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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Minuten legte Ralf eine Schreibpause ein. Helga trug die bereits signierten Werbeschriften hinaus.
    Als sie zurückkam, war Gerard Lacombe zu sehen, der das Podium betrat.
    „Er geht wie ein Holzfäller“, sagte Ralf.
    „Und er fährt auch so.“
    „Er ist ein guter Fahrer. Einer der besten. Hart und zäh. Für mich ist er der Favorit.“
    Helga setzte sich. Sie war ein bildhübsches Mädchen, Blond, langbeinig, vollbusig, sexy und überaus anschmiegsam. Und ihre Nähe tat Ralf gut.
    Seit sieben Monaten war Helga tagtäglich mit Ralf zusammen. Diese Monate hatten sie beide verändert.
    Sie war schon seit drei Jahren für ATT tätig. Bert Zinnemann hatte ihr den Job als Ralfs Betreuerin angeboten, und sie hatte ihn zögernd angenommen.
    Es hatte nur wenige Tage gedauert, bis sie erkannt hatte, daß er ganz anders war, als ihn die Presse hinstellte. Er war nicht sanft und schon gar nicht freundlich. Meist war er mürrisch, in sich selbst zurückgezogen und nachdenklich. Seine Fans, Reporter und alte Menschen waren ihm ein Greuel. Parties und kreischende Teenager verabscheute er. Sein Hauptinteresse galt dem Schach. Täglich spielte er mindestens eine Stunde mit einem Computer, und bis vor vier Wochen hatte noch ein bekannter Großmeister zum Betreuerteam gehört. Fernsehen und Kino hatten Ralfs Interesse nie geweckt. Dagegen verschlang er alle Bücher über Biologie, die er bekommen konnte. Skifahren beschäftigte ihn nur insoweit, als es seine eigene Person betraf.
    Eigentlich war er für seine Umgebung ein völliges Rätsel. Über seine Pläne, Hoffnungen und Wünsche sprach er nur ausweichend. Auf direkte Fragen antwortete er nicht.
    Er war allen Menschen gegenüber mißtrauisch. Helga gegenüber war er es besonders lange gewesen. Vor drei Monaten hatten sie zum erstenmal miteinander geschlafen. Seine Beziehung zu ihr kam Helga oft sehr merkwürdig vor. Mal kam sie sich wie seine Mutter vor, dann wieder wie eine alte Freundin, und gelegentlich war sie auch seine Geliebte. Wenn letzteres der Fall war, nahm er sie dermaßen in Anspruch, daß sie anschließend groggy war.
    Vor fünf Tagen hatte er die letzte Nacht mit ihr verbracht. Danach hatte Dr. Mandel begonnen, ihn mit sextötenden Mitteln zu behandeln. Es hatte sich herausgestellt, daß Ralf im Rennen bessere Leistungen erbrachte, wenn er zuvor sexuell enthaltsam gelebt hatte.
    Und in dieser Nacht vor fünf Tagen war er erstmals aus sich herausgegangen und hatte ihr einen Blick in sein Inneres gestattet.
     
    Sie lag eng an ihn geschmiegt. Und wieder hatte sie das Gefühl, daß er mit seinen Gedanken ganz weit fort war, in einer Welt, zu der sie keinen Zutritt hatte.
    „Was wirst du tun, wenn du die WM gewinnst?“
    „Ich werde mit dem Skifahren aufhören.“
    „Und was wirst du dann tun?“
    Sein Gesicht war seltsam leer. „Ich werde mir eine Farm kaufen“, sagte er fast unhörbar, „und dann werde ich die besten Vollblüter züchten, die es je gegeben hat.“
    „Du willst Pferde züchten? Seit wann interessierst du dich für Pferde?“
    „Seit zwanzig Jahren.“
    Sie sah ihn verwirrt an. Niemand aus seiner Umgebung hatte das auch nur geahnt.
    „Mein Vater nahm mich vor zwanzig Jahren zum Galopprennen nach München mit. Ich war sofort fasziniert und lernte reiten. Im Sommer ritt ich, und im Winter fuhr ich Ski. Ich wollte ein zweiter Lester Pigott werden oder ein zweiter Franz Klammer. Aber den Traum von einer Jockeilaufbahn mußte ich begraben, als ich zwölf war. Da war ich fast so groß wie heute und wog sechzig Kilo.“
    „Das muß ziemlich bitter für dich gewesen sein.“
    „Ich konzentrierte mich dann ganz aufs Skifahren. Ich wollte Olympia-Sieger werden. Und das schaffte ich.“
    „Und jetzt willst du Profi-Weltmeister werden.“
    Er nickte. „Ich wollte immer so viel Geld verdienen, daß ich den Rest meines Lebens nicht mehr Arbeiten muß. Das habe ich erreicht.“
    Und was wird aus mir, wollte sie fragen. Was wird aus mir, wenn du gewinnst? Aber sie hatte Angst die Frage zu stellen, da sie die Antwort zu wissen glaubte.
     
    Ralf blickte auf, als Peter Sullivan eintrat und sich hinsetzte.
    „Nervös, Ralf?“
    „Nein. Das werde ich erst morgen vor dem Start sein.“
    Peter zögerte einen Moment. „Ich habe Carol Wigham getroffen. Sie will dich morgen interviewen.“
    „Ich wußte, daß sie kommen würde. Wir sind uns sehr ähnlich. Sie hat ebensowenig Illusionen wie ich. Wir beide kennen die Menschen. Sie ist eine faszinierende

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