Generation Gold
Kursverläufe von einzelnen Tagen (sogenannte Intraday-Charts) und bildet daraus längerfristige Durchschnitte, um damit eventuell bestimmte wiederkehrende Muster von Kursbewegungen sichtbar zu machen. In diesen durchschnittlichen Intraday-Verläufen erkennt man dann auch in der Tat, daß in der Handelszeit der New Yorker COMEX der Goldpreis deutlich niedriger ist als zu den restlichen Handelszeiten. Speziell zu den psychologisch wichtigen Zeiten, d. h. zu den Preisfixierungen in London und dem Tagesschlußkurs, sind deutliche Preisrückgänge zu erkennen [4.23].
Ferdinand Lips mahnt hierzu folgendes an:
»Wie war es möglich, daß über einen Zeitraum von Monaten, wenn nicht sogar Jahren, der Goldpreis in New York niedriger schließt als das zeitlich vorangegangene Londonder Fixing? Es war ein tagtäglicher Aspekt der Goldpreismanipulation, daß in New York Verkäufe in der letzten Stunde und den letzten Minuten des Handels regelmäßig jeden vorangegangenen Preisanstieg in Übersee zunichte machten. Wie ist es möglich, daß die New Yorker Gold-Händler auf diese Weise Tag für Tag die Londoner Goldhäuser regelrecht lächerlich machen konnten? Wann wird New Yorks Kontrolle über den Goldpreis aufhören ?« [4.24]
Wie gefährlich das Derivategeschäft mittlerweile geworden ist, zeigt der Konkurs des amerikanischen Hedge-Fonds Long Term Capital Management (LTCM) im Jahr 1998. Dieser hatte mit einem aktiven Eigenkapital von nur vier Milliarden Dollar am Ende Finanzderivate über 100 Milliarden Dollar unter Verwaltung (d. h. 96 Milliarden Fremdkapital, sprich Verbindlichkeiten). Als die russische Regierung am 17. August 1998 den Rubel abwertete, verlor der Fonds innerhalb weniger Tage 3,4 Milliarden Dollar an Eigenkapital, sodaß Nachschußverpflichtungen fällig wurden. Überdies war LTCM mit ungefähr 400 Tonnen Gold (ca. 16 Prozent einer Jahresproduktion) short, hatte also auf einen fallenden Goldpreis spekuliert. Diese Goldgeschäfte wurden zwar von LTCM offiziell stets geleugnet, gehen jedoch aus verschiedenen Quellen hervor. Jeff Stanley, Goldanalyst, sagte beispielsweise:
»Wir haben erfahren, das LTCM 400 Tonnen short ist .« [4.25]
Der Anwalt Reginald Howe, der im Jahr 2000 eine Klage gegen Alan Greenspan und verschiedene Banken eingereicht hatte (siehe Fußnote [4.2]), berichete ebenso:
»Neue vertrauliche Informationen aus einer höchst verläßlichen Quelle bestätigen die Gerüchte, daß LTCM zum Zeitpunkt seines Bankrotts eine große Menge Gold short waren (300 bis 400 Tonnen wurden am häufigsten genannt) und daß diese Position irgendwie außerhalb des Markts wieder glattgestellt wurde. Die Quelle berichtete ebenso, daß diese Gold-Short-Position der Hauptgrund für die Rettung des Fonds war und daß den LTCM-Managern Straffreiheit zugesichert wurde, wenn sie über diese Vorgänge Stillschweigen bewahren würden .« [4.26]
Die Rettung sah am Ende so aus, daß die Federal Reserve unter Alan Greenspan und die betroffenen Gläubigerbanken ein 3,5-Milliarden-Dollar-Paket schnüren mußten, um einen Dominoeffekt im gesamten Finanzsystem zu verhindern.
Wenn man bedenkt, welche Aktivitäten auf höchsten Ebenen eine »relativ geringe« 400-Tonnen-Short-Position an Gold auszulösen vermochte, so kann einem Angst und Bange werden. Denn heutzutage werden täglich ca. 800 bis 1000 Tonnen Papiergold gehandelt [4.27] und die kommerziellen Händler sind regelmäßig bis zu 600 Tonnen auf der Verkäufer-Seite [4.28].
Im dritten Quartal 2005 belief sich der amerikanische Derivatemarkt allein auf nahezu 100 Billionen Dollar (eine Eins mit 14 Nullen), wobei die fünf größten Banken (JP Morgan Chase, Bank of America, Citibank, Wachovia, HSBC) 96 Prozent dieser Summe hielten.
Nach dem Bericht der »Comptroller of the currency« riskieren vier dieser fünf genannten Banken mehr als ihr gesamtes Eigenkapital in Derivategeschäften [4.29]:
JP Morgan Chase: 657,7 Prozent
Bank of America: 174,7 Prozent
Citibank : 345,6 Prozent
Wachovia: 76,8 Prozent
HSBC-Bank USA: 461,9 Prozent
Mit anderen Worten: Für jeden Dollar Eigenkapital riskiert z.B. JP Morgan 6,6 Dollar im Derivatemarkt. Ein Verlust von 15 Prozent aus diesen Geschäften würde demnach bereits ausreichen, um die Bank in die Insolvenz zu treiben. Das Orakel von Omaha, Investor-Legende Warren Buffett, bezeichnet Derivate nicht umsonst als »Massenvernichtungswaffen und Zeitbomben für den Finanzsektor«.
4.1.4 Goldleihe der
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