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G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer

G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer

Titel: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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die Hilfe für Cindy zu spät kommen könnte.
    Sie erhoben sich. Jay-Eff legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. „Wir geben unser Bestes.“
    „Wir müssen jetzt gehen, wollen keine Zeit verlieren.“ Max küsste sie auf die Stirn. „Bitte sei stark, Jamie.“
    Sie starrte auf die breiten Rücken der so unterschiedlichen Männer und schaffte es nicht, das winzige Flämmchen Zuversicht am Flackern zu halten. Mit auf den Bauch gepressten Händen sank sie auf den Stuhl zurück. Endlich schenkte ihr jemand uneingeschränkt Glauben. Stand auf ihrer Seite. Versuchte, die Dinge gerade zu rücken. Und doch wollte sich keine Erleichterung einstellen. Zurück in ihrer Zelle starrte sie die graue Zimmerdecke an. Die Dämmerung erfüllte den Raum mit weiterer Trostlosigkeit. Sie betete. Es war nicht genug. Sie wälzte sich vom Bett, kniete nieder und faltete die Hände. Erinnerungen an ihre Eltern zogen wie ein Film vorüber. Sie sah sich selbst, fast schon ein Teenager, als sie ihre Mutter mit dem strahlendsten Lächeln, das sie je an ihr gesehen hatte, im Krankenhaus besuchte. Das winzige Baby in ihren Armen. Das Raunen von Dads Stimme dicht an ihrem Ohr: „So hat sie zuletzt gelächelt, als sie dich das erste Mal gehalten hat.“
    „Möchtest du sie nehmen?“ Ihre Mutter streckte ihr das winzige Bündel entgegen. Nur ein rosa Gesichtchen lugte aus der weichen Decke hervor, und als sie das Baby an die Brust drückte, öffnete es ein Auge. Jamie legte ihren Zeigefinger an das Fäustchen und die winzigen Finger schmiegten sich darum und packten mit einer ungeheuer erstaunlichen Kraft zu.
    „Warum macht sie nur ein Auge auf?“
    „Die Lider kleben noch zusammen. Sie wird bald beide Augen öffnen können. Du bist der erste Mensch, den sie in ihrem Leben gesehen hat.“
    „Sie ist wunderschön.“
    Die Bilder verblassten. Urlaubsimpressionen rasten an ihr vorbei, Cindys erster Tag im Kindergarten, ihre Einschulung, ihre Kommunion in der römisch-katholischen Kirche von New Orleans in einer hauptsächlich von Baptisten geprägten Region. Die Familie ihres Vaters gehörte allerdings schon immer der katholischen Glaubensrichtung an. Und dann stand sie plötzlich auf dem Friedhof. Der Tag nach der Beerdigung war schwül und heiß, sie schmeckte noch heute den Schweiß und die Tränen, die sich auf den Lippen vermischten. Cindy und sie standen Stunden an dem frischen Grab und schafften es nicht, sich zu lösen. Ihre Finger umklammerten sich, bis sie verkrampften.
    Tränen und Verzweiflung schüttelten sie und sie fror trotz der Decke, die sie von der Pritsche heruntergezogen und um den Körper geschlungen hatte. Der Metallrahmen drückte hart gegen ihre Brust, doch der Schmerz wollte ihre seelische Qual nicht mindern und auch der Betonboden tat sich nicht auf und verschlang sie. Der Kampf mit den Jugendbehörden zog an ihr vorbei. Wie eine Löwin hatte sie sich eingesetzt, dass man ihr Cindy nicht wegnahm. Ein Anwalt war es, dem sie ihren Dank für seine Hilfe aussprach und jetzt war es ebenfalls ein Anwalt, der ihr die Schwester nahm. Wie konnte es sein, dass ein gebildeter Mensch derart neben der Spur lief? Wie konnte gerade so jemand sein Unrechtsbewusstsein verlieren oder einfach abschalten? Frage um Frage riss tiefere Löcher in ihre Seele und sie drohte, in einer endlosen Schwärze zu versinken.
    Beinahe hätte sie an das Glück geglaubt. Cindy und sie hatten gelernt, mit der Tragödie um ihre Eltern zu leben. Sie hörte noch all die Worte von Freunden während der Trauerfeier. Nachdem Dix in ihr Leben getreten war, hatte sie ein paar Mal geträumt, dass das Schicksal den Weg mit Hurst vorbestimmt hatte, damit Dix und sie sich begegneten. Die Hoffnung auf ein gefahrloses und glückliches Leben war erblüht wie eine Rose bei Sonnenaufgang. Die Dornen stellten den Preis dar, den sie für das Glück zu zahlen hatte. Sie musste ihren geliebten Job an den Nagel hängen und für Cindy hielt das Schicksal nicht nur eine einzelne Rose, sondern gleich einen ganzen Busch bereit. Dennoch wuchs ihre Zuversicht, dass sich alles zum Guten wenden würde und die Vorhersehung auch ihrer Schwester im positiven Sinn zeigen würde, warum es diesen Weg für sie gewählt hatte.
    Alles war ihre Schuld. Sie hätte Cindy niemals in dem Sanatorium allein lassen dürfen. Wäre sie an ihrer Seite geblieben und hätte sie gestützt, hätte sich Cindy nicht verloren und einsam gefühlt. Natürlich war ihr klar, dass sie ihre

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