Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils
als hätte er sie erstochen.
Fiona mochte ja schon versucht haben, ihn in den Wahnsinn zu treiben, und sich die schlimmsten Beleidigungen der Welt ausgedacht haben, um sie ihm an den Kopf zu werfen, aber sie hätte ihn nicht einmal in einer Million Jahren verpfiffen. Nicht, dass sie das hätte tun müssen . Großmutter bekam meist ohnehin alles heraus, was sie taten.
»Entschuldige«, flüsterte er.
Fiona kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Keine Sorge. Ich würde es ihr niemals erzählen.«
Sie standen einen Moment lang da, starrten beide auf den Bürgersteig und sagten kein Wort.
Dann begann Fiona langsam zu gehen, überquerte die Vine Street und wartete auf den Stufen zu Ringo’s auf ihn.
Eliot folgte ihr. Draußen parkten nur halb so viele Autos wie gestern.
Zusammen gingen er und seine Schwester hinein.
Die Uhr an der Wand zeigte an, dass sie fünfundzwanzig Minuten zu spät kamen. Ein neuer Rekord.
Mike hätte ihnen den Lohn für einen halben Tag abgezogen – und auch gedroht, sie zu feuern. Eliot fragte sich, wie es ihm wohl ging. Wann oder ob Mike zurückkommen würde. Ob er die Hand verloren hatte.
Julie lehnte an der Kasse. Sie sagte nichts darüber, dass sie zu spät kamen, sondern winkte ihnen nur leicht gelangweilt zu. Sie trug einen flauschigen himmelblauen Pullover mit tiefem Ausschnitt und einen weißen Spitzenrock, der ihr bis zu den Knien reichte.
»Der Partyraum ist gestern Abend benutzt worden«, informierte sie Fiona.
Fiona ließ den Kopf hängen. »Aber ich bin früher gekommen und habe ihn schon für dich gemacht«, sagte Julie. »Wärst du so nett, nachher mit zu bedienen, Süße? Linda hat irgendeinen Termin beim Zahnarzt.«
»Danke.« Fiona blinzelte ungläubig. »Äh, ja klar.«
Julie trat von der Theke weg und schenkte Eliot ein Hundert-Watt-Lächeln. »Ich möchte dir hinten etwas zeigen.«
Eliot folgte ihr durch den Speisesaal und in die Küche, unfähig, den Blick von ihren geschmeidigen Bewegungen abzuwenden … und verlegen über diese ihm ganz fremde Verwegenheit.
Julie winkte Johnny zum Gruß zu. Johnny winkte zurück, während er eine Pizza hochwarf und wieder auffing.
Eliot entdeckte einen neuen Schrank aus rostfreiem Stahl neben seinem Spülbecken.
Julie öffnete das Ding. Darin waren nur Düsen und Metallablagen, die halb mit schmutzigem Geschirr gefüllt waren. Es war ein Geschirrspüler.
»Dein neuer bester Freund«, sagte Julie. »Er schafft sechzig Ablagen in der Stunde – schneller, als man ihn füllen kann.«
Eliot schluckte. »Heißt das, dass ich meinen Job los bin?«
Julie kicherte. Es klang wie Schlittenglöckchen. »Du Träumer. Es muss noch immer jeder Teller und Topf ausgekratzt, eingeladen, wieder ausgeräumt und ins Regal gestellt werden, aber das wird deinen Job tausend Mal leichter machen.«
»Wow – danke!« »Du wirst ein bisschen mehr Zeit haben, deshalb will ich, dass du Johnny hilfst. Er braucht einen neuen Assistenten.«
»Ich? Als Kochassistent?«
Eliot hatte schon immer kochen wollen. Cee hatte ihn jedoch stets aus der Küche gescheucht, wenn er versucht hatte, mehr zu tun, als Zutaten zusammenzusuchen, die sie anbrennen lassen konnte.
»Der neue Mann hat sich nicht bewährt.« Julie sah sich um, als ob irgendjemand sonst sie hören könnte. »Ich habe den Mistkerl gefeuert.«
Eliot fragte sich, was der neue Mann wohl getan hatte, um das zu verdienen. Eliot war fast eine halbe Stunde zu spät zur Arbeit gekommen … und befördert worden.
»Du wirst jetzt sogar so viel Freizeit haben, dass du vielleicht Lust hast, mich in unserer Pause zum Kaffee einzuladen.« Julie grinste, und in ihren Wangen bildeten sich bezaubernde Grübchen.
Sie fegte davon, und Eliot sah ihr fasziniert nach.
Johnny pfiff leise. »Hör zu, Amigo.« Er schlich sich näher heran und wischte sich die mehlbestäubten Hände an der Schürze ab. »Du hörst am besten auf die neue Chefin. So etwas kommt nicht jeden Tag in dein Leben gesegelt.«
»Ich weiß.«
Doch eigentlich wusste Eliot gar nichts. So etwas passierte
ihm, dem König aller Streber, sonst nie. Nur in seinen Tagträumen gab es Musik und Mädchen, die ihn baten, mit ihm auszugehen. Sein ganzes Leben war auf den Kopf gestellt worden, und das nicht unbedingt zum Schlechteren hin. Er könnte sich daran gewöhnen.
Allerdings brach er gerade Großmutters Regeln 34 und 106 (die sich auf Musik und Verabredungen bezogen). Und das fand sie immer heraus.
»Was ist mit deinem Assistenten
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