G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
hatte.“ Dix kniff die Lider ein wenig zusammen und konzentrierte sich auf den Abhang und das lose Geröllfeld. Die Schlangen lagen reglos herum. Er versuchte, ihre Länge abzuschätzen. Keine schien länger als ein Yard zu sein. „Solange du ihnen nicht näher als ein Yard kommst, kann dir nichts passieren, Virgin.“ Er hoffte, dass sein theoretisches Wissen der Praxis auch standhielt. Schlangen sollten nur auf der Distanz ihrer halben Länge zustoßen können. „Wir werden jetzt WOW spielen oder wie deine Spiele auch immer heißen, die du ständig zockst. Du bist meine Spielfigur und ich steuere dich. Du wirst dich genau nach meinen Anweisungen bewegen, klar Mann?“
„Hast du wenigstens jemals Playstation oder Wii gespielt?“
„Nein.“
„Dann ist’s mir lieber, wenn Neil den Joystick führt, klar?“
„An deiner Stelle würde ich mein Testament machen, statt Witze zu reißen. Geh langsam einen Schritt nach links.“ Dix riss sich das Tuch vom Kopf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Die Schlangen lagen ruhig da. „Noch einmal nach links und einen halben Schritt rückwärts. Langsam. Mach ja keine abrupte Bewegung und pass auf, wo du hintrittst. Bring keine Steine ins Rollen.“
Das Hemdkleid klebte an seinem Leib, als er Virgin endlich aus der Gefahrenzone gelotst hatte. Neil hatte sich doch noch unsichtbar gemacht und eine Schlange, die dicht hinter Virgin auf einem flachen Stein lag, aus seiner Nähe vertrieben.
Da Wade mit den Studentinnen weitergeritten war, ehe sie überhaupt richtig mitbekamen, was geschehen war, gab es später beim Essen viele Fragen und Virgin erzählte zum wiederholten Mal, dass ihm eine Viper sogar über die Hand gekrochen sei.
Herrje, stell dir nur vor, der arme Kerl wäre gebissen worden
. Drei der Studentinnen senkten betroffen die Köpfe.
Er hätte sterben können. Wer weiß, wie lange Hilfe hierher unterwegs gewesen wäre
.
Dix spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. Obwohl die plötzliche Kühle erfrischend wirkte, war ihm nicht nach Lagerfeuerromantik zumute und er zog sich in sein Zelt zurück. Wie in der vergangenen Nacht hatte er das Überzelt weggelassen und lag nur unter dem Moskitonetz. Zur Sicherheit kontrollierte er zweimal, dass der Reißverschluss an beiden Enden komplett zugezogen war und keine Tiere durch eine Lücke schlüpfen konnten. Er streckte sich auf dem Rücken aus.
Um nicht an Megan zu denken und schnell in einen erhofftermaßen traumlosen Schlaf zu fallen, begann er, Sterne zu zählen. Nie zuvor hatte er dermaßen viele so helle Punkte am Nachthimmel gesehen wie in dieser Einöde, in der nicht das entfernteste Licht einer Ansiedlung am Horizont die Dunkelheit mit diffusem Licht durchbrach und dem Firmament seinen Glanz nahm. Er versagte kläglich, kam beim Zählen nicht einmal bis fünf, denn sogleich stellte er sich vor, die Pracht mit Megan zu betrachten. Er würde sie trotz der Schwüle in die Arme ziehen, um ihre Haut zu spüren, obwohl selbst der leichte Stoff um seinen Körper zu warm war.
„Das hast du wirklich großartig gemacht“, sagte eine leise Stimme dicht neben seinem Zelt.
„Deryn. Kannst du nicht schlafen?“ Er hatte gehört, wie die anderen schon vor einer Weile Sand auf das Feuer geworfen und sich Gute Nacht gewünscht hatten.
„Nein. Darf ich dir Gesellschaft leisten, ehe mich die Mücken hier draußen fressen?“ Sie griff nach dem Reißverschluss, ohne auf seine Antwort zu warten.
Er reagierte wie paralysiert. Erst als sie neben ihm saß, sich an ihn schmiegte und nach seiner Hand tastete, durchfuhr ihn ein unangenehmer Schauder.
„Es tut mir leid, Deryn.“ Er schob sie sanft, aber unnachgiebig, von sich. In Gedanken fügte er hinzu: Vielleicht in einem anderen Leben. Und nur, wenn Megan mich auch da hoffnungslos zurückweist. „Außerdem gibt es da draußen keine Mücken.“ Aber dafür eine unzähmbare Sehnsucht in seinem Herzen, die sämtlichen Schmerz betäubte.
Er wartete, bis Deryn gegangen war. In L. A. war es jetzt Mittag. Er zog sein Handy hervor, drehte es zwischen den Fingern und schaltete es ein. Vor Enttäuschung keuchte er auf.
Kein Netz und nur noch ein Balken Energie.
Montag, 22. August, Frauengefängnis Lynwood, 10:00 Uhr
„B itte setzen Sie sich.“ Lieutenant Mike Medland wies auf einen Stuhl.
Deputy Chief Perry hatte bereits Platz genommen. Er blickte Megan an und wartete, bis Medland die Fußschellen befestigt hatte.
„Ich habe doch bereits alles ausgesagt, was ich
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