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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Erste-Hilfeund Chirurgie-Führer gewesen. Sie schleppten eine kleine Bibliothek von Büchern mit sich herum und taten immer noch alles, was Audrey und Cee ihnen zu tun befahlen, wie artige kleine Kinder.

    Hatte sich denn gar nichts geändert?
    Sie nahm ihrem Bruder das schmale Bändchen aus der Hand und strich über den abgegriffenen Ledereinband. Mindestens drei Mal hatte sie das Buch schon gelesen. Sie hatte alle Notfalltechniken gelernt, die jeder gute Feldscher des 18. Jahrhunderts hatte beherrschen müssen. Noch vor ein paar Wochen hatte sie gedacht, dass sie das alles nie brauchen würde.
    »Wohl kaum Dyslexie«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich könnte einen Hirnschaden haben, weil du neben mir stehst, meine kleine 1,4-Diaminobutan-Toxikose.«
    Eliot legte den Kopf schief und dachte nach.
    Beleidigungen auszutauschen war für Fiona wie eine Rückkehr in eine lang vergessene Kindheit (obwohl es nur ein paar Tage her war, dass das zu ihrem ganz normalen Alltag gehört hatte). Doch die verbale Rangelei brach das Eis. Fiona fühlte sich fast, als sei sie nach Hause zurückgekehrt.
    Sie legte das Buch in den Karton zurück und strich das Klebeband wieder glatt.
    »In Ordnung«, sagte Eliot. »Ich gebe auf. Was ist 1,4-Diaminobutan?«
    »Du solltest mal wieder Marmats Autopsieführer lesen. 1,4-Diaminobutan wird auch als Putrescin bezeichnet. Es entsteht in verwesendem Fleisch und verursacht außerdem Halitose.«
    Eliot runzelte frustriert die Stirn, weil er auch das nicht wusste.
    »Halitose … Mundgeruch.«
    »Ich weiß, was Halitose ist«, murmelte er.
    Vokabelbeleidigung war ein triviales, dummes Kleinkinderspiel. Aber es fühlte sich trotzdem gut an zu gewinnen.
    Eliot hob lässig ein Klemmbrett mit der Ladeliste des Möbelwagens auf und gab sich alle Mühe, so zu tun, als mache es ihm nichts aus, die erste Runde verloren zu haben.
    »Der Wagen ist schon halb voll«, sagte er. »Wir werden ein bisschen Platz lassen müssen. Hier sollen unterwegs noch ein paar neue Möbel reingeladen werden.«
    »Unterwegs wohin?«, fragte Fiona und beugte sich näher heran.

    Eliot wies auf das untere Ende des Blattes. »Da steht die Adresse.«
    Der Straßenname sagte Fiona nichts, aber die Stadt war San Francisco. »Wir ziehen in die Stadt?«
    San Francisco war anders als Del Sombra. Es würde Tausende, ja, Hunderttausende von Leuten dort geben, exotische Restaurants, Bibliotheken, Museen! Doch ihre Begeisterung flaute rasch ab. Hunderttausend Leute? Alles Fremde?
    »Vielleicht ziehen wir gar nicht da hin«, sagte Eliot. »San Francisco ist eine Hafenstadt. Unsere Sachen könnten von dort aus überallhin auf der Welt verschifft werden.«
    »Ich wünschte, irgendjemand hätte uns gefragt, wohin wir ziehen wollen.«
    Cee kam aus Zimmer Nr. 4 des Motels hervor. Sie blinzelte im Sonnenlicht und rief: »Eliot … Oh, Fiona – du bist wieder da!« Sie winkte mit einem Spitzentaschentuch, um sicherzustellen, dass sie sie sahen. »Kommt her, Kinder. Wir sind fast fertig.«
    Cee sah aus wie immer in ihrem selbstgenähten, sepiafarbenen Kleid aus der Zeit der Jahrhundertwende. Manche Dinge würden sich nie ändern, und das fand Fiona tröstlich.
    Sie und ihr Bruder begannen, auf das Zimmer zuzugehen; dann versuchte Eliot, sich vor Fiona zu drängen. Da rannte Fiona los – ließ ihn in einer Staubwolke hinter sich zurück und gelangte als Erste zur Tür, um es ihm so richtig zu zeigen.
    Keuchend blieb sie stehen.
    Drinnen war es dunkel, und ihre Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht gewöhnen. »Was ist fast fertig?«
    Cee ging ins Badezimmer und zog die Tür hinter sich zu. Fiona erhaschte gerade noch einen Blick auf das gute Porzellan und das Silber, die drinnen auf der Ablage standen.
    »Oh nein«, sagte Eliot hinter ihr.
    »Sie wird doch nicht etwa kochen, oder?«, flüsterte Fiona.
    Cee kam aus dem Badezimmer und verbarg sehr sorgfältig, was auch immer sich darin befand.
    Sie schlurfte auf Fiona zu und umarmte sie mit zittrigen Armen. »Oh, mein Täubchen, wie ich dich vermisst habe! Die
fünf Tage sind mir wie eine Ewigkeit vorgekommen. Du bist ja ganz braun geworden! Das sieht … wunderbar aus. Und ein neues Kleid?« Sie musterte es argwöhnisch. »Na, ich kann es ja ein bisschen weiter machen – und diesen skandalösen Saum etwas weiter herunterlassen.«
    Cee zog Fiona ins Zimmer. »Komm. Komm, setz dich hin.«
    Eliot öffnete die Vorhänge, um das Licht hereinzulassen.
    Fiona musste zweimal hinsehen: Das Bett war

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