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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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»Tobias, echt, verflucht noch mal, du bist wirklich die Pest. Was soll ich denn jetzt …«
    Das näher kommende Klacken der Pfennigabsätze von Frau Bulhaupt junior ließ ihn verstummen. In einem Verzweiflungsakt fegte er alle Fetzen auf den Boden, kroch dann unter den Tisch, schaufelte mit ausgebreiteten Armen alles auf einen Haufen, schob und presste zusammen, so schnell er konnte, und stopfte alles in seine Taschen. Immer fand sich noch ein Fitzelchen, dem er auf allen vieren nachjagte. Als die Tür aufklappte, schoss er mit hochrotem Kopf in eine aufrechte Position und schnappte nach Luft. Seine Hosentaschen beulten sich verdächtig, aber zumindest oberflächlich gesehen herrschte im Arbeitszimmer wieder Ordnung.
    Die Kosmetikerin stand im Türrahmen und hob fragend die Augenbrauen.
    Schwer atmend wandte Viktor sich zur Terrassentür um. »Irgendetwas muss gegen die Scheibe geflogen sein«, sagte er, während sein Puls hämmerte.
    Sie trat zweifelnd näher und sah ebenfalls hinaus.
    »Sind Sie mit dem Reh schon weiter?«, fragte er und hoffte, sie würde nicht bemerken, dass Tobias sich die Schere erneut geschnappt hatte und dabei war, die Schreibtischunterlage mit einem akkuraten Saum von Kerben zu schmücken.
    Sie hielt eine Hand über die Augen. »Dieter hat es abgeholt.«
    »Ach, Dieter Plautz?«, entfuhr es Viktor.
    Argwöhnisch schaute sie ihn an. »Ja, Dieter Plautz«, sagte sie endlich. »Kennen Sie ihn etwa?«
    »Da ist ja ein Hund!«, rief Viktor und wies mit dem Finger hinaus.
    »Schon wieder dieser Drecksköter!« Sie rüttelte an der Terrassentür und lief so schnell es ihre Stöckelschuhe zuließen hinaus. »Weg, du Mistvieh«, rief sie und wedelte mit den Händen, während ihre Absätze Löcher in den Rasen stempelten. Der Hund beschloss, es als Spiel aufzufassen, und umkurvte sie in weiten Halbkreisen, wobei er nach dem Saum ihres Kittels schnappte und fröhlich bellte. »Herr Brückner! Herr Brückner!«
    »Komm, Tobias.«
    Viktor atmete erst auf, als sie wieder im Auto saßen. »Puh, das war knapp.« Noch immer hatte er Mühe, seine Atmung zu kontrollieren. Dann musste er plötzlich lachen. »Verdammt, so habe ich mich zuletzt gefühlt, als ich fünfzehn war, eine verbotene Party feierte und meine Eltern einen Tag zu früh aus dem Urlaub zurückkamen. Nur dass ich damals Pizzakartons und Bierdosen eingesammelt habe.« Er wandte sich zu seinem Cousin um. Seine Augen glänzten. »Das war vielleicht ein Abenteuer, was?«
    »Bayern 3«, forderte Tobias.
    »Du hättest mal das Gesicht der Alten sehen sollen. Ich schwöre dir, die war drauf und dran mit mir zu flirten, als es plötzlich klirrte. In dem Beruf sollte es echt eine Schmerzensgeldzulage geben.«
    »Bayern 3!«
    »Ist ja gut, mach ich ja gleich. Und zu Hause setzen wir uns mit Miriam an den Computer; ich bin schon total gespannt.« Er klopfte seinem Cousin auf die Schulter.
    Tobias entzog sich ihm. »Bayern 3« forderte er und schlug rhythmisch mit der Hand gegen die Scheibe.
    »Kannst du dich nicht mal entspannen?«, fragte Viktor mit gerunzelter Stirn.
    Tobias schüttelte den Kopf. Wieder klopfte er gegen das Glas. »Bayern …«, begann er.
    »3. Ich weiß, ich weiß.« Viktor gab es auf. Kopfschüttelnd stellte er das Radio an. Zu den Klängen von Pinks »Bad Influence« gab er Gas.

29
    »Viktor, wie kannst du so ein nettes junges Mädchen auf der Straße stehen lassen?« Tante Hedwig strahlte über das ganze Gesicht.
    Hinter ihr stand Miriam, verdrehte die Augen und formte mit den Lippen ein lautloses ›Sorry‹.
    »Ich hab sie ganz verloren auf dem Gehsteig gefunden und gleich hereingebeten.«
    »Oh, keine Sorge, Tante, sie ist gar nicht so nett«, sagte Viktor.
    Miriam streckte ihm die Zunge heraus.
    »Miriam!«, stellte Tobias zufrieden fest. Er ging zu ihr, nahm ihr Haar in die Hand und roch daran.
    »Tobias ist etwas Besonderes«, sagte Hedwig Anders prompt und machte sich bereit einzugreifen.
    »Ich weiß«, sagte Miriam nur. Sie lächelte dem jungen Mann zu. »Hallo Tobias. Ich hab dir ein Kirschbeignet mitgebracht.« Als er ihr die Papiertüte aus der Hand riss, strich sie ihm übers Haar. Seine Mutter strahlte.
    Viktor seufzte. »Außerdem ist sie eh wegen Tobias hier, nicht wahr?« Er ging in die Küche, um sich einen Kaffee einzugießen.
    »Wo wart ihr überhaupt?«, wollte Hedwig Anders wissen.
    »Spazieren«, gab Viktor zurück.
    »Mit dem Auto?«
    »Herrgott, Tante, wir sind beide volljährig.«
    Sie lächelte

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