Generation Gold
deutsche Gold gelagert wird, erhielt Herr Hohmann folgende Antwort:
»Die Deutsche Bundesbank hält einen großen Teil ihrer Goldbestände in eigenen Tresoren im Inland. Sie läßt allerdings auch Goldbestände an wichtigen Goldhandelsplätzen, wie z.B. London, von den dort ansässigen Zentralbanken, z.B. der Bank of England, verwahren. Dies hat sich historisch und marktbedingt so ergeben, weil die Deutsche Bundesbank das Gold an diesen Handelsplätzen übertragen bekam. Es macht aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen Sinn, solange die Lagerung dort kostengünstiger ist, als der Transport nach Deutschland und der Bau zusätzlicher Tresoranlagen .« [4.34, Seiten 12 und 13]
Bruno Bandulet schrieb in der Ausgabe April 2003 seines Magazins Gold & Money Intelligence dazu folgenden Kommentar:
»Warum sollte es der Geschäftspolitik der Bundesbank schaden, wenn sie diese Angaben macht? Nicht nur das: Würde die Bundesbank ebenso sorgfältig bilanzieren wie jede normale Aktiengesellschaft, dann müßte sie selbstverständlich zwischen Gold als Eigentum und Goldforderungen unterscheiden und dies auch korrekt publizieren .« [4.35]
Er fährt fort mit der interessanten Erkenntnis, daß die Bundesbank in ihrer Bilanz zum 31. Dezember 1998 an erster Stelle der Aktiva noch »Gold« im Gegenwert von 17,1 Milliarden DM nennt. Dies waren 3701 Tonnen, die zum damaligen Anschaffungspreis von 144 DM pro Unze bewertet wurden. In der Bilanz zum 31. Dezember 2001 hingegen findet man die Position »Gold und Goldforderungen« an erster Stelle der Aktiva. Das heißt, zwei Positionen, die nichts miteinander gemeinsam haben, werden zusammengewürfelt. Hierzu Bruno Bandulet:
»Hier werden zwei Positionen, die nicht im geringsten identisch sind, miteinander vermengt. Keine Aktiengesellschaft würde mit diesem Trick durchkommen. Denn Goldforderungen haben eine ganz andere Qualität als Goldeigentum. Manchmal sogar bekommt man das verliehene Gold nicht zurück. Genau dies wiederfuhr vor vielen Jahren den Notenbanken Portugals und Polens, als deren Vertragspartner, das US-Haus Drexel , in Konkurs ging. Der Verdacht liegt nahe, daß die Bundesbank mit dieser seltsamen Bilanzierungsmethode etwas verbergen will.
Aber was? Erstens die Höhe der Ausleihungen, zweitens den Zeitpunkt. Wenn man beides wüßte, könnte man Rückschlüsse darauf ziehen, ob sich die Bundesbank an einem amerikanischen Komplott beteiligt hat: an dem Komplott, den Goldpreis tief zu halten, indem der Markt jahrelang mit Leihgold überschwemmt wurde .« [4.35]
Was den Lagerort des deutschen Goldes betrifft, sind sich alle Insider einig, daß die Antwort aus dem Linanzministerium schlicht falsch ist. Der allergrößte Teil dieses Goldes liegt in den USA, im Keller der New Yorker LED. Offiziell wurden zum Lagerort des Goldes jedoch nie definitive Angaben gemacht. David Marsh, der von 1986 bis 1991 Deutschland-Korrespondent der Financial Times war und in dieser Eigenschaft stets eine Vorzugsbehandlung erfuhr [4.35], veröffentlichte 1992 in seinem Buch Die Bundesbank — Geschäfte mit der Macht auf Seite 82 folgendes:
»Unter den führenden Zentralbanken mit Goldbesitz ist die Bundesbank die einzige, die nur einen kleinen Teil ihrer Goldbarren auf eigenem Gelände aufbewahrt. In den Tresorräumen in Frankfurt liegen nur etwa 80 Tonnen, d. h. knapp über 2 % des Gesamtgoldes. Der Rest ist auf die Tresore anderer Zentralbanken, der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England und zu einem kleineren Teil auch der Banque de France verteilt .« [4.36]
Warum nur ist die Deutsche Bundesbank die einzige, die ihr Gold nicht im eigenen Zugriffsbereich lagert? Warum schicken wir kein Kriegsschiff nach New York, wie es die Lranzosen Ende der 1960er Jahre taten, um unser Gold abzuholen? David Marsh weiter in seinem Buch:
»Im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt werden die großen Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind .« [4.36]
Dazu wiederum Bruno Bandulet:
»Ein exzellenter Kenner der Verhältnisse und früheres Mitglied der Bundesregierung meinte gegenüber G&M (gemeint ist das Magazin Gold & Money Intelligence-, d. Verf.): >Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand.< Er hätte auch sagen können: als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten.« [4.35]
Man mag es sich nicht vorstellen, und Gott bewahre uns vor diesem Szenario, doch seit dem 11. September 2001 scheint alles möglich:
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