Generation A
ermordet. Mir war ganz elend deswegen und weil man später mit mir schimpfen würde, da ich sie beim Draufschlagen so stark beschädigt hatte. Derweilen pflaumte mich Simone von ihrer Ecke Calle Gutenberg, Calle Poeta Esteban de Villegas in der Innenstadt von Madrid an: »;Llame a la policia!«
»Die Polizei rufen? Um ihr was zu erzählen? Dass ich eine Biene umgebracht hab? Meinst du, ich will in den Knast wandern?«
»Usted tendra que hacer algo.«
»Mein Gott, mir ist klar, dass ich irgendwas unternehmen muss.
Aber die Behörden informieren? Ich weiß nicht. «
»¿Lastimo?«
»Schmerzen? Nein. Nicht richtig. Eigentlich so, wie ich es von früher kenne, als ich sechs war. «
»Tome una fotografia de ella.«
»Super Idee.« Ich kniete mich hin und machte ein JPEG von meiner Biene. Das Telefon war ein neues Samsung, das mir eine 20 -Meg-Aufnahme ohne Unscharfe und Schlieren ermöglichte. Ich schickte Simone das Bild.
»;Caramba!«
»Allerdings, caramba.«
Und jetzt kommt Folgendes: Ohne dass ich davon wusste, leitete Simone die Aufnahme inklusive der genauen Geokoordinaten an jeden auf ihrer (wie sich herausstellte) ziemlich umfangreichen Liste mit Freunden auf der ganzen Welt weiter.
"Hey! No se olvide de lafotografia de la rebanada del pan.«
Das Erdsandwich: Stimmt. Ich hatte ganz vergessen, die Scheibe Brot zu fotografieren. »Alles klar.« Ich machte das Foto, schickte es an Simone und sagte, ich müsse jetzt gehen. Ich legte auf, saß da und starrte den Bienenleichnam an.
Der Wind war stärker geworden, und mir wurde arschkalt. Ich guckte mir die kleine rote Schwellung auf meinem Unterarm an, an der Stelle, wo der Stachel eingedrungen war. War das gerade wirklich passiert? Die Schlagzeile des letzten Monats war Sexy Zack mit seinen Samojeden-Hundeaugen gewesen, der in Iowa gestochen worden war - stell dir bloß vor, das meistangeklickte Video in der Geschichte des Planeten wäre über dich selbst, wie du nackt eine Erntemaschine fährst -, er hatte immerhin das Glück, dass er total heiß aussah, aber trotzdem. Dann hatten sie ihn irgendwo versteckt, und die Welt hatte seitdem nichts mehr von ihm zu sehen bekommen.
Aber die Menschen sind nicht blöd - na ja, die Menschen sind natürlich blöd, sonst gäbe es keine Kriege. Jedenfalls hatte es eine Menge Trittbrettfahrerstiche gegeben, und ich wollte nicht, dass die Leute mich für einen weiteren dieser armen Irren hielten, die unbedingt auch mal im Rampenlicht stehen wollten. Aber Moment mal ... Ich bin schließlich gestochen worden, und es gab seit sechs oder sieben Jahre keine Bienen mehr in Neuseeland. Warum wollte ich es mir ausreden, den Stich zu melden?
Das Dumme ist, wenn dir wirklich etwas von kosmischer Bedeutung widerfährt, denkst du unwillkürlich, du bildetest es dir ein.
Ich versuchte also mir darüber klarzuwerden, was an der Geschichte dieses Stichs unglaubwürdig war, denn Leuten wie mir widerfährt nun mal nichts Interessantes. Das kommt einfach nicht vor.
Die Sonne trat hinter einer Wolke hervor. Ich wurde plötzlich schläfrig. Ich schloss die Augen, und wenig später wurde ich von drei Biologiestudentinnen der Massey University in Palmy geweckt.
Sie fotografierten die tote Biene in der Rosette der Aloe.
Eins der Mädchen fragte mich: »Darf ich mal den Stich sehen?«
»Bitte?«
»Deinen Stich.«
»Ach so. Klar.« Ich zeigte ihn ihr. Sie schien meinen einen Unterarm mit dem Grabtuch von Turin zu verwechseln.
Und dann hörte ich die Hubschrauber.
Okay.
Im Nachhinein kann ich verstehen, warum wir in sterile Umgebungen verfrachtet wurden. Und während man die anderen recht grob behandelte und sie betäubte, verlief meine Überführung noch relativ zivilisiert. Ich stand mit den drei etwas begriffsstutzigen Studentinnen auf der Wiese und zeigte ihnen meinen Stich, als sechs winzige Flecken am Horizont zu klobigen Monsterhelikoptern heranwuchsen, die uns umzuwehen drohten. Sie landeten in einer Sechseckformation um uns herum, jeder in etwa zweihundert Meter Entfernung. In dem Moment, als sie den Boden berührten, hielten die Rotoren an. Die Technik der Maschinen beeindruckte mich. Ob sie aus China waren?
Aus jedem der Hubschrauber stiegen fünf Gestalten in ABC-Schutzanzügen. Vielleicht ein Dutzend von ihnen trug Gewehre ja, Gewehre, und das im unbekümmerten kleinen Neuseeland.
Eine der Gestalten entpuppte sich als Louise, Mitglied der Königlichen Entomologischen Gesellschaft, Leiterin des Eingreifteams des
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