heute Nacht würde sie sowieso kein Schloss oder Scanner aufhalten.
    Sie streckte eine Armlänge Faden aus, konzentrierte sich und ließ sie dann durch den mikroskopisch dünnen Spalt der Hochsicherheitstür gleiten. Stahl, Titan, Kohlenstoffverbindungen … all das setzte Fiona nur geringen Widerstand entgegen.
    Sie zeichnete den Umriss der Tür nach; dann drückten Eliot und sie gemeinsam die Tür ein.
    Auf der anderen Seite war ein Raum so groß wie Ringo’s mit Regalreihen, die sich bis an die Decke erstreckten. Darauf lagen Kisten, Schließfächer und Zylinder mit knapp zweihundert Liter Fassungsvermögen – alle jeweils mit einem Strichcode und einer Seriennummer versehen. Die meisten trugen Aufkleber mit Warnungen vor Umweltgiften oder

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