Gemischte Gefühle
Zusamme n zucken brachte. Er taumelte herum, tränenblind, lehnte sich gegen die nächsterreichbare Hauswand und übergab sich.
Devra Fenriss befindet sich auf einer Party, die von vielen wichtigen Leuten besucht wird. Sie mag die Menschen, die sich elegant zwischen den Säulen dahinbewegen, denn sie wirken gepflegt, elegant und kultiviert und lenken sie von dem ab, was sie auf der Fahrt vom Wupperzentrum nach hierher hat sehen müssen. Devra Fenriss ist sehr empfin d lich, hat eine zarte Seele (die ihrer Haut in nichts nachsteht) und mag kein Elend sehen, wenn sie zu einer Party mit frö h lichen Menschen unterwegs ist. Leider ist der Helikopter nicht gekommen, denn er ist einem Terroranschlag zum O p fer gefallen. Deshalb war sie gezwungen, die Reise vom Stadtzentrum bis an den östlichen Rand mit einem Wagen zu machen.
Devra verdrängt unangenehme Erfahrungen sehr schnell, jedenfalls dann, wenn sie sie nicht selbst betreffen. Sie ve r gißt auch sehr schnell, was die Leute so reden, ausgeno m men, man spricht über sie selbst. Positive Dinge über sich hört sie gern (wer tut das nicht?), und deshalb lauscht sie auch gerade einigen aufstrebenden Jungtalenten, die völlig neue Konzepte im Kopf haben und auf sie offenbar nicht verzichten können. Ihr Manager, ein an sich kahlköpfiger, inzwischen jedoch perückenbewehrter Mann, der gerade einem verträumt aussehenden Fantasten der Konkurrenz in die Augen schaut, scheint an ihrer Wertsteigerung nicht sonderlich interessiert zu sein (was Devra Fenriss tief trifft). Nach einer Weile schweift die Diskussion auf andere Th e men ab, dreht sich um Drogen, Sex und Politik, was dazu führt, daß Devra das Interesse verliert. Sie hat weder am e i nen noch am anderen Spaß, und deshalb gesellt sie sich e i ner gemischten Gruppe zu, die sich über SensiFilme unte r hält, und sagt hier und da auch ein paar Worte. Die SensiT i video, heißt es, soll Schwierigkeiten mit den Einschaltqu o ten haben und m om entan alles versuchen, der Phantasmag o ria die beliebtesten und erfolgreichsten Fanlasten abspenstig zu machen. Die Rede ist von unglaublich hohen Honoraren, nie dagewesenen Prozentualbeteiligungen bei den Nebe n rechten und zwölf garantierten Lizenzverkäufen ins Au s land. Devra kann sich vorstellen, daß diese Nachricht dazu führen wird, daß auch bei der Phantasmagoria die Honorare steigen, um die Mitarbeiter (sofern sie nicht schon durch Knebelverträge gefesselt sind) bei der Stange zu halten. Wahrscheinlicher ist allerdings der Ausbruch eines Sende r krieges, denn Devra Fenriss weiß, daß die großen Sens i Film-Gesellschaften nicht zimperlich sind, wenn jemand versucht, ihnen das Wasser abzugraben.
Man spricht außerdem über einige kürzlich Abgesägte – wobei auch der Name Stephan Gerber fällt, der die Action nicht mehr bringt – und über rätselhafte Meldungen eines noch nicht lokalisierten Untergrundsenders, der gerade heute darüber berichtet hat, daß es in den Sendebereichen von Phantasmagoria und SensiTivideo zu Zusammenbrüchen von mindestens siebzehn Personen gekommen sein soll, d e ren Empfänger in Betrieb waren, ohne daß sie die Ar m bandsteuergeräte eingeschaltet hatten. Solche Meldungen erschrecken Devra natürlich, aber das nonchalante Dar ü berhinweggleiten der Diskutanten bringt sie bald wieder auf andere Gedanken. Sie tanzt mit Talliaferro, der ebenfalls anwesend ist und wieder glasige Augen hat, schäkert mit einem frustriert wirkenden Realisator der sich in Auflösung befindlichen Hardcore herum (der glaubt, daß sie bei Ta p linger ein Wort für ihn einlegen kann) und gestattet einem Spitzenfantasten der amerikanischen Phantasmagoria-Filiale, ihr die Schenkel zu tätscheln. Der Amerikaner hat auch von den seltsamen Zusammenbrüchen gehört, will aber außerdem noch wissen, daß sie mit dem Tod der Beteiligten endeten; daß man die Zahlen nach unten manipuliert hat und die Todesfälle in Privatwohnungen offensichtlich ve r schweigt. Die sollen nämlich in die Hunderte gehen. Aber natürlich weiß man nicht, was die rätselhaften Todesfälle mit den Empfängern zu tun haben. Wahrscheinlich gar nichts. Der Amerikaner wirkt auf Devra ausgesprochen fat a listisch, was aber auch damit zu tun haben kann, daß er sturzbetrunken ist.
„ Niemand besitzt das Leben “ , sagt er, „ doch jeder, der e i ne Bratpfanne aufnehmen kann, besitzt den Tod “ . Devra versteht da s n icht. Seine Worte sind ihr zu sybillinisch. Sie tanzt noch
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