Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
habe keinen neuen Freund.« Anna lächelte. »Und ja, alles ist perfekt an Franco.«
»Mein Gott! Der hätte alles für dich getan! Andere Frauen würden für so einen Mann morden, das ist dir doch hoffentlich klar!« Vanessa sah sie vorwurfsvoll an.
»Franco lebt sein Leben. Ich lebe meins. Sein Leben findet in Madrid und Peking statt. Er wird dem Ruf seines Vaters folgen und das Vorstandsmandat in China annehmen.« Die Familie Francos hatte spanische und chinesische Wurzeln. Zudem belegte sein Vater auf der Forbes Liste der reichsten Menschen auf der Wel t Platz 27.
»Was für eine schändliche Tat! Er hat einen Job, zeigt Verantwortung, liebt dich und wird mehr Geld erben, als du in drei Leben ausgeben kannst!«
»Du kennst mich doch!«, versuchte Anna, sich zu entlasten. Wegen seiner Familie war sie nicht mit Franco befreundet gewesen.
»Ich wette, Franco hätte dir auch Düsseldorf gekauft! Inklusive deiner geliebten Universität!«
»Ich brauche sein Geld nicht!«
»Warte, du bist wieder mit deinem Kunstprofessor ins Bett gegangen und Franco hat dich in flagranti mit rot bemalten Nippeln erwischt!« Einmal in Schwung gekommen, kannte Vanessa kein Erbarmen. Mit ihren kurzen blonden Haaren und stahlblauen Augen hätte sie auch die Inquisition im Mittelalter anführen können.
»Ich habe nicht mit Pierre geschlafen!« Die benachbarten Tische waren zum Glück leer und der ältere Herr folgte zum Glück der sicherlich spannenden Fußballreportage mit Kopfhörern.
»Oh ... Professor Dr. Morel heißt jetzt nur noch Pierre!« Vanessa legte gnadenlos nach, erhob aber nicht die Stimme.
»Er lehrt Kunst und Ethik. Und ist nur ein guter Bekannter!«
»Ach so, du lässt dich von jedem älteren Herrn mit grauen Designerlocken nackt malen?«
»Das ist Kunst!«
»Hast du das Bild noch?«
»Auf meinem Mobile«, antwortete Anna getrieben.
»Du hast mit ihm geschlafen!«
»Das hätte ich dir nicht erzählen sollen!«
»Kleines. Hast du aber. Sei froh, dass ich nicht so geschwätzig bin wie du. In deiner Akte steht jedenfalls nichts über deine Freizeitaktivitäten!«, flüsterte Vanessa.
»Die haben eine Akte über mich?« Dass das Innenministerium Informationen über sie sammelte, war Anna neu.
»Jetzt tue mal nicht so. Bitte! Denke einmal kurz nach, wer dein Vater ist. Und welche Sicherheitsfreigabe deine Arbeit hat. Klar haben die eine Akte über dich.«
»Ach ... was macht das schon. Ich habe nichts zu verbergen!«
»Jedenfalls nichts, was dich im 23. Jahrhundert den Kopf kosten wird. Trotzdem mag ich Franco«, erklärte Vanessa deutlich ernster. »Er wäre gut für dich gewesen. Ich dachte immer, durch ihn würdest du zur Ruhe kommen.«
»Ich konnte nicht von ihm verlangen, so viele Jahre zu warten.«
»Worauf zu warten?«, fragte Vanessa unsicher. Sie war klug, bestimmt ahnte sie bereits, was Anna vorhatte.
»Ich werde eine lange Reise machen.«
»Weg von Düsseldorf?«
»Weg von dieser Welt.« Jetzt hatte sie es gesagt, auch wenn sie sich dazu im Vorfeld andere Worte zurechtgelegt hatte.
»Du willst doch nicht etwa auf den Mars ziehen!? Hast du völlig den Verstand verloren? Die Menschen leben dort wie vor 250 Jahren! Die sterben an Krankheiten, deren Namen ich noch nicht einmal schreiben kann!«
»Nein, nein ... Vanessa ... ich will nicht zum Mars! Ich habe mich als wissenschaftlicher Offizier für das SAOIRSE-Programm beworben. Ich werde zum Proxima Centauri Sternensystem fliegen«, erklärte Anna betont sachlich.
Vanessa sah sie mit offenem Mund an. »Und ... wie lange wirst du weg sein?«
»Für dich werden es zwölf Jahre sein.«
»Für dich etwa nicht?«
»Nein, für mich sind es nur drei. Verstehst du jetzt, warum ich nicht von Franco verlange, zu warten?«
»Also werde ich bereits über vierzig sein, während du mit knackigen vierunddreißig zurückkommst?« Vanessa hatte das mit der Zeitdilatation [3] noch nie richtig verstanden.
»Unser Raumschiff, die Horizon, wird sich mit 80 % der Lichtgeschwindigkeit bewegen. Das Sternensystem Proxima Centauri liegt über vier Lichtjahre von uns entfernt, sodass die Hinreise für dich auf der Erde knapp fünf Jahre dauern wird. Für mich auf der Horizon werden allerdings nur ungefähr zweieinhalb Jahre vergehen. Unser Aufenthalt wird drei Jahre betragen«, erklärte Anna ihrer besten Freundin.
»Aber du sagtest doch eben, dass es für dich nur drei Jahre sein werden?«, fragte Vanessa aufmerksam nach.
»Ich rechne nur die Aufenthaltszeit.
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