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Gemordet wird immer

Gemordet wird immer

Titel: Gemordet wird immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Korber
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schon mal mit einem Computer versucht?«, fragte Viktor. »Internet könnte doch was für ihn sein.«
    Sein Onkel verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
    Tante Hedwig schaute Viktor tadelnd an. Als er sich stur auf seinen Kaffee konzentrierte, sagte sie: »Da war ein Anruf vorhin, von einer Frau Kesselring.«
    »Ja?«, sagte Viktor. Er wurde dunkelrot.
    »Es war ganz seltsam, sie behauptete, von einer Ethikkommission angerufen worden zu sein. Unter dieser Nummer.«
    »Ach ja?« Viktor rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und murmelte etwas Unverständliches.
    »Ich habe ihr natürlich erklärt, dass hier keine Ethikkommission ist, nur das Institut Anders und Anders. Was ist?«, fragte sie, als Viktor sich stöhnend die Hand vor die Augen legte. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein, nein«, beeilte Viktor sich, ihr zu versichern. »Ist schon gut. Das ist sicher nur so eine Verrückte.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte Tante Hedwig zufrieden und strich ihrem Tobi über die Haare. »Denn dann meinte sie, sie würde dich wegen sexueller Nötigung verklagen.«
    Viktor brachte nur ein Ächzen zustande.

27
    »Tja, Sex ist Macht. Sie hat es auf den Punkt gebracht.« Miriam stellte eine Tasse Tee vor ihn hin. »Ich frage mich nur, warum du mir das erzählst.« Sie trat einen Schritt von der Theke weg und verschränkte die Arme. »Immerhin hast du nach nur einer Nacht mit mir Schluss gemacht.«
    »Ist doch gar nicht wahr. Ich hab gar nicht mit dir Schluss gemacht.« Es schien ihm keine Lüge zu sein. Wo nichts war, konnte man nichts beenden. »Ich, äh, ich hab noch am selben Abend angerufen.« Viktor schlürfte seinen heißen Grüntee. Es war das Erste, was ihm heute guttat.
    »Heißt das jetzt, ich habe diese Beziehung beendet, oder was?«
    Viktor verzog das Gesicht. Beziehung – wieso musste sie nur dauernd dieses Wort benutzen? Konnte man das nicht anders nennen? »Du bist jedenfalls diejenige, die einfach abgehauen ist.« Er wies auf ihre verschränkten Arme. »Ach, komm schon.«
    »Ach, komm schon?«, ereiferte Miriam sich. »Was heißt das bitte: Ach, komm schon? Dass ich es nicht persönlich nehmen soll? Oder dass es nicht wichtig ist? Dass du es dir anders überlegt hast? Oder was?«
    »Miriam, ich …« Er rieb sich das Gesicht. »Echt, ich hatte kaum Schlaf und eine Menge Ärger den Tag über. Ich könnte mal jemanden brauchen, der ein bisschen nett zu mir ist.«
    Sie neigte den Kopf vor. »Hast du eigentlich eine Idee, wieso du dazu immer wieder mich anrufst?«
    »Jetzt mach doch bitte kein Drama draus. Ich muss einfach mit jemandem reden.« Er überlegte. »Mit jemandem, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Und ich kenne doch hier niemanden außer dir.«
    »Von Frau Kesselring mal abgesehen.«
    »Das war doch nur … Miriam, du bist einfach ein guter Kumpel, ein prima Kumpel sogar, okay? Hab ein bisschen Geduld mit mir. Ich war einfach noch nie mit einem Kumpel im Bett.«
    Sie schaute ihn mitleidig an. »Manche Leute würden das Zuneigung nennen, weißt du? Leute, die vor ihren Gefühlen nicht davonrennen.«
    »Also, da war dieser Hund in Bulhaupts Garten.«
    »Das sagtest du schon.« Sie seufzte.
    Viktor war wieder bei seinem Thema und geriet in Fahrt. »Und da dachte ich mir: Wenn er schon seinem Jägerfreund droht, ihm den Hund abzuknallen, weil der ohne Leine in seinem Revier herumläuft, was erzählt er dann erst seinem Nachbarn, wenn der seinen Hund in seinem Garten herumschnüffeln lässt? Verstehst du?«
    Sie hob den Kopf und starrte zur Scheibe, an der Tobias seine Nase plattdrückte und liebevoll die messingfarbenen Klebebuchstaben mit Miriams Firmennamen beleckte. »Wer ist das?«
    »Das«, sagte Viktor, »ist der knifflige Teil.«
    »Bist du völlig hinüber?«, fragte sie wenige Minuten später.
    Tobias saß unruhig, aber im Großen und Ganzen zufrieden über seinem dritten Amerikaner und beschäftigte sich damit, mit den Fingern sorgfältig die Schokoladenschicht abzupulen. Die Zuckerseite aß er aus unerfindlichen Gründen in intaktem Zustand. Miriam hatte es geschafft, von irgendwoher eine Cola aufzutreiben, und betrachtete ihn interessiert.
    »Ich habe bei dir dieses Buch rumliegen sehen.« Er hielt es hoch. »›Verschlossene Welten. Wenn Autisten zu sprechen beginnen‹. Du magst ja gedacht haben, dass ich nur mit Blondinen flirte, aber ich habe zufällig sogar drin gelesen.«
    »Dann hast du vermutlich auch gelesen, dass es nicht allen Autisten gelingt

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