Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
wird die Demontage und den Transport erleichtern.«
»Gute Idee. Die sollen aber auf den Druck an Bord achten. Die äußere Hülle darf nicht beschädigt werden. Die Drohnen brauchen zwar keinen Sauerstoff, aber nach einem Druckverlust wird die Klimaanlage die Temperatur nicht halten können und bei minus 273 Celsius fallen die Systeme zu schnell aus.
»Es ist weiterhin absehbar, dass wir nicht genug Frachtraum und folglich für die Masse aller aktiven Kryobetten inklusive der AMENS Steuerungen nicht genug Antriebsschub haben.«
»Lass dir etwas einfallen.« Anna verließ Peters Kryo-Raum wieder. Für einen weiteren Besuch bei einer Freundin wollte sie sich die Zeit gerne nehmen. »Starte dazu parallel weitere Untersuchungen zu unserem Zielplaneten Proxima. Auch wenn wir die Entscheidung mangels Alternativen bereits getroffen haben. Wir müssen die Menschen bei der Ankunft bestmöglich auf die Lebensbedingungen dort vorbereiten.«
»Hallo Sequoyah.« Anna stand vor ihrem Kryobett. »Entschuldige, dass ich dir diese Aufgabe aufbürde. Du bist aber die Einzige, der ich das zutraue.«
Anna erinnerte sich: In den vielen Jahren am Institut hatte sich Sequoyah nicht immer als einfach zu führende Mitarbeiterin gezeigt. Egal, wer vor ihr stand oder wie teuer die Versuchsreihen waren, Sequoyah hatte immer ihren eigenen Standpunkt vertreten. Eigentlich hatte ihr jeder geraten, sie nicht für diese Mission auszuwählen. Sie wird sich nicht führen lassen, hatten viele gesagt. Blödsinn, dachte Anna damals wie heute, es hatte sie eher bestärkt, Sequoyah genau deswegen mitzunehmen.
Jeremie meldet sich. »Anna, wir haben die ersten planetaren Auswertungen vorliegen. Ich stelle Ihnen die Informationen auf Ihrem virtuellen Arbeitsplatz zur Verfügung.«
»Danke«, sagte Anna und aktivierte die Projektion auf ihre Iris. Die ersten Tabellen und Grafiken sahen gut aus. Sehr gut sogar. Der Planet befand sich mitten in der habitablen Zone.
»Jeremie, ich lese die Unterlagen unterwegs. Ich möchte noch in meinem Labor vorbeischauen, um mir den Zustand der Replikanten persönlich anzusehen.«
»In Ordnung. Die Replikanten sind wohlauf. Zudem sind das auch die einzigen Kryobetten, die sich bereits auf einem flugfähigen und glücklicherweise völlig unbeschädigten Habitat befinden, das sogar ihr Überleben mehrere Jahre autark sicherstellen könnte.«
»Wir brauchen mehr solcher Habitate.« Anna lächelte, sie wusste natürlich, dass das Habitat der Replikanten einzigartig auf der Horizon war. »Bis später. Ich melde mich.«
»Das ist keine Übung. T - 18 Stunden 50 Minuten. Begeben Sie sich sofort zu ihren Notausstiegspositionen. Das ist keine Übung!«
Anna befand sich auf dem Weg zu den Replikanten. Langsam. Ihre Hüfte schmerzte und mit der Zeit begann sie immer deutlicher, das linke Bein nachzuziehen.
Sollte Anna diese sich stetig wiederholende Durchsage deaktivieren? Nein. Die Ansage passte ganz gut zur Situation und zum desolaten Zustand der Horizon.
»Yeah.« Proxima schien wirklich ein Glücksfall zu sein. Der Planet war nur drei Prozent größer als die Erde. Jeremie hatte ihr zudem Messdaten eines erdähnlichen Magnetfeldes bereitgestellt. Der Hauptanteil des Feldes schien vom Kern von Proxima auszugehen und ließ sich nahe der Oberfläche als Feld eines magnetischen Dipols beschreiben, welches oberhalb der Atmosphäre durch die Sonnenwinde der beiden Sterne verformt wurde. Die magnetischen Feldlinien traten im Wesentlichen auf der Südhalbkugel aus und durch die Nordhalbkugel wieder in Proxima ein. Im Mantel des Planeten veränderte sich die Form zu einem Multipolfeld. Das Magnetfeld funktionierte nahezu identisch wie auf der Erde, was die Vermutung nahelegte, dass es ebenfalls durch einen Geodynamo erzeugt wurde. Ein fester Ferritkern in der Mitte eines leitfähigen Planeteninneren aus flüssigem Gestein. Das bedeutete, dass das Magnetfeld Proxima gegen den Einfluss der Sonnenwinde und anderer Gammastrahlen schützte. Was neben der Positionierung in der habitablen Zone, eine weitere Grundvoraussetzung dafür war, die Entwicklung höherer Lebensformen zu ermöglichen.
Ob Proxima bereits Leben beherbergte, fragte sich Anna in Gedanken. Jeremie hatte mit circa 4,2 Milliarden Jahren das richtige Planetenalter festgestellt. Die Erde war zum Vergleich 4,54 Milliarden Jahre alt. Man ging zudem davon aus, dass ein für Menschen bewohnbarer Planet zwischen 3,5 und 5 Milliarden Jahre alt sein
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