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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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aber bald zu einer Quelle der Spekulationen. So wurde an der New Yorker Commodity Exchange (COMEX) zum 31. Dezember 1974 der Handel mit Gold-Future-Kontrakten eingeführt. Man spricht bei diesen Geschäften auch vom »Papier-Gold«, da die meisten Kontrakte an der COMEX durch gleich hohe Gegenkontrakte ausgeglichen werden, nicht jedoch durch physikalische Lieferungen. Ein einfaches Beispiel sieht wie folgt aus:
    Bank A verkauft zehn Tonnen Gold zu 220 Dollar pro Unze (ohne diese überhaupt besitzen zu müssen), indem sie einen Verkaufskontrakt abschließt (man sagt auch, sie »verkauft leer«). Sinkt nun der Preis des Goldes auf 200 Dollar pro Unze, kauft Bank A die zehn Tonnen Gold als Kaufkontrakt zurück und hat unterm Strich zehn Prozent Gewinn erwirtschaftet, da das Gold für 200 Dollar gekauft, jedoch für 220 Dollar je Unze verkauft wurde. Wenn hingegen der Goldpreis steigt, macht Bank A einen entsprechenden Verlust.

    »Der traditionelle physische Goldhandel mußte (...) umlernen und akzeptieren, daß das umsatzmäßige Übergewicht der Futures und Optionen den Goldpreis über kürzere oder längere Strecken zu bestimmen vermag, selbst wenn es aus der Sicht des physischen Marktes kaum gerechtfertigt erscheint .« [4.17]

    Sie ahnen nun vielleicht schon, warum der Goldpreis nach dem Hoch von 850 Dollar pro Unze bis auf 260 Dollar Ende der 1990er Jahre absank: Die Politiker wollten keinen hohen Goldpreis, um ihr ungedecktes Papiergeldsystem nicht zu gefährden. Die Banken wollten ihn auch nicht, weil sie nur so ohne großes Risiko glänzende Gewinne erwirtschaften konnten. Mit anderen Worten: Politiker, Zentral- und Geschäftsbanken saßen und sitzen im selben Boot und ruderten vereint in die gleiche Richtung, nämlich der des Untergangs von Gold.
    Daß die steigende Größe des Derivatemarktes tatsächlich einen negativen Einfluß auf den Goldpreis in den 1990er Jahren hatte, wurde 2001 von Anthony Neuberger von der London Business School in einer Studie für den World Gold Council belegt:

    Je höher die Produzenten ihr noch unproduziertes Gold auf Termin leerverkauften, um so tiefer fiel der Preis.
    Wie wichtig und manipulativ diese Future-Märkte in der Tat für die Preisfindung des Goldes sind, kann man erahnen, wenn man bedenkt, daß das Volumen der Goldkontrakte von 1974 bis Ende der 1990er Jahre von 23,2 Tonnen um mehr als das 8600fache auf 200 100 Tonnen anstieg [4.16], Mittlerweile gibt es Goldfuture-Märkte auf der ganzen Welt, sodaß diese 24 Stunden am Tag gehandelt werden können. Da das Zentrum des physischen Handels in Europa liegt (Zürich und London), ergibt sich daraus einenatürliche Zeitversetzung des Schwerpunktes im Handel mit physischem Gold und mit Papiergold.
    Es fällt auf und wurde statistisch bewiesen, daß der Future-Markt diese Zeitversetzung immer in der Art ausnützt, daß der Preis durch Leerverkäufe gedrückt wird, sobald die Märkte in Europa geschlossen haben.
    Michael Bolser kommt in einer Studie, die den Zeitraum von 1985 bis 2002 umfaßt, zu dem Ergebnis, daß die von ihm so bezeichneten Präventiv-Verkäufe (d. h. Verkäufe zum Drücken des Preises) in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen haben. Im Vergleich zum physischen Goldmarkt in London weisen die Verkaufsereignisse an der COMEX ein anormales Verhaltensmuster auf:

    »Somit unterscheiden sich beide Goldmärkte qualitativ und quantitativ voneinander, wobei die COMEX einen überproportionalen Einfluß auf den Preisbildungsprozeß ausübt und ihn zu bestimmen vermag. Dies ist seit 1998 verstärkt der Fall .« [4.19, 4.20]

    James Feller untersuchte den Zeitraum von 1986 bis 1998 und kam zu ähnlichen Ergebnissen:

    »Das Handelsvolumen (...) ist unnormal. Die Beweise, die hier präsentiert wurden, zeigen, daß auf steigende Preise Handelstage mit abnormal hohem Handelsvolumen folgen, und nicht umgekehrt. Daher ist der Goldmarkt an der COMEX nicht effizient .« [4.21]

    Dimitri Speck untersuchte auf empirischem Wege Intraday-Charts und gelangte zu folgenden Schlußfolgerungen:

    »In Europa scherzen Beobachter des Goldmarktes >Good Morning America !< oder >Man kann die Uhr danach stellen< Was passiert, wenn New York aufwacht? Meistens fällt der Goldpreis. Eine Manipulation des Preises verursacht dieses Intraday-Preismuster. Diese Interventionen werden von Amerika aus geleitet. Deshalb fällt der Preis so häufig, wenn in New York der Handel beginnt .« [4.22]

    Speck verwendet bei seinen Berechnungen die

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