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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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für den Jungen getan, was wir konnten. Wir haben die besten Leute engagiert: Sie als Trainer; den bekanntesten Konditionstrainer; einen erfolgreichen Sportarzt, einen hervorragenden Masseur und ein optimales technisches Team. Er ist bestens vorbereitet.“
    „Bert, Sie sind ein hoffnungsloser Fall. Profiabfahrten sind nicht mit normalen FIS-Abfahrten zu vergleichen. Das sollte auch Ihnen langsam klar geworden sein. Dieser WM-Lauf ist besonders schwierig, etwas Ähnliches hat es nie zuvor gegeben. Bei den Profis setzt sich nur der brutalste, skrupelloseste und härteste Fahrer durch. Das alles trifft auf Ralf nicht zu. Er hat Skrupel. Er wirft nicht einfach einen Gegner um oder drängt ihn aus der Bahn. Er ist noch nicht die Kampfmaschine, die dieser Sport braucht. Vielleicht ist er nächstes Jahr soweit.“
    „Mit Ihrem Pessimismus gehen Sie mir auf die Nerven, Peter. Genug davon. Unser Star kommt.“
    Ralf kam auf sie zu. Sein Gesicht war ernst. Die Gelassenheit und Ruhe, die er vor der Reportermeute gezeigt hatte, war wie fortgeblasen. Er sah müde aus.
    „Gut gemacht, Ralf,“ lobte Zinnemann ihn auf seine schleimige Art.
    „Immer die gleichen blöden Fragen“, sagte Ralf und blickte Peter an.
    „Und immer die gleichen blöden Antworten. Bert, bringen Sie Ralf auf sein Zimmer. Keine Besucher. Verstanden?“
    „Sie kommen nicht mit?“ fragte Zinnemann.
    „Später. In einer halben Stunde.“
    Geistesabwesend betrat Peter Sullivan die Hotelbar. Er war breitschultrig, fünfunddreißig, und das erste Grau zeigte sich in seinem dunklem Haar.
    „Das übliche, Mr. Sullivan?“ fragte der Barkeeper.
    Sullivan nickte und rutschte auf einen Hocker.
    Er nippte an seinem Drink und drehte sich nicht um, als er das Klappern hochhackiger Schuhe hörte, das neben ihm verstummte.
    „Darf ich mich zu dir setzen, Peter?“
    Unwillkürlich preßte er die Lippen zusammen. Die Stimme hatte er seit fünf Jahren nicht mehr gehört.
    „Ja“, sagte er undeutlich.
    Das Rascheln von Stoff war zu hören. Langsam drehte er sich um.
    „Hallo, Carol.“
    Sie blickte ihn kurz an und wandte den Kopf dann dem Barkeeper zu.
    „Ein Tonic mit viel Eis.“
    „Sehr wohl, Miss Wigham.“
    Peter musterte sie verstohlen. An ihr war die Zeit offenbar spurlos vorbeigegangen.
    „Weshalb bist du nicht bei der Pressekonferenz, Carol?“
    „Ich habe mir nur Ralf angehört. Die anderen Fahrer interessieren mich nicht. Eigentlich bin ich nur wegen Ralf nach Denver gekommen.“
    „Niemand darf mit ihm sprechen.“
    „Ich weiß. Er wird wie ein Gefangener gehalten.“
    „Das gehört dazu.“
    Sie nickte.
    „Ralf hat mir von dir erzählt, Carol.“
    Sie trank einen Schluck.
    „Nach seinem olympischen Sieg war er eine Woche mit dir zusammen, Ich glaube, er ist noch immer in dich verliebt.“
    „Nein, das glaube ich nicht. Er war nie in mich verliebt. Unsere Beziehung war ganz anders.“
    „Du bist die einzige Frau, die ihn je verstanden hat. Das behauptet er.“
    „Möglich.“
    „Für dich war er einer unter vielen. So wie ich.“
    Sie schwieg.
    „Ich habe Ralf nichts davon gesagt, daß wir es zwei Tage miteinander getrieben haben, nachdem ich Profi-Weltmeister wurde.“
    „Und warum hast du es ihm nicht erzählt?“
    „Ich wollte ihm seine Illusionen über dich nicht rauben.“
    „Er weiß genau über mich Bescheid, Peter. Ich spiele ehrlich. Das weißt du, das wissen alle.“
    Peter nickte. „Noch einen“, sagte er und hob das leere Glas.
    „Hat dir Ralf erzählt, daß ich es ihm ausreden wollte, Profi zu werden?“
    „Ja, das hat er. Er will beweisen, daß er besser ist als du glaubst.“
    „Das hätte er mir auf anderen Gebieten beweisen können.“
    „Du hältst noch immer nichts von Sportlern.“
    „Nichts von Berufssportlern. Ihre Tätigkeit ist so nutzlos, so sinnlos.“
    „Und deshalb bist du gekommen. Du wirst wieder einmal einen bissigen Artikel über den Profisport bringen, über seine Sinnlosigkeit, seine von Jahr zu Jahr steigende Brutalität, von seinen Auswüchsen.“
    „Richtig, das werde ich tun. Aber ich bin noch aus einem anderen Grund hier.“
    „Der ist?“
    „Ralf hat mir ein Exklusiv-Interview versprochen, wenn er Weltmeister wird.“
    „Ich bezweifle, daß er gewinnen wird.“
    „Ich glaube schon. Er ist härter, viel härter als ihr alle glaubt.“
    „Wenn ich dir einen Rat geben darf, Carol, dann setz keinen Dollar auf seinen Sieg.“
    „Ich wette niemals. Ich finde es scheußlich, daß man

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