G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
hatten. Schmerz, Angst und Verzweiflung mischten sich zu einer brennenden Substanz, die wie ein schleichendes Gift durch ihren Körper kroch. Sie würde sterben, sobald das Gefühl in ihrem Herzen ankam, deshalb verschloss sie die Klappen so fest es ging. Zumindest versuchte sie das und stellte es sich vor.
Dix schob sich mit ihr zwischen die Männer. Gebannt fixierte sie den Bildschirm.
„Vor dem ehemaligen Haus der McForest Schwestern steht unsere Reporterin Dagny French. Mrs. White, die neue Hausbesitzerin, hat sich bei uns im Studio gemeldet und sich zu einem Interview bereit erklärt. Bitte schön, Dagny.“
„Hallo und willkommen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer. Die halbe Stadt ist unterwegs, die andere Hälfte verfolgt unsere Sendung. Wir hoffen, dass unsere Informationen dazu beitragen, dem Täter auf die Spur zu kommen und Cindy aus den Klauen dieses Killers zu befreien. Offenbar ist die Aussage korrekt, dass es sich bei dem Entführer um den Anwalt Bradly Hurst handelt. Mrs. White, erzählen Sie uns bitte, was Sie am Telefon bereits gesagt haben.“
„Ja, also … ich bin Mrs. White.“
So rede doch endlich. Jamies Geduld spannte sich zu einem hauchdünnen Seidenfaden.
„Ich weiß das Datum noch genau. Es war der achte August, ein Montag, am späten Vormittag. Ich hatte keine Besucher erwartet, wissen Sie. Wir sind ja erst Tage zuvor eingezogen und kannten noch niemanden in der Straße oder in der Stadt.“
Gott, die Frau sollte endlich zur Sache kommen. Hatte sie Informationen, die ihnen behilflich sein konnten, oder vertrödelten sie unnütze Zeit?
„Also, ich öffnete … und da stand ein fremder Mann. Er stellte sich als Anwalt mit dem Namen Bradly Hurst vor.“
Eine Pause entstand. Mrs. White wartete darauf, dass der Reporter ihr Fragen stellte, der Reporter darauf, dass Mrs. White fortfuhr. Sie sprachen gleichzeitig weiter.
„Was geschah d…“
„Er machte einige …“
„Bitte fahren Sie fort.“
„… schleimige Bemerkungen über das Haus, wie schön es sei und dass er es auch gern gekauft hätte. Und dann fragte er, ob ich eine Adresse von Ms. McForest habe. Ich dachte mir gleich, dass an der Sache etwas faul ist, und hab mich zurückgezogen. Von mir hat Hurst keine Informationen erhalten.“
Sie betonte das mir, als fühlte sie sich dafür verantwortlich, dass Hurst Cindy und sie aufgespürt hatte. Herrje. Hätte sie nicht weitaus schwerwiegendere Probleme, hätte sie die Frau vielleicht angerufen und ihr die Gewissensbisse genommen. Niemand trug Schuld daran, nicht einmal Cindy. Jamie war überzeugt, dass Hurst sie selbst dann gefunden hätte, wenn dieser unglückselige Anruf nicht gewesen wäre. Vielleicht war dieser nicht einmal der Grund, wie der Kerl sie aufgespürt hatte, obwohl die Vermutung nahelag. Jedenfalls hätte er sie so oder so gefunden, es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen.
Jamie lauschte noch einem weiteren Satz, dann wandte sie sich ab. Wie abgesprochen taten es im gleichen Moment auch die anderen. Seth nahm eine Vase mit einem verwelkten und vertrockneten Blumenstrauß vom Tisch und sie setzten sich.
„Ich weiß, die Zeit drängt und droht, uns davonzulaufen.“ Max fuhr sich mit der flachen Hand durch das Gesicht. Seine Züge wirkten müde und abgespannt.
„Seit dem Interview sind acht Stunden vergangen. Der Kerl kann mittlerweile mit Cindy über alle Berge sein.“ Dix beugte sich nach vorn. „Lass uns schnellstens nach New Orleans fliegen und ihn mithilfe von Wades Gabe finden. Wir werden der Ratte den Arsch aufreißen.“
Wades Gabe? Was wollte Dix damit sagen? Hatte das etwas mit der Anspielung zu tun, die er vorhin gemacht hatte? Sie wollte nachfragen, musste genau wissen, mit was sie es hier zu tun hatte und welche Auswirkungen es auf ihre Vorgehensweise haben könnte, doch sie kam nicht zu Wort. Max schüttelte den Kopf und aus seinem Gesicht sprach bitterer Ernst.
„Es tut mir leid, Dix.“
„Was?“
„Wade wird uns nicht begleiten können. Er liegt mit einer Blutvergiftung auf der Intensivstation.“
„Fuck!“ Dix’ Gesicht nahm die Farbe von Kalk an. „Warum hast du mir das nicht sofort gesagt?“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich verdammter Vollidiot. Ich hätte sofort fragen sollen, wo er ist. Ich wollte es …“ Er brach ab und nicht nur seine Stimme erstarb vor Entsetzen, auch seine Gesichtszüge versteinerten.
Jamie griff nach seiner Hand. „War es das, was du vorhin im Flur angedeutet hast?“
Max
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