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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hier waren die schwierigsten Stellen eingeblendet: Schanze, Tunnel, Labyrinth.
    Ralfstand auf und schlüpfte in die Skibindung. Aber sofort sah er wieder zum Bildschirm. Die Namen der Läufer erschienen, ihre Startnummern, die Rennfarben und die Kurse.
    1 Tom Rowe giftgrün 30:1
    2 Bob David rosa 50:1
    3 Jean Kelly hellblau 25:1
    4 Carlo Dettori orange 150:1
    5 Steve Paradise schwarz/rote Streifen 20:1
    6 Gerard Lacombe violett 10:1
    7 Eraldo Tardelli dottergelb 160:1
    8 Archie Harper hellbraun 40:1
    9 Ralf Mayer blutrot 250:1
    Noch sechs Minuten bis zum Start. In einer Minute mußte er hinaus ins Freie.
    „Wieviel Geld hast du bei dir, Peter?“
    „Etwa tausend Dollar.“
    „Setz sie für mich auf Sieg!“
    „Aber, du hast …“ Peter brach verwirrt ab. Nie zuvor hatte Ralf sich selbst in einem Rennen gespielt. „Wie du meinst. Carsten, kommen Sie her. Da haben Sie tausend Dollar. Beeilen Sie sich.“
    Carsten schnappte die tausend Dollar und lief aus dem Zimmer.
    „Raus mit dir, Ralf.“
     
    Gemächlich fuhr er auf die Startmaschine zu. Sie glich der eines normalen Galopprennens.
    Einen Augenblick dachte er an Helga und Carol, die vor dem Fernseher sitzen würden, und wahrscheinlich nicht weniger nervös waren als er.
    Die Scheibe seines Helms hatte sich an die andersartigen Lichtverhältnisse in Sekundenbruchteilen angepaßt. Das grelle Schimmern der schneebedeckten Berge war nun nicht mehr zu erkennen.
    Zwei Minuten bis zum Start.
    Die Läufer 1-7 hatten die Boxen bereits betreten, und die hinteren Klappen waren von den Starthelfern verriegelt worden.
    Nun betrat die Nummer 8 die Box. Archie Harper war ein erfahrener Profi. Vergangenes Jahr war er Dritter geworden.
    „Hinein mit dir, Ralf“, hörte er Peters ruhige Stimme.
    Er stapfte hinein und preßte sich gegen die geschlossenen Vorderklappen, die ihm bis zum Hals reichten. Er spürte einen sanften Druck im Rücken, als die hinteren Klappen geschlossen wurden.
    „Fünfzig Sekunden noch, Ralf. Entspanne dich.“
    Verdammt, dachte Ralf, jetzt könnte ich pinkeln. Aber jetzt geht es nicht mehr.
    „Fünfundzwanzig Sekunden. Laß dir mit dem Abspringen Zeit, Ralf.“
    Üblicherweise sprang man wie verrückt ab, doch dieses Rennen war in jeder Beziehung anders. Normal stand die Startmaschine vor einem Steilhang, doch dieser Kurs fing harmlos an: mit einer Linkskurve. Da er die äußerste Startnummer hatte, war es für ihn unmöglich, sofort an die Innenseite der Bahn zu kommen. Und er wollte nicht schon kurz nach dem Start in einen eventuellen Massensturz verwickelt werden.
    „Zehn Sekunden noch.“
    Ralf blickte geradeaus auf die verschneiten Berggipfel, deren Namen er nicht kannte und auch gar nicht kennen wollte.
    „Fünf, vier, drei, zwei, los!“
    Die Boxentür sprang auf.
    „Los, Ralf!“
    Er duckte sich und sprang hinaus. Erwartungsgemäß hatten die inneren Startnummern den besten Start erwischt.
    Die 9377-Meter-Qual begann.
    Er ließ sich ruhig nach links treiben. Die Piste war ohne Buckel und Rillen, völlig glatt. Der Schnee flog hoch.
    Vor sich sah er zwei Fahrer. Ein schwarzer Anzug mit roten Streifen und ein dottergelber. Paradise und Tardelli. Der bullige Amerikaner versuchte den Italiener von der Piste abzudrängen.
    Ralf fuhr die Kurve ganz präzise an. Die beiden vor ihm liegenden Fahrer kämpften noch immer miteinander.
    Nun fiel die Strecke etwas steiler ab. Etwa hundert Meter lang war sie schnurgerade.
    „Nach rechts, Ralf.“
    Er gehorchte. Während des Rennens würde er blindlings den Anweisungen seines Trainers gehorchen. Sullivan hatte einen viel besseren Überblick.
    „Tiefer, geh tiefer in die Hocke. Versuche an Fünf und Sieben vor der Rechtskurve vorbeizukommen.“
    Weit vorgebeugt raste er hinunter, fand die Ideallinie, fuhr wie auf Schienen, drückte alle Buckeln durch und raste an den beiden Kämpfenden vorbei, die weiter nach links abgetragen wurden. Er war der Spitzengruppe nähergekommen.
    „Gut gemacht, Ralf.“
    Auch in der Rechtskurve fand er die Ideallinie. Bis jetzt war das Rennen ein Kinderspiel gewesen. Zwanzig Sekunden würde die Spazierfahrt noch dauern, dann würde es ernst werden.
    Er blickte stur geradeaus. Vor ihm lag die Mauer, jene Stelle, von der aus man in einen Flachteil geschleudert wurde.
    Den Absprung erwischte er mittelprächtig. Er sprang zu weit ins Flache, setzte aber bombensicher auf.
    Einer seiner Konkurrenten hatte den Aufsprung schlecht erwischt. Der hellblaue Anzug wirbelte durch die

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