Generation A
Ölscheichs.
Die Armaturen im Badezimmer, die Zahnbürste, die Handtücher, das Mobiliar - alles seiner Corporate Identity beraubt. Ich hatte das Gefühl, nicht in einem richtigen Zimmer zu sein, sondern in einem Raum, der sich als richtiges Zimmer verkleidet hatte.
Ich kippte ein paar Gläser Wasser runter, und mein Magen gurgelte. Ich hoffte, sie würden mir demnächst eine No-Name-Mahlzeit bringen.
Ich setzte mich aufs Bett. Keine Unterhaltungselektronik, keine Bücher, niemand zum Reden. Da ich nicht in der Stimmung war, mir einen runterzuholen, streckte ich mich aus und versuchte mich an den Stich der Biene zu erinnern. Der Stachel war verschwunden, und mein Bein war wieder auf Normalgröße abgeschwollen, nur ein kleiner roter Fleck war zurückgeblieben.
Eine Biene.
Hah.
Ich konnte mich noch an die Bienen erinnern. Ich weiß noch, wie ich sie im Frühjahr zwischen Blutwurz, gelbem Geißbart und Sumpfdotterblumen im Graben hinter dem Haus meiner Großmutter gesehen habe - glücklich, emsig, leicht pelzig und so was von zum Aussterben verurteilt. Dann hatten sie angefangen, ihre Bienenstöcke zu verlassen, und bevor überhaupt Zeit gewesen war, den Grund dafür herauszufinden, waren sie alle verschwunden. Handys? Genmanipuliertes Getreide? Ein Virus? Chemikalien? Ich weiß noch, wie bestürzt ich war - genau wie die meisten Kinder. Ein Tornado ist schrecklich, aber du kannst nichts dafür - du bist nur zufällig da, wenn er stattfindet. Aber Bienen? Es gab wohl keinen auf der Welt, dem das nicht irgendwie im Magen lag, weil wir alle wussten, dass wir am Bienensterben schuld waren, nicht Mutter Natur.
In meiner Kindheit war Mutter Natur eine recht scharf aussehende Frau, die starke Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Glenn Close in einem blassblauen Nachthemdchen hatte. Wenn man nicht hinsah, tanzte sie auf den Feldern, in den Scheunen und Gärten, tätschelte die Eichhörnchen und gab Schmetterlingen Zungenküsse. Nachdem die Bienen weg waren und die Pflanzen zu verkümmern begannen, war es so, als käme sie mit kahlgeschorenem Schädel, Bauchmuskeln wie Fangeisen und Springerstiefeln aus einem Mossad-Trainingslager zurück, und Mann, was war sie angepisst.
Nachdem die Bienen verschwunden waren, durftest du bestenfalls hoffen, dass dein Arsch nicht die gesamte Wucht ihrer üblen Laune abkriegte. Mein Dad und ich fuhren früher immer zu diesem Pseudoephedrin-Dealer nach Des Moines, und jedes Mal, wenn wir ein totes Tier auf der Straße sahen, sagte Dad: »Ausblenden, Zack, einfach ausblenden.« Nachdem ich genug plattgefahrene Tiere gesehen hatte, war es nicht mehr schwer, sie auszublenden. Genau das hat die Welt auch mit den Bienen gemacht: einfach ausgeblendet. Und jetzt ist Big Mama auf Rachefeldzug.
Wartet - hat sich da im Vorraum nicht was bewegt? Ich rannte hin, um nachzusehen: Fehlalarm. Ob ich versuchen sollte, mit dem Bett die Tür einzurammen? Ging nicht. Am Boden festgenietet.
Scheißdreck.
Mein Magen knurrte schon wieder. Allmählich hatte ich echt Hunger. Vor ein paar Wochen hatte Charles mir erzählt, dass er bei Sotheby's auf ein Sechs-Unzen-Glas mit Weidenröschenhonig vom Yukon, Jahrgang 2008, fünfhundert Dollar geboten hatte, das dann letztlich für siebzehntausend australische Dollar weggegangen ist. (Die Stimme von Homer Simpson: Mmmmmm ... Honig.)
Etwa da schnallte ich dann endlich, dass mein Zimmer mit Kameras und Mikrofonen verwanzt sein musste. Ich legte mich aufs Bett und sagte einfach: »Wärter, etwas zu essen, bitte.«
Ich fühlte mich auf einmal todmüde. Dann wurde ich ohnmächtig und wachte (schätze ich) eine Stunde später wieder auf. Auf dem Tisch an der gegenüberliegenden Seite des Raums stand ein Teller.
Hmmm.
Darauf lagen drei rechteckige Scheiben einer Art Wackelpudding - rosa, weiß und blassgrün. Ich blickte zur Decke: »Könnte ich bitte etwas grobgemahlenen Pfeffer dazu haben?«
Eine irgendwie mechanisch klingende Frauenstimme antwortete in kühlem, knappem Tonfall: »Bitte iss dein Mittagessen, Zack.
Wir haben noch einiges vor uns.«
»Wer sind Sie?«
»Bon appetit.«
SAMANTHA
»¿Una abeja le ha picado?«
»;Si! Ja, Simone - ich meine ... was? Tut mir leid, ich ... die was ...? «
»¿Samantha, usted esta fingiendo?«
»Nein, ich will dich nicht verarschen, ich bin gerade gestochen worden.«
Ich hatte eine Biene von meinem Unterarm weggeklatscht und in den inneren Blattkranz eines großen Bogenhanfs gefegt. Die Biene war mausetot -
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