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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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eine unter dem amerikanischen Herzland begrabene nukleare Kommandozentrale gewesen war, renoviert und ein privates Meditationszimmer daraus gemacht. Draußen befanden sich Schichten von elektronischen Abwehrsystemen und Anti-Äthergeräten und Tonnen von Felsgestein, die es unmöglich machten zu lauschen.
    Es war der perfekte Ort für ein Geheimtreffen, bei dem über das Schicksal der Welt entschieden werden sollte.
    Der Rat saß auf Klappstühlen in dem ansonsten leeren Raum. Henry, Kino, Aaron, Cornelius, Gilbert und ihre Schwestern, Lucia und Dallas, waren erschienen, um sie anzuhören und ein Urteil zu fällen.
    »Auslöschung«, sagte Henry und atmete eine blaue Rauchwolke aus. »Also wirklich. Ich dachte ja, ich sei manchmal schon übertrieben dramatisch.« Doch seine Worte klangen hohl; sein Leugnen war ein wirkungsloser Versuch, die Stimmung aufzulockern.
    Henry sah nicht gut aus. Er trug die zerknitterten, drei Tage alten Überreste seines Smokings, und seine nikotinfleckigen Finger zitterten.
    Dallas stand von ihrem Stuhl auf, schritt in eine Ecke und verschränkte die langen Arme vor der Brust. »Versucht nicht, das Thema zu wechseln«, forderte sie und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich kann nicht glauben, dass du das tust, Audrey! Ich bin deine Schwester!«
    Dallas sah in ihrer kleinen Phantasieuniform mit Minirock und ihrem grünen Barett lächerlich aus. Wen versuchte sie mit diesem Aufzug zu beeindrucken?
    »Niemand glaubt, dass du die Sache entsprechend ernst nimmst«, sagte Audrey kalt zu ihr. »Es ist nichts Persönliches.«
    »Es ist vollkommen persönlich«, sagte Dallas mit erhobener Stimme. »Ich liebe sie und werde alles Erforderliche tun, um sie zu beschützen.«

    »Leider«, flüsterte Lucia, »ist genau das die Schwierigkeit.« Sie strich die Falten ihres Hosenanzugs glatt. »Wir brauchen klare, unvoreingenommene Stellungnahmen in diesem Rat.«
    Lucia saß neben Audrey, und sie boten ein Bild seltener Einigkeit. Die beiden Schwestern waren sich sonst nie über irgendetwas einig, aber sogar Lucia verstand den Ernst der Lage … oder vielleicht war es Audrey, die endlich verstanden hatte.
    »Lasst uns zur Abstimmung schreiten und es hinter uns bringen«, fuhr Lucia fort. »Alle, die dafür sind, dass Dallas im herrschenden Rat bleibt, mögen die Hand heben.«
    Dallas hob die Hand, ebenso Aaron.
    Aaron trug seinen Kampfanzug: Jeans, Cowboystiefel und ein T-Shirt, das VIVA LA LUCHA LIBRE verkündete. 74
    »Dagegen?«, fragte Lucia.
    Kino, Lucia, Gilbert – und seltsamerweise auch Cornelius, der sonst standhaft in allen Familienangelegenheiten neutral blieb – hoben die Hände.
    »Ich enthalte mich.« Henry senkte den Blick zum Boden.
    Dallas hielt den Kopf hocherhoben. »Das ist ein Fehler.«
    »Es ist beschlossen«, sagte Lucia. »Bleib hier und hör zu, wenn du musst, aber richte das Wort nicht an den Rat, wenn dir das nicht zuvor gestattet wurde.«
    Dallas öffnete den Mund, schloss ihn wieder und starrte ihre beiden Schwestern hasserfüllt an.
    Sie tat Audrey leid. Es war nicht Dallas’ Schuld, dass sie zu viel fühlte. Wer tat das bei diesem speziellen Thema nicht? Ihr einziger Fehler war, dass sie davon geblendet wurde.
    So viel zum Thema leicht zu entfernende Opposition.
    Audrey sah zu Aaron hinüber, und er erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln. Die nächste Frage war nun, ob der Herr des Kriegs überzeugt werden konnte, über seine Leidenschaften
hinauszusehen? Diese Entscheidung musste einstimmig getroffen werden.
    Ihr Blick huschte zu Kino, und er nickte verständnisvoll.
    Als Kino sich erhob, überragte er sie alle. Der Hüter der Tore des Todes holte tief Luft und wandte sich Aaron zu. »Wir benötigen eine Strategie. Mein Freund, mir gefällt der Schluss, zu dem wir gekommen sind, nicht besser als dir.« Kinos Maske der Unbewegtheit bekam Risse. »Die Kinder haben auch mich beeindruckt und ein Herz weich werden lassen, von dem ich lange Zeit glaubte, dass es für solche Dinge unempfänglich sei.«
    Gilbert legte Aaron die Hand auf die Schulter. »Aber wir können die Fakten nicht ignorieren.«
    Aaron schüttelte Gilberts Hand ab. »Fakten«, zischte er. »Regeln. Ihr verdreht sie so, wie ihr sie haben wollt.«
    Cornelius stand ebenfalls auf. Obwohl er nur halb so groß war wie Kino, war dieser Auftritt dramatischer. Cornelius war stets still, beschäftigte sich mit seinen Tabellen und Zeitachsen und blieb unter derart überwältigenden Persönlichkeiten so gut wie unsichtbar.

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