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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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stand viel über Familienclans darin, die sich befehdet haben. Viele Leute wurden in Italien im 16. Jahrhundert gefoltert oder ermordet.«
    »Und in welcher Hinsicht hilft uns das?«
    »Die Kinder in diesen Adelsfamilien, sie waren wie Bauern beim Schachspiel, dienten dazu, voraus in die Gefahr geschoben zu werden. Taktisch platziert, um die größeren Spielfiguren zu schützen.«
    Eliot leckte sich die Lippen. »Hatte Machiavelli einen Rat für einen ›Bauern‹?«
    »Ja. Es auf die andere Seite des Spielbretts zu schaffen.«
    »Lange genug am Leben zu bleiben, um eine ›wichtige Spielfigur‹ zu werden?«
    Wenn Bauern es ganz auf die andere Seite des Schachbretts schafften, konnten sie zur Dame, zum Turm, Läufer oder König befördert werden.
    Fiona nickte. »Ich frage mich, ob Tante Lucia das gemeint hat, als sie sagte, dass die Prüfungen vielleicht beweisen würden, dass wir es ›wert sind, am Leben zu bleiben‹; und dann erst sagte, dass sie uns vielleicht das Recht erwerben würden, ›Teil dieser Familie zu sein‹.«

    »Ich habe mir auch schon über die Reihenfolge Gedanken gemacht, in der sie das gesagt hat. So, als ob es wichtiger wäre, zur Familie zu gehören, als am Leben zu sein.«
    »Machiavelli schreibt aber auch, dass die beförderten Bauern beschädigt waren. Er sagt nicht in welcher Hinsicht, nur, dass sie etwas verloren haben.«
    »Wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich das Schachbrett überqueren …« Eliots Stimme erstarb, und er starrte nach vorn.
    Fiona folgte seinem Blick.
    Jemand stand in dem Gässchen einen Viertelblock weiter vorn an der Straße.
    Sie brauchte drei volle Sekunden, um zu begreifen, dass dieser Jemand der Penner war, der schon die letzten paar Monate über in dem Durchgang gehaust hatte. Er trug einen neuen, grauen Trenchcoat. Sein Haar war gewaschen und zu einem Pferdeschwanz aus Silber und Pechschwarz zurückgebunden. Sogar seine abgewetzten Turnschuhe hatten sich in polierte Slipper verwandelt. Er winkte und bedeutete ihnen, näher zu kommen.
    Eliot strebte auf ihn zu.
    »Oh nein.« Fiona packte Eliot am Arm. »Ich habe heute schon meine empfohlene Tagesdosis an Seltsamkeiten zu mir genommen!«
    Eliot riss seinen Arm los. »Ich will mit ihm reden.«
    Fiona ließ los und sah ihre Hand an. Mike hatte sie genauso gepackt, wie sie eben ihren Bruder gepackt hatte.
    »Ich warte auf dich.« Sie ging weiter, ohne Blickkontakt mit dem alten Kerl aufzunehmen. Sie würde sich unter keinen Umständen anhören, wie die beiden über Musik und Pompeji und all den Blödsinn redeten, der sonst noch durch den Alkoholschwamm von einem Gehirn strömte, den dieser Penner sein Eigen nannte.
    Sobald sie an dem Durchgang vorüber war, verlagerte Fiona ihre Büchertasche und öffnete die Schnallen. Sie warf einen Blick zurück: Eliot und der alte Spinner unterhielten sich. Er war nicht dabei, ihren Bruder zu packen und in das Gässchen zu zerren. So weit, so gut.

    Fiona ließ die Hand in den herzförmigen Kasten gleiten. Sie klaubte eine Praline daraus hervor, die eine Oberfläche wie eine winzige Tangerine hatte und mit Orangenschale besprenkelt war.
    Sie biss die Praline in zwei Hälften. Die Schokolade war mit Orangen- und Grapefruitstückchen durchsetzt, die in einem Bukett aus cremigem Kakao schwammen.
    Ihr Blut erwärmte sich und raste, und sie fühlte sich wieder lebendig.
    Aus halb geschlossenen Augen beobachtete sie Eliot. Er redete immer noch. War immer noch in Sicherheit.
    Ihre Gedanken trieben zu Robert, und sie erinnerte sich an seine Worte, dass ihre Mutter eine Göttin gewesen sei. Das konnte nicht wahr sein, weil nur eines auf der Welt göttlich war … und das hielt sie in den Fingern.

26
    Mehr als eine Art von »Spiel«
    Eliot konnte kaum glauben, dass der Mann vor ihm dieselbe Person war, die die letzten sechs Monate über in diesem Gässchen gehaust hatte. Er sah fünfzehn Zentimeter größer aus, und ein Teil seines Haars war entgraut und nun so schwarz wie die Nacht. Er trug einen neuen Trenchcoat, Hosen mit Bügelfalte, ein Leinenhemd und glänzende Lederschuhe.
    Und dabei erzählte Cee Eliot immer, dass Leute sich nie änderten, dass sie blieben, wie sie waren (und dass er, sehr zu seinem Ärger, immer ihr »süßer« Eliot bleiben würde).
    Die funkelnden blauen Augen des Mannes waren aber noch dieselben, und als er Eliot nun anlächelte, wusste dieser, dass es dieselbe Person war. Vielleicht war diese sauberere Person der Mann, der er immer gewesen war, und

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