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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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dunkelblauen Overalls und entzündete eine Zigarette. „Hetschneider, das ist dieser Wahnsinnige, eh? Ich sagte zu ihm ‚Schönen guten Morgen, der Herr, aber die Lage ist ernst, und ich komme von meinem Chef und der von Nowossny, und ich weiß gar nicht, was Sie hier überhaupt noch zu suchen haben’. Ich hätte besser meinen Mund gehalten, denn dieser Hubert brüllte gleich los: ‚Ich bin Künstler, begreifen Sie? Künstler! Und ich habe ein Recht darauf, hier zu sein, auch wenn dies eine gottverdammte Bruchbude und Nowossny ein widerlicher Hurensohn ist, und ich sag Ihnen was, ich werde mich in meiner Spüle demonstrativ ertränken, wenn Sie auch nur einen Finger rühren, um das Haus abzureißen. Ich habe Verbindungen’, sagte dieser Hubert, dieser Künstler. ‚Ich werde eine ganze Bande Livemänner alarmieren, und die werden jede Ihrer Bewegungen, jeden Furz und jedes Ihrer schwachsinnigen Worte auf Videoband aufnehmen, und vor allem werden die filmen, wie ich mich ersäufe, und Sie’, sagte dieser Hubert und deutete mit seinem spitzen, nikotingelben Zeigefinger auf mich, ‚Sie werden verantwortlich für meinen Tod sein.’ Ausgerechnet ich!“ Der dicke Mann rauchte und schnaufte und nickte. „Dann warf er die Tür zu und fing an zu rumoren, und dann hörte ich Wasserrauschen, und alles war natürlich für die Katz. Also ab zur gegenüberliegenden Tür. Ich habe geklingelt, und ein dralles Weib öffnete und starrte mich an. ‚Ich komme von …’ begann ich, aber die ließ mich gar nicht ausreden, sage ich Ihnen, die breitete nur die Arme aus und kreischte: ‚Eine neue verlorene Seele, die den rechten Weg gefunden hat’, und kaum hatte sie das von sich gegeben, wimmelte es im Korridor von Männlein und Weiblein, und alle trugen Togen und hatten bemalte Köpfe, und einer hatte sogar eine Kuchengabel durch seine Nasenflügel gebohrt und geiferte mich an …“ Der dicke Mann schauderte. „Diese Augen, wissen Sie, Monsteraugen, sage ich Ihnen, schrecklich, wie die mich anstarrten, und der mit der Küchengabel hielt noch ’ne zweite in der Hand, und ich wußte genau, was der wollte, als der auf mich zutänzelte. Gott! Ich hab’ um mein Leben gefürchtet und bin abgehauen. Können Sie mir das verdenken? Aber was wird mein Chef sagen? Egal, ich bin kein Held, und bei den heutigen Hungerlöhnen ist so was bei mir nicht drin. Also, die Treppe weiter hinauf, und dann stand ich vor der Tür Ihres Nachbarn.“
    Robby kratzte die Bartstoppeln an seinem Kinn und nickte weise. „Protkop“, erklärte er. „Terrier Protkop und Anhang.“
    „Gangster“, stöhnte der dicke Mann. „Man hat mich bedroht. Ein großer Dürrer und ein kleiner Dürrer. In Bademänteln. Rosa geblümt. Eine widerliche Farbe. ‚Ich weiß, was Sie wollen’, sagte der große Dürre. ‚Aber da haben Sie sich in den Finger geschnitten. Sie werden hier nichts erreichen. Nichts! Aber Sie können die Fronten wechseln und hereinkommen, damit Sie uns oder wir Sie vergewaltigen.’“ Der dicke Mann schnaubte entrüstet und sah Robby bittend an. „Können Sie sich das vorstellen? Vergewaltigen. Mich. So hoch kann ja gar kein Stundenlohn sein. Es war entsetzlich. Einfach entsetzlich. Dann machte sich auch noch der kleine Dürre an seinem Bademantel zu schaffen, rosa geblümt, und das war zuviel. Und dann hab’ ich bei Ihnen geklopft.“
    „Elf Uhr fünfzehn. Und hier sind erstaunlicherweise doch noch die Nachrichten, liebe Hörer und Abhörer“, grölte es aus dem Radio. „Das neue Rasterfahndungsprogramm des BKA wurde nach Aussage des Bundesinnenministers im März auch auf alle Bademeister ausgedehnt, die ihr Wasser bei den Wasserwerken nicht in bar und unter falschem Namen bezahlen. ‚Die einzige Möglichkeit, den Terrorismus in den Griff zu bekommen’, sagte der Minister auf unsere Frage nach dem Sinn dieser Aktion.“
    Robby wurde von einer unangenehmen Nervosität gepackt, denn nun mußte er sich wirklich beeilen, wollte er nicht vor Huspenskys verschlossener Bürotür stehen und zu einem späteren Tag zu einer unangenehmen Unterhaltung geladen werden, so von der Art: Sie haben sich seit vierzehn Tagen nicht mehr bei uns gemeldet, obwohl Sie doch ständig verfügbar sein müssen, wenn Sie Ihren Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung … und der ganze andere Scheiß, das, was man sich in dieser Zeit eben anhören mußte, wenn man sich in dieser bedenklichen Situation befand.
    Robby blickte den dicken, schnaufenden, rauchenden Mann

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