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Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Titel: Gemischte Gefühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Erdboden örtlich leichter Frost.
    Gerber verließ die Redaktion von SensiTivideo kurz nach Mittag, stieg in den Wagen, den Brand ihm hatte zur Verf ü gung stellen lassen, und fuhr müde die Hauptgeschäftsstraße hinunter. Die Sache mit der Mietgebühren-Eintreibungsgesellschaft war inzwischen dank der Anwälte der SensiTivideo geklärt worden. Der Mann, der in die Wupper gefallen war, hatte sich glücklicherweise nicht ernstlich verletzt. Ein nicht unbedeutendes Schmerzensgeld hatte ferner dazu geführt, daß er seine Anzeige zurücknahm. Dennoch fühlte Gerber sich nicht wohl. Er hatte ein Bad genommen und sich rasiert. Obwohl er nun durchaus menschlich wirkte, fühlte er sich innerlich tot. Die Stadt um ihn herum lebte, und er selbst war gestorben. Gerber war wütend und deprimiert. Die Leuchtfassaden erzeugten einen Schmerz in seinen Augen. Der Zigarettenanzünder funkti o nierte nicht. Er hatte es nicht anders erwartet.
    Angewidert warf er die Packung auf den Beifahrersitz. Er sollte sich das Qualmen abgewöhnen. Wurde sowieso von Jahr zu Jahr teurer, das Dreckszeug. Es schien ihm ein Jah r zehnt her zu sein, seit er das letzte Mal mit Genuß an einem Glimmstengel gesogen hatte. Heute verging kein Tag, an dem ihn nicht ein trockener Husten quälte und Tränen seine Sicht trübten, sobald er den ersten Zug machte.
    Scheinprobleme, dachte Gerber. Ich sollte lieber darüber nachdenken, aufweiche Art sie mich aufs Kreuz legen wo l len. Daß Brand und die SensiTivideo irgendein krummes Ding vorhatten, lag für ihn auf der Hand. Aber welches? Sie waren die größte Konkurrenz für Taplingers Phantasmagoria – und jetzt wollten sie angeblich Fusionsverhandlungen fü h ren? Welche Schweinerei wurde da hinter seinem Rücken – oder vor seinen Augen – ausgeheckt?
    Vor ihm staute sich der Verkehr. Ein Unfall? Gerber bog mürrisch in eine Seitenstraße ein und fuhr dabei fast einen überquellenden Plastikmülleimer über den Haufen, den i r gendein Witzbold mitten auf die Fahrbahn gestellt hatte. Ratten wieselten davon, als er anhielt, die Tür öffnete und ausstieg. Die Luft stank, kein Wunder. Aber das lag nicht nur an der Gegend.
    Aus einem Kanalgitter quoll brechreizerzeugender Dampf. Durch die Abwasserkanäle schien die reinste Pest zu fließen. Aus dem offenstehenden Küchenfenster eines drit t klassigen Restaurants drang fettiger Mief in seine Nase.
    Gerber zog angewidert die Schultern hoch und versetzte dem Mülleimer einen Tritt. Die Plastikkanne fiel um. P a pierfetzen, Essensreste, übelriechende Konservendosen und eine Monatsbinde kollerten auf den Gehsteig. Etwas Weißes flatterte, getragen vom Wind, an ihm vorbei; genau in Schulte r höhe. Gerber brauchte nur die Hand auszustrecken, um das Flugblatt aufzufangen.
    AH, FLASH GORDON, las er, YOU VILL NEVAIR SEE CHAPTER 26 OF THEES FOCKING SEERIAL!
    Entgegen seiner Gewohnheit mußte Gerber lachen. Es gab immer noch Menschen, die die Welt mit Humor na h men. Was darunter stand, war das Übliche. Ein Aufruf an die Jugend: Sie sollte aussteigen.
    „ Und jetzt “ , murmelte Gerber, während er zum Wagen zurückkehrte, „ werde ich die Kritiker meiner sogenannten Darbietung kritisieren, meine Damen und Herren. – Reich mir die Elefantenkacke, Willi! “
    Drohende Musik drang auf ihn ein, nachdem er den W a gen abgestellt hatte und eine Diskothek betrat. Die Strob o skoplampen ließen die Bewegungen der Tänzer wie die von Robotern erscheinen. In gewisser Weise waren sie das auch. Hin und her und her und hin. Er sah in schwitzende Gesic h ter und offenherzige Ausschnitte. Ein ganzes Rudel blaßg e sichtiger Teenybopper saß an der rechten Wand aufgereiht und starrte in die Leere. Gerber erkannte an ihren Blicken, daß sie im Moment gerade kosmische Weiten durchflogen. Die Zeit: das Jahr 4000. Der Ort: irgendwo in der Galaxis. Das Sternenimperium der Menschheit ist dem Untergang geweiht. Auf den Kolonialwelten brodelt es. Wird es Co m mander Storm Shannon gelingen … Oder irgend etwas and e res. Ein süßlicher Dunst in der Luft deutete zudem darauf hin, daß er in einem Drogenschuppen gelandet war.
    „ Was willste? “ fragte jemand. Gerber sah auf. Hinter dem Tresen machte sich ein narbenbedeckter Drogenveteran zu schaffen. Gerber war nicht einmal überrascht, daß er ihn kannte. Michaelson hatte mal ein Jahr für die Phantasmag o ria als Redakteur gearbeitet.
    „ Hallo, Mike. “
    Der Zapfer musterte ihn kurz.
    „ Na so was “ , sagte er dann, „ der

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