Generation Gold
Zentralbanken
»Wie vieles in der Politik und sogar in der Geldpolitik ist auch die Goldpreismanipulation Bestandteil der menschlichen Neigung zu kurzsichtigen Lösungen.«
Dimitri Speck [4.23]
Wie wir zuvor erfahren haben, wurde seitens der Politik und der Banken alles unternommen, um das Gold schlechtzureden und aus dem Bewußtsein der Bevölkerung zu streichen. Seit dem Beginn der 1980er Jahre wurde zunehmend das Argument bemüht, daß das seit dem Ende des Bretton-Wood-Systems 1971 nutzlos umherliegende Gold ja keinerlei Ertrag erwirtschaften würde, sprich keine Zinsen abwerfe. Im Gegenteil, die Tresoranlagen und deren Bewachung würden nur Geld kosten.
Kreative Banker kamen also auf die Idee, daß die Zentralbanken ihr Gold gegen eine Leihgebühr verleihen sollten. Diese Geschäfte sahen folgendermaßen aus:
Die Zentralbanken verliehen ihre »unwirtschaftlichen« Goldbestände gegen einen niedrigen Zinssatz von typischerweise zwischen ein und zwei Prozent pro Jahr (der sogenannten »gold leasing rate«) an Geschäftsbanken. Im dritten Kapitel haben wir gesehen, daß der Zins immer eine Inflationskomponente enthält (Abbildung 3.1). Da Gold nicht, wie ungedecktes Papiergeld, beliebig vermehrt werden kann, ist dieser Anteil beim Goldzins sehr gering bzw. null. Daher ist wohl auch der Zinssatz so gering, mit dem sich die Zentralbanken zufrieden geben.
Die Geschäftsbanken wiederum verkauften dann das geliehene Gold sofort auf dem Markt und verliehen die so gewonnenen Mittel an Minenunternehmen zu einem Zinssatz von ca. drei bis vier Prozent. Die Minen wiederum verpflichteten sich, diese Kredite als bzw. in Gold zurück an die Banken zu liefern, sodaß diese theoretisch das geliehene Gold wieder an die Zentralbanken liefern könnten. Mit anderen Worten: Die Goldproduzenten verkauften ihr zukünftiges, noch zu produzierendes Gold zu einem fest vereinbarten Betrag vorab auf Termin.
Diese Goldleihgeschäfte hatten also für jeden Teilnehmer scheinbar einen positiven Effekt: Die Zentralbanken konnten durch das Verleihen einen zusätzlichen Ertrag für ihr Gold erwirtschaften, die vermittelnden Geschäftsbanken hatten ihre Provision aus der Zinsdifferenz, und die Minen kamen an günstige Kredite und konnten gleichzeitig ihre Produktion gegen fallende Goldpreise absichern.
Es gab Minen, die so bis zu sieben Jahresproduktionen auf Termin vorwärtsverkauft hatten. Was zunächst anscheinend niemand realisierte, war jedoch der dadurch entstandene Automatismus sinkender Goldpreise. Das verliehene Gold wurde von den Geschäftsbanken ja immer sofort am Markt physisch verkauft und wirkte sich somit positiv auf das Angebot aus, das die Preise nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage sinken ließ. Die Reserven der Zentralbanken wurden also immer weniger wert, und sie bekamen demzufolge auch immer weniger Zinsen.
Die Minen wiederum wurden durch die billigen Kredite dazu verführt, Minenprojekte niedriger Rentabilität zu starten, die sie sonst wohl nie gewagt hätten. Der sinkende Goldpreis brachte diese Firmen dann jedoch immer weiter an oder in den wirtschaftlichen Abgrund, sodaß sie ihre höherwertigen Erze abbauen mußten, um überleben zu können. Das heißt, daß die besten Minen in einem Marktumfeld sinkender Preise ausgebeutet wurden. Die Lebenszeit der Minen verkürzte sich, und die Exploration neuer Vorkommen kam fast vollständig zum Erliegen [4.30].
Weiterhin erbrachte der nicht gehedgte Teil der Produktion (d. h. der Teil, der nicht vorab auf Termin bereits verkauft worden war) logischerweise einen niedrigeren Erlös für das Unternehmen.
Durch das Hedgen sägten also die Minen am Ast, auf dem sie selbst saßen. Daher ist es auch wichtig, falls Sie an einem Investment in Minen-Aktien interessiert sind, nur Anteile an ungehedgten Minenunternehmen zu erwerben. Die 16 größten ungehedgten Minenunternehmen sind im HUI-Index zusammengefaßt. Dieser Index stieg seit 2000 um ein Vielfaches höher als der Index der gehedgten Unternehmen, der XAU-Index.
Überdies hinaus gingen (und gehen!) die Zentralbanken ein sehr hohes Risiko ein, ihr verliehenes Gold nie mehr wiederzusehen.
Das amerikanische Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) unter seinem Vorsitzenden Bill Murphy sammelt seit Jahren Beweise für die Goldleihgeschäfte und Manipulationen der Zentralbanken. In einer Rede am 9. August 2005 auf der Gold-Rush-21-Konferenz in Kanada erklärte Bill Murphy:
»Der Grund, warum der Goldpreis pro Unze um
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