Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
ich es will, statt eine zweite Lucia zu werden … oder ein Henry … oder ein Aaron.«
»Oder Großmutter«, sagte Eliot und nickte.
»Oder Großmutter.«
Eliot strich sich mit der Hand über den Kopf, so dass ihm die Haare in alle Richtungen abstanden. »Ich kann nicht mehr denken.« Seufzend setzte er sich auf den Boden. Er spannte die Hand an, legte seine Geige hin und schob sie von sich. »Weißt du, ich glaube, dass heute Nacht Menschen gestorben sind – ich meine, ich habe sie getötet, damit du dieses Ding bekommst.« Seine Stimme war jetzt schneidend. »Wenn du es gar nicht essen willst, hättest du dir das überlegen sollen, bevor wir mit der Prüfung angefangen haben.«
Eliot hatte Recht; sie hatten den Apfel haben müssen. Sie hatten keine Wahl gehabt. Aber Fiona stand immer noch vor einer Wahl. Dass sie den Apfel besaßen, erfüllte die Bedingungen der dritten Prüfung – sofern sie von der Basis fliehen und zum Rat zurückkehren konnten. Eliot wäre in Sicherheit, selbst wenn Fiona starb.
Wenn sie den Apfel aß, dann würde sie das nur tun, um sich selbst zu retten. Und sie würde die Konsequenzen auf sich nehmen müssen.
War das nicht vorherbestimmt? Tante Dallas hatte ihr den Faden ihres Schicksals gezeigt. Ihr Leben sollte enden. Jetzt.
Oder konnte sie einen anderen Weg wählen? Das Leben wählen, statt zu sterben? Wählen, nicht wie der Rest der Familie zu sein? Etwas Neues. Wiedergeboren zu werden.
Sie holte tief Luft und traf ihre Entscheidung.
Fiona führte den Apfel an die Lippen und nahm einen winzigen Bissen.
64
Verkehrsdelikt
Robert wusste, dass er diesmal vielleicht zu weit gegangen war.
Doch er wusste auch, dass Mr. Mimes ihm den Rücken stärken würde. Schließlich hatte er Robert befohlen, sich Fiona zu nähern und sie zu beschützen.
Es war das Beste, die Regeln etwas zu beugen, wenn niemand hinsah. Aber manchmal musste man sie einfach offen brechen, sie ein paar Mal ordentlich überfahren. Das verbrennen, was übrig war, und die Asche verstreuen.
Wenn er es doch nur hätte erklären können …
Roberts einstiger Mentor Marcus hatte einmal zu ihm gesagt: Man fängt an, sie als Leute zu betrachten, und das ist gefährlich. Sie sind eher Naturgewalten als Menschen aus Fleisch und Blut. Wenn man das aus den Augen verliert und ihnen einmal in die Quere kommt … Dann könnte man genauso gut versuchen, sich aus einem Tsunami wieder herauszureden.
Robert saß auf einem Klappstuhl aus Metall an den Seitenlinien eines Hallenbasketballfelds. Er war angewiesen worden, dort bei Mr. Mimes zu bleiben. Es war unangenehm, und er musste aufs Klo, aber er wusste, dass er jetzt nicht aufstehen durfte.
Also saß er da, rutschte hin und her und wartete darauf, dass Mr. Mimes und dieser Gilbert ihr Basketballspiel einer gegen einen beendeten.
Mr. Mimes hatte sich bis auf seine Shorts entkleidet. Er war gertenschlank, aber sein Körper war von einer drahtigen Muskulatur
durchsetzt. Die fehlende Körperbehaarung stand im lebhaften Gegensatz zu Gilbert, der mehr einem Kodiakbären ähnelte als einem Menschen.
Mr. Mimes bewegte sich um Gilbert herum, dribbelte den Ball zwischen seinen gespreizten Beinen hindurch – und sprang in eine perfekte Wurfposition hoch.
Als Gilbert den Ball bekam, spielte er langsam und methodisch, bis er fünf Schritte von der Drei-Punkte-Linie entfernt war. Dann baute er sich breitbeinig auf und warf den Ball, der im Bogen durch die Luft flog und durch den Korb sauste.
Das war der sechste Korb, den er auf die Art geworfen hatte, so dass er problemlos das Spiel gewann.
Wenn Robert es nicht besser gewusst hätte, er hätte gesagt, es wäre ein gewöhnliches Spiel zwischen zwei Kerlen.
Man fängt an, sie als Leute zu betrachten, und das ist gefährlich.
Mr. Mimes trocknete sich ab, schüttelte Gilbert die Hand und bemerkte: »So macht das doch keinen Spaß.«
»So macht es dir keinen Spaß«, sagte Gilbert lächelnd.
Draußen ging ein sintflutartiger Regenguss auf Mr. Mimes’ Inselanwesen nieder. Die Ägäis hatte sich zu einer Orgie aus Schaum und Wildheit aufgepeitscht, und das Amphitheater des Rats war überflutet.
Deshalb waren sie heute drinnen.
Aber warum Mr. Mimes seine Basketballhalle als Treffpunkt ausgewählt hatte, obwohl er drei große Ballsäle hatte, würde Robert vermutlich nie erfahren. Vielleicht gefiel es Mr. Mimes einfach, die Leute aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Vielleicht ließ er Robert deshalb auf diesem dummen Stuhl
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