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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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Audreys Blick verschwimmen; sie sah den Raum nicht mehr klar. Doch sie hielt die Tränen zurück und blinzelte. Ihr Blick fiel wieder auf den fürchterlichen Titel des Dokuments:
     
    TODESURTEIL

82
    Eine letzte Geburtstagsüberraschung
    Fiona stemmte einen Pappkarton hoch und knallte ihn auf die Hebetür des Umzugswagens.
    »Ich hasse das«, sagte sie zu ihrem Bruder.
    »Ich auch.« Eliot wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Aber keine Möbelpacker, hat Cee gesagt. Sie traut ihnen nicht.«
    »Kein Wunder«, murmelte Fiona.
    Eliot hatte sie sofort begrüßt, als sie aus dem Bus gestiegen war. Er hatte Kisten geschleppt. Auf dem Parkplatz des Motels stapelten sich Hunderte davon. Sechs Umzugswagen standen mit offenen Türen da und warteten darauf, beladen zu werden.
    Niemand sonst war da, also begann Fiona natürlich sofort, ihm zu helfen. Sie hatte noch nicht einmal die Chance gehabt, ihre gute Urlaubskleidung auszuziehen.
    Sie war nur fünf Tage weg gewesen, aber Eliot wirkte wie ein Fremder – und das lag nicht nur an seiner neuen Brille (die ihn älter und vornehm aussehen ließ). Er war still, als hätte er eine Million neuer Geheimnisse zu bewahren.
    Allerdings ging er ihr immer noch auf die Nerven. Daran hatte sich nichts geändert. Wenn sie in seiner Nähe war, erhöhte die Hitze seines Körpers noch die feuchtheißen Temperaturen des letzten Sommertags.
    »Wo war doch gleich meine Kleidung?« Sie zog das Klebeband von einem Karton ab.
    »Nicht da drin«, sagte Eliot verärgert. »Cee hat alle Kisten codiert. Der Kram aus deinem Zimmer ist mit grünen Kreisen markiert.«
    Grüne Kreise, rote Sterne, schwarze Karos – warum hatten sie nicht einfach ihren Namen auf die Kartons geschrieben?
    Eliot sprang von der Hebetür. Er streckte die Hand aus, um Fiona hinunterzuhelfen.
    Sie ignorierte das und sprang allein nach unten.
    Dann klopfte sie sich ihr neues Kleid ab – eines, das Robert für sie gekauft hatte -, aber es gelang ihr nur, Dreck auf dem schönen Batikmuster zu verschmieren. Sie seufzte. Cee würde mit ihrer selbstgemachten Seife sicher den Stoff ruinieren.
    Robert. Sie wünschte, er wäre hier gewesen.
    Er hatte sie nicht hergefahren, weil er das Gefühl hatte, für eine Weile »untertauchen« zu müssen. Da der Rat noch immer wütend auf ihn war, konnte sie es ihm nicht verdenken.
    Robert hatte versprochen, sich in ein paar Tagen bei ihr zu melden, aber Fiona fragte sich, ob sie ihn je wiedersehen würde.
    Eliot durchsuchte die Stapel, fand einen Karton und schleifte ihn zu ihr hinüber.
    Wie Cee es überhaupt geschafft hatte, den Großteil der Bücher aus den Oakwood Apartments herauszuholen, bevor das Gebäude abgebrannt war, blieb ein Rätsel.

    »Das hier ist deiner.« Eliot zerrte den Karton neben sie.
    Fiona riss ihn auf. Zwischen mehreren staubigen Büchern war ihr antiker Globus eingezwängt. Sie strich mit der Hand über die unebene Erdoberfläche und lächelte. Gott sei Dank hatte ihr Globus überlebt. Sie hätte ihn vermisst. Er war immer ein Symbol gewesen für ihren Wunsch, an fremde Orte zu reisen. Dieser Wunsch hatte sich erfüllt … mit mehr unerwarteten Konsequenzen, als sie es je, in ihren kühnsten Träumen, für möglich gehalten hätte.
    »Hier, schau mal.« Eliot zog Marcellus Masters Praktischen Erste-Hilfe- und Chirurgie-Führer aus dem Karton. »Cool, oder?«
    Er sah sie an, als hätte er einen vergrabenen Piratenschatz gefunden.
    Nichts davon war cool. Ihr altes Zuhause war zerstört. Jetzt zogen sie um. Wie konnte ihr Bruder nur immer noch so kindisch sein?
    »Was ist los?«, fragte er. »Leidest du an Dyslexie?«
    Das war eine gekonnte Beleidigung. Dyslexie bezeichnete eine Unterform der Legasthenie. Sie zu fragen, ob ihr das Lesen schwerfiel, weil sie einen Hirnschaden hatte, war dreist – als ob sie nicht doppelt so schnell wie er hätte lesen können.
    Fiona ballte die Fäuste.
    Ihr Zorn durchströmte sie wie eine Flutwelle. Sie ließ ihn anschwellen … und dann verfliegen. Sie hatte gelernt zu warten. Dieses atavistische Blut stieg immer wieder wie eine rote Welle in ihr hoch, seit jener Nacht, in der sie gegen Beelzebub gekämpft hatte.
    Doch sie wusste, dass der Zorn verfliegen würde, wenn sie ein paar Sekunden abwartete.
    Sie war nicht wütend auf Eliot. Er war nur ihr Bruder, wie immer; allerdings war das an und für sich schon extrem lästig.
    Was hatte sie also wirklich derart wütend gemacht?
    Vielleicht war es Marcellus Masters Praktischer

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