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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Frau, und einer der wenigen Menschen, die ich wirklich gern habe.“
    „Weshalb haßt du eigentlich die Menschen, Ralf?“
    Ralf warf den Kugelschreiber auf den Tisch. Er hörte Helgas rasches Atmen.
    „Das kann ich dir sagen, Peter. Ich war ziemlich naiv, als ich zum Skizirkus stieß; ein kleiner dummer Junge, für den die Welt noch heil war. Ich war gutgläubig und wollte Spitzenfahrer werden. Doch es dauerte nur wenige Wochen und ich wußte was gespielt wurde. Alle wollten berühmt werden, und alle waren nur hinter dem Geld her. Je öfter sie in der Zeitung standen und von schwachsinnigen Reportern hochgejubelt wurden, um so glücklicher und eingebildeter wurden sie. In ihrer Armseligkeit waren sie abstoßend und widerlich. Alle. Die Fabrikanten, die hinter den Talenten her waren, die Trainer, die Betreuer, die unfähigen Funktionäre und natürlich auch die Teamgefährten. Intrigen, Lügen, Heuchelei, Verleumdungen, Bösartigkeiten und ein Kampf jeder gegen jeden. Alle waren sie Scheißer, miese Kreaturen!“
    Peter und Helga saßen wie erstarrt.
    Ralf stand auf. Er ging zum Fernseher und schaltete ihn aus. Dann drehte er sich langsam um.
    „Das war aber noch alles nicht so schlimm. Ekelhaft wurde es erst so richtig, als der Patriotismus ins Spiel gebracht wurde, die größte Lüge, die es überhaupt gibt. Für das Vaterland zu siegen, das ist doch das größte, das muß es wohl sein, wenn man nach den vertrottelten Sportreportern geht und dem noch dümmeren Publikum, für das man stellvertretend Fährt. Für dein Land wirst du das beste geben. Quatsch. Du willst nur für dich selbst gewinnen. Dein Land ist dir herzlich egal. Aber alle schlucken den Unsinn mit der Ehre fürs Vaterland.“
    Erschöpft hielt er einen Augenblick inne.
    „Ich lernte rasch. Mir wurde ein Image verpaßt, nach dem ich lebte. Ich handelte mir gute Verträge aus. Ich ließ sie alle bluten. Ich verkaufte mich teuer, und ich werde mich teuer verkaufen.“
    „Und wie stufst du mich ein?“ fragte Peter.
    „Du warst vom ersten Augenblick an ehrlich. Dir geht es um den Erfolg. Ich bin wichtig für dich und deine künftige Laufbahn. Du hast allen bewiesen, daß du aus einem Amateur einen Profi machen kannst. Um deine Zukunft als Trainer ist mir nicht bange.“
    Er sah Helga an. In ihren Augen las er die Frage, die sie nicht zu stellen wagte.
    „Du willst wissen, was ich von dir halte, Helga?“
    Sie nickte zögernd.
    „Willst du mich heiraten?“
    Mit allem möglichen hatte sie gerechnet, doch mit dieser Frage nicht.
    „Ja“, antwortete sie leise.
     
    Ralf stand um acht Uhr auf. An das bevorstehende Rennen versuchte er nicht zu denken.
    Frühsport mit dem Konditionstrainer Heini Dönger. Dann ein kräftiges Frühstück. Anschließend eine Massage von Karl Holzer, danach eine kurze ärztliche Untersuchung.
    Wieder ins Bett. Doch er konnte nicht schlafen. Nach einer halben Stunde stand er auf, setzte sich an den Tisch und spielte eine Partie gegen den Schach-Computer. Spanisch mit 3 … . a 6, die Gambitvariante. Nach fünfundzwanzig Zügen war der Computer geschlagen.
    Ein paar Minuten vor zwölf Uhr rasierte er sich sorgfältig.
    Fünf Minuten nach zwölf Uhr begann das Zerren in seinem Magen. Seine Hände wurden feucht. Nervös lief er im Zimmer auf und ab. Er ging auf die Toilette und versuchte zu pinkeln, doch es klappte nicht.
    „Verdammte Scheiße“, flüsterte er und stapfte wieder hin und her.
    Um halb eins holte Peter Sullivan ihn ab.
    „Alles in Ordnung, Ralf?“
    Er lächelte verkrampft. „In meinem Magen hat sich ein Ameisenvolk niedergelassen. Mir ist abwechselnd kalt und warm. Ich fühle mich hundsmiserabel.“
    „Dann ist ja alles bestens in Ordnung“, freute sich Peter. „Zieh dir den Pelzmantel an. Und setz dir die Mütze auf. Es ist saukalt.“
    Ralf gehorchte.
    Mit dem Schnellaufzug fuhren sie zum Hoteldach hinauf, wo bereits der Hubschrauber auf sie wartete.
    Es war grimmig kalt. Ein strahlend schöner Tag, aber von den Rocky Mountains her kam ein beißender Wind.
    „Die anderen sind schon am Start eingetroffen“, sagte Peter.
    Ralf nickte und kletterte in den Helikopter. Peter folgte ihm. Sie schnallten sich an. Der Pilot winkte ihnen zu. Sanft hob er von der Plattform ab.
    Mit jeder Minute wurde Ralf nervöser. Sein Gesicht war kreidebleich. Er konnte die Hände nicht eine Sekunde ruhig halten.
    Gelegentlich warf er einen raschen Blick auf Denver. Sie flogen am Stapleton International Airport vorbei,

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