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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Öffnung erreicht. Ein paar Sekunden war es dunkel, dann wurde es hell. Die Halle war rot erleuchtet.
    Zwanzig mannshohe, kreisrunde Öffnungen lagen vor ihm. Welche sollte er wählen?
    Der Boden war funkelndes Eis. Spiegelglatt und steil abfallend.
    Ralf preßte die Skier mehr zusammen und richtete sich auf.
    Er ließ sich einfach auf die Eingänge zutreiben. Noch immer hatte er sich nicht entschieden, welchen Ausgang er nehmen sollte. Zum Teufel damit, ich lasse mich weiter treiben …
    Er wurde nach rechts abgetrieben. Seine Fahrt wurde schneller.
    Die Skier trieben ihn auf den vierten Ausgang zu. Willig fuhr er hindurch.
    „Lacombe hat einen schlechten Gang gewählt“, frohlockte Sullivan. „Er wird einige Sekunden verlieren.“
    Der funkelnde Gang wurde niedriger. Ralf ging in die Hocke. Sein rechter Knöchel begann zu schmerzen. Arme und Beine waren gefühllos.
    „Bursche, du hast ein verdammtes Glück!“ schrie Peter. „Dein Gang ist schnurgerade. Jetzt gilt es! Du kannst Lacombe noch einholen!“
    Ralf war bereits so abgestumpft, daß er sich über diese Nachricht nicht freuen konnte.
    Bald ist alles vorbei, dachte er.
    Lacombe verlor immer mehr Zeit. Sein Gang verlief in Zickzackkurven.
    „Sein Vorsprung beträgt nur noch drei Sekunden!“ jubelte Peter.
    „Sie müssen das Labyrinth fast gleichzeitig verlassen“, sagte Stadler aufgeregt.
    „Zwei Sekunden Vorsprung.“
    Ein Blick zu Bob David. Er war langsamer geworden. Fünfundvierzig Sekunden lag er hinter Ralf.
    „Eine Sekunde. Ralf und Gerard sind nur mehr eine Sekunde auseinander.“
    „Ralf, du hast Lacombe fast eingeholt. Rascher, fahr rascher, du schaffst es, Junge! Denk an die Million! Denk an deine Wette! Zweihundertfünfzigtausend noch dazu. Mach schon! Komm!“
    „Sie sind zeitgleich!“
    Peter massierte sich das Kinn. Seine Augen brannten. Vor ihm die beiden Bildschirme. Auf dem einen Ralf, auf dem anderen Gerard Lacombe.
    Und darüber ein dritter Bildschirm, auf dem die Ausfahrt des Labyrinths zu sehen war.
    Jeden Augenblick mußten die beiden herauskommen. Dann war nur noch der Zielschuß zu überwinden.
    Fast gleichzeitig wurden die beiden aus dem Labyrinth geschleudert.
    Lacombe landete auf dem linken Ski, Ralf fast im selben Augenblick auf beiden.
    „Nein!“ schrie Peter und sprang hoch.
    Die beiden rasten aufeinander zu!
    Ralf versuchte auszuweichen. Lacombe kämpfte noch immer mit dem Gleichgewicht.
    Und da prallten sie zusammen!
    Peter schloß die Augen, stöhnte auf und ließ sich auf den Stuhl fallen.
    „Scheiße, Scheiße“, fauchte Stadler.
     
    Ralfs Augen waren weit aufgerissen, als er auf Lacombe zuraste. Er versuchte zu bremsen, eine andere Spur zu finden, doch eine Bodenwelle schob ihn weiter an Lacombe heran.
    Der Zusammenstoß war unvermeidlich.
    Er rammte den Franzosen, der zur Seite flog, stürzte und sich einmal überschlug.
    Ralf kam in Rückenlage, sein rechter Ski wurde hochgerissen.
    Dann sah er alles nur noch wie durch einen Schleier.
    Er krachte auf eine Eisplatte. Sein rechter Fuß verdrehte sich. Schmerz. Schock. Einmal war er in der Luft, dann wieder auf der Piste. Die Schmerzen wurden unerträglich. Sein Bein verdreht. Das Schienbein ein feuriges Schwert. Blut im Mund. Schmerz in der linken Schulter. Wieder ein Aufschlag, brutal und durch nichts gemildert.
    Schwärze. Stimmen. Bewußtlosigkeit.
     
    Zwei Sekunden lang starrte Peter Bildschirm Nummer 9 an. Ralf lag auf dem Bauch. Die Bindungen seiner Skier waren nicht aufgegangen, denn sie waren so eingestellt, daß sie nicht aufgehen konnten. Ralf war den Zielschuß hinuntergeflogen, hatte sich unzählige Male überschlagen und war genau zweiundzwanzig Meter vor dem Ziel bewußtlos liegengeblieben.
    „Zweiundzwanzig Meter!“ brüllte Peter auf. „Wie schwer ist er verletzt, Mandel?“
    „Innere Verletzungen unbestimmten Grades. Schwerste Prellungen. Das rechte Bein ist dreimal gebrochen. Totale Zertrümmerung des Schienbeins und der Ferse. Oberschenkelfraktur. Aus, es ist aus. Ich verständige die Streckensanitäter.“
    „Warten Sie, Mandel, warten Sie! Geben Sie Ralf eine schmerzstillende Injektion.“
    „Schon geschehen.“
    Peter blickte auf Bildschirm sechs. Lacombe hing bewußtlos in einem Fangnetz. Bildschirm zwei. Bob David lag noch immer fünfunddreißig Sekunden hinter Ralf zurück.
    „Keine Sanitäter, Mandel.“
    „Sind Sie übergeschnappt, Sullivan?“
    „Wir haben noch dreißig Sekunden, Mandel. Dreißig Sekunden. Wecken Sie

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