G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
Freundinnen vermisste, und es wäre ihre Aufgabe gewesen, an Cindys Seite zu bleiben und ihr neben Schwester und Mutter auch die Freundinnen zu ersetzen. Dass das nur einen schwachen Ausgleich darstellte, änderte nichts an ihrer Überzeugung, dass Cindy nicht der Versuchung unterlegen wäre, Maya anzurufen.
Was sie in ihrem Leben anpackte, misslang. Ihr jahrelanges Studium hatte sich als falsche Berufswahl erwiesen; sie hatte in der Rolle als Vormund für Cindy kläglich versagt und zu guter Letzt hatte sie noch einen Mann in ihr Dilemma hineingezogen, der es nicht im Geringsten verdiente, in den Strudel ihres verkorksten Lebens zu geraten und verletzt zu werden. Es würde ihn noch mehr treffen, wenn er die Wahrheit erfuhr. Dass sie ihn nicht von Anfang an in die Dramatik eingeweiht hatte, wäre noch verständlich, aber dass sie es nach ihren Liebesnächten nicht fertiggebracht hatte, sich ihm anzuvertrauen, musste ihm den Eindruck vermitteln, dass ihre Gefühle für ihn nicht echt und tief gewesen waren. Vertrauen bildete die wichtigste Grundlage einer Beziehung und in diesem Punkt hatte sie sich als unfähig erwiesen. Vielleicht würde er sogar Verständnis dafür aufbringen. Sie traute ihm durchaus zu, dass er die Größe besaß und sein Zartgefühl es nicht zulassen würde, dass er ihr Vorwürfe machte. Dass er diese überhaupt empfand. Aber ihre Liebe würde dennoch nicht weiter keimen und niemals Früchte tragen, wenn Cindy etwas zustieß. Niemals wieder wäre sie fähig, jemandem ihr Herz zu schenken.
Die Zeit heilt alle Wunden. Das Leben geht weiter. Ihr dürft den Glauben an Gott und an euch selbst nicht verlieren. Gottes Wege sind unergründlich. Nach viel Regen folgt viel Sonnenschein. Das Schicksal hält für jeden eine Portion Glück bereit, man muss nur darauf vertrauen
.
All die Phrasen und Weisheiten hatten damals nicht geholfen und das würden sie auch in Zukunft nicht. Ihr Leben verlor jeden Sinn, wenn Cindy aus ihm hinausgerissen würde, daran änderte auch die Liebe zu einem Mann nichts. Vielleicht, wenn sie nicht diese besondere Beziehung zueinander gehabt hätten. Sie hatte keine Ahnung, wie es anderen Schwestern ging. Deren Zuneigung würde wahrscheinlich in den meisten Fällen anderer Art sein, doch ihr fehlte jegliche Vorstellung dazu. Für sie bedeutete Cindy so viel wie ein eigenes Kind, das den ersten Platz im Leben einer Mutter einnahm und weit über jedem anderen Menschen stand. Die Liebe zu einem Kind enthielt ungleich mehr Kraft als die zu einem Partner. Sie war nicht vergleichbar, nicht messbar, nicht zerstörbar. Manch eine Liebe starb, doch die zu seinem eigenen Fleisch und Blut niemals. Das stellte wohl den größten Unterschied dar. Vielleicht würde die Zeit tatsächlich einige Wunden heilen, doch sie ahnte die Narben, die zurückbleiben würden. Ihr Herz wäre nur noch ein zerklüftetes Gebilde, das seine Arbeit verrichtete, aber in dessen versteinertem Inneren kein Gefühl mehr Wurzeln schlagen könnte.
Nacht zu Dienstag, 23. August, 05:00 Uhr Israel = Montag, 19:00 in Los Angeles
Dix hatte sich notgedrungen einigermaßen beruhigt und sich in sein Zelt zurückgezogen. Er wollte einfach nur allein sein.
Die Karawane würde heute eine Pause einlegen. Die anderen hatten die Frauen über das Nötigste informiert.
Mit geöffneten Augen starrte Dix ins Leere. Seine Gedanken glitten in einen Wachtraum, dessen Inhalt er sich ausmalte. Megan und er gingen am Strand entlang. Die Sonne schien, eine leichte Böe zerzauste ihr Haar auf diese besondere Weise, die er so sexy fand und ihm eine gehörige Portion Beherrschung abverlangte, ihr die Strähne nicht aus dem Gesicht zu streichen. Sie lief einen halben Schritt vor ihm her und der Wind trug den Geruch ihres Haars an seine Nase. Dieses Mal roch er Honigmelone und Vanille und glaubte sogar, den Geschmack auf der Zunge zu spüren. Sie trug ein weißes Kleid, das ihr bis an die Knöchel reichte. Sie spazierten barfuß, und wenn sich eine Welle näherte, hüpfte Megan lachend vor den Ausläufern davon. Er hingegen stellte sich vor, wie sie aussehen würde, wenn der Stoff an ihrer Haut klebte und die Nässe ihn durchscheinend werden ließ. Er fasste ihre Hand fester und lief mit ihr in die Brandung hinein. Sie schrie und quiekte, bespritzte ihn mit Wasser. Umschlungen von seinen Armen tauchten sie unter. Ihre Lippen fanden sich und der Kuss schmeckte trotz des Salzes süß. Niemals könnte er genug von ihr bekommen. Verdammt! Er
Weitere Kostenlose Bücher