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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Mädchen hatte ihn ja auch gefragt, ob er ihre Eltern gekannt hätte. In der Vergangenheitsform. So, als seien sie jetzt tot.
    Audrey Post wandte sich an die alte Frau und sagte: »Cecilia, bitte bring uns Tee.«
    Die ältere Frau zögerte, öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, ging dann aber rückwärts in die Küche, ohne Welmann aus den Augen zu lassen.
    Die Kinder erschienen wieder und marschierten mit Pausenbrottüten zur Wohnungstür. Sie gaben ihrer Großmutter beide einen höflichen Kuss auf die Wange.
    »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr. Welmann«, sagte Fiona.
    »Mich auch«, sagte er.
    Liebenswürdiges Kind. Höflich. Das erlebte man heute nur noch selten. Ein Grund mehr, dieses Rätsel zu lösen und sie irgendwohin zu bringen, wo sie vor Crumble in Sicherheit waren.
    Die Kinder gingen und schlossen die Wohnungstür hinter sich.
    »Jetzt«, sagte Audrey Post, »werden wir uns unterhalten.«
    Welmann spürte, wie sein Gleichgewicht um ein paar Grad weiter kippte … so, als hätte sich der gesamte Raum gerade etwas geneigt. Er hätte einen Kampf Mann gegen Mann mit Mr. Uri Crumble bevorzugt. Das wäre um einiges sicherer gewesen.
Audrey Post hatte Macht. Jeder Mensch, der auch nur über Ansätze des Zweiten Gesichts verfügte, konnte das sehen.
    »Sie sind hergeschickt worden, um mich zu suchen?«
    Welmann war nicht so dumm zu lügen. »Ja, Ma’am.«
    »Sie sind Fahrer, stimmt’s?«
    Hätte sie den Kuchen da samt Kerzen aufgehoben und ihn ihm ins Gesicht geklatscht, er wäre weniger überrascht gewesen.
    Welmann verspürte das instinktive Bedürfnis, ein paar Schritte zurückzutreten, aber er hielt stand, riss sich zusammen und nickte.
    Wenn sie wusste, dass er Fahrer war, und, weit wichtiger, was ein Fahrer war, dann folgte daraus, dass sie seinen Boss kannte und wusste, warum der sich für sie interessierte … was mehr war, als Welmann selbst gesagt worden war.
    Sie sah auch nicht im Geringsten besorgt aus. »Was haben sie Ihnen über mich erzählt?« Ihre grauen Augen verengten sich ein wenig.
    Welmann schluckte; seine Kehle war knochentrocken. Also wusste sie nicht alles. Gut. Die Hellsichtigen waren immer verdammt anstrengend. »Sie haben gesagt, dass ich nicht mit Ihnen sprechen soll.«
    Audrey Post legte den Kopf schief, als lausche sie auf irgendetwas, und warf dann einen Blick aus dem Fenster auf die Straße unten. Marcus sah auch hin.
    Die Kinder erschienen auf dem Bürgersteig. Sie drehte sich wieder zu ihm um. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    War das eine Fangfrage? »Audrey Post«, sagte er versuchsweise.
    Das schien das Richtige zu sein, denn sie lächelte. Es war ein nettes Lächeln, und Welmann spürte, wie er sich ein bisschen entspannte, doch er schüttelte das schleichende Wohlbehagen ab. Er musste auf der Hut bleiben. Das hier war kein Spiel.
    Sie ließ sich so anmutig auf einem der Stühle am Esstisch nieder, wie eine Lotosblüte sich auf einen spiegelnden Teich senkt.

    »Bitte« – sie wies auf den Stuhl gegenüber – »nehmen Sie Platz.«
    Welmann war zwar alles andere als ein Gentleman, aber er war auch kein Dummkopf. Man blieb nicht stehen, wenn eine so mächtige Frau einem einen Platz an ihrem Tisch anbot. Also setzte er sich, und der Stuhl knarrte unter seiner stattlichen Gestalt.
    Die Küchentür schwang nach innen, und die alte Frau kam rückwärts ins Esszimmer; sie trug ein Tablett mit einem Teeservice.
    Sie stellte es auf dem Tisch ab und flüsterte: »Warum sprichst du mit ihm?« Sie sah Welmann finster an und machte dann eine Bewegung, als schnitte sie jemandem die Kehle durch.
    Welmann mochte diese giftige kleine Frau. Er unterdrückte aber sein Glucksen: Sie machte keine Witze. Schweiß tröpfelte ihm die Flanken hinab.
    »Wir brauchen nur den Tee, das ist alles, Cecilia.«
    Cecilia senkte den Blick zu Boden. »Ja, ja, natürlich.« Hastig trat sie den Rückzug in die Küche an.
    »Wie haben Sie mich gefunden, Mr. Welmann?«, fragte Audrey Post.
    »Über Ihre Enkelkinder.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, und sie presste die Lippen zu einer einzelnen Linie zusammen.
    Das hatte scheinbar einen Nerv getroffen. Also sollte niemand von den Kindern wissen? Vielleicht war das die Karte, die er ausspielen musste. »Eliot und Fiona«, sagte er. »Fünfzehn Jahre alt. Zwillinge.«
    Ihre zarten Kiefer verkrampften sich. Er war eindeutig auf der richtigen Spur.
    »Mein Arbeitgeber respektiert Sie. Sie sollten mit ihm reden.« Welmann griff in seine

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