G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
wenn alles wie am Schnürchen läuft.
Freeman hat ihn mit ein paar weiteren Informationen versorgt, unter anderem mit dem Namen der Leiterin und deren Adresse. Er wird Ms. Long einen Besuch abstatten. Bei ihr zu Hause geht niemand ans Telefon, also nimmt er an, dass sie schon zum Dienst aufgebrochen ist. Von der Homepage des Sanatoriums hat Freeman ein Foto ausgedruckt. Die Qualität ist nicht die beste, aber die Porträtaufnahme ist dennoch gut zu erkennen. Er wird wissen, dass sie es ist, wenn er vor ihr steht.
Er hat einen Leihwagen mit Navigationssystem genommen und findet schnell sein Ziel. Am Tor muss er sich bei einem Pförtner anmelden. Bradly behauptet, dass er sich gern ein Bild von dem Sanatorium machen möchte, um einen Heilplatz für seine Frau auszusuchen. Er bittet um einen Termin mit Ms. Long und legt Eindringlichkeit in sein Anliegen. Er sei extra aus New Orleans angereist und habe nicht viel Zeit, weil berufliche Verpflichtungen ihn bereits am frühen Nachmittag zum Rückflug zwingen.
Eine halbe Stunde darauf steht er vor ihrem Büro. Das Sanatorium behandelt ausschließlich Privatpatienten, dem ersten Eindruck nach sogar nur vermögende. Es wundert ihn nicht, dass Ms. Long sich gleich Zeit für ihn genommen hat. Als Leiterin ist es ihre Aufgabe, sich um Interessenten zu kümmern und in Kreisen wie diesen erfährt man meist eine äußerst zuvorkommende Behandlung.
Ihr „Herein“ dringt leise durch die Tür. Sie steht sofort auf und kommt ihm entgegen, als er den Raum betritt. Es ist eine Frau in den Vierzigern, aber durchaus noch attraktiv, trotz des grauen Kostüms, das sie trägt. An der Wand neben der Tür hängen weiße Kittel. Vielleicht ist sie Ärztin, vielleicht begleitet sie auch nur das Ärzteteam bei seinen Visiten in entsprechender Kleidung. Eine Ahnung streift ihn, dass sie heute mit Sicherheit keine Krankenbesuche mehr antreten wird. Er dreht sich beim Schließen der Tür halb um. Im Schlüsselloch steckt ein Schlüssel. Den Impuls, den Raum abzuschließen, verdrängt er. Sie würde wahrscheinlich sofort ans Telefon stürzen und um Hilfe rufen, ehe er das verhindern kann. Stattdessen schließt er die linke Hand in seiner Jacketttasche um das Messer, das er auf dem Weg hierher besorgt hat. Wie gern hätte er jetzt das Skalpell, mit dem er auch Audreys Pudel den Garaus bereitet hat. Er prüft mit dem Daumen die Schärfe der Klinge. Es wird reichen.
Ms. Long tritt mit einem freundlichen Lächeln auf ihn zu und streckt die Hand aus. Er erwidert ihren Händedruck mit der Rechten. Ihm bleibt nur ein einziger Versuch. Für mehr wird er die Kraft kaum aufbringen. Noch ist das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Die Hand der Frau fest umklammert, schiebt er sie mit einigen raschen Schritten bis an ihren Schreibtisch zurück. Das Messer liegt an ihrem Hals, ehe sie einen Aufschrei loswird. Es sind höchstens zehn Sekunden vergangen, seit er den Raum betreten hat. Sie hat nur ein überraschtes „Huch“ von sich gegeben, während sie rückwärtsstolperte. Jetzt blitzt Angst in ihren Augen und ihr Kehlkopf hüpft auf und ab. Er verstärkt den Druck der Klinge, ritzt in ihr Fleisch. Einige Blutstropfen rinnen ihren Hals hinab.
„Keinen Ton.“ Er packt ihren Haarschopf und zieht sie zurück in eine aufrechte Position, behält den Druck der Klinge unverändert bei und schiebt sie in den Besuchersessel.
„Kristin Schwarz. Ich will eine Adresse.“
Ms. Long zittert. Trotz des Drucks an ihrer Kehle wird sie sprechen können, er würgt sie schließlich nicht.
„Es tut mir leid, die Patientin wusste ihren neuen Wohnort noch nicht, als wir sie entlassen haben.“
Sie kennt sie also persönlich, das hat er erwartet. Einrichtungen dieser Art pflegen einen intensiven Kontakt zu ihren Patienten von der Schwester bis zur individuellen Betreuung durch die Klinikleitung.
„Gibt es eine Kontaktperson?“
Ms. Long blickt ihm sekundenlang in die Augen. Er erwidert ihren Blick mit eisiger Ruhe und verstärkt erneut den Druck der Klinge. Sie schreit auf, doch der Ton endet in einem Gurgeln. Seine Rechte liegt über ihrem Mund und ihrer Nase.
„Vorsichtig.“ Er knurrt wie ein Raubtier.
Als sie leicht nickt, nimmt er die Hand fort.
„Megan Hannson. Sie hat sich als Kristins Betreuerin vorgestellt und sie hergebracht und abgeholt.“
Wenn ihn sein Instinkt nicht täuscht, hat er sie. Sie haben sich beide neue Namen zugelegt. Er muss weitere Details wissen.
„Wie alt ist diese Megan Hannson
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