Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
der Horizon. Meine Aufgabe ist es, den Erfolg der Mission zu sichern. Wie kann ich helfen?«
»Bist du in der Lage, das Verhör zu führen und das Biofeedback von Major Sanders-Robinson zu kommentieren?« Als ob Peter nur auf diese Gelegenheit gewartet hätte. Seine weiße Haut strahlte noch heller als zuvor.
»Ja.«
»Dann bitte ...« Peter gab ab. Favelli, der scheinbar nicht allzu großes Vertrauen in die Fähigkeiten dieser neuen Technologie hatte , schaute ihn nur mit großen Augen an. Auf den Bildschirmen konnte Anna bei ihrem Vater und dem Staatsanwalt keine Regung feststellen. Sie hatte mit ein paar Sensoren für Temperatur, Blutdruck und Schweißabsonderung gerechnet. Altmodisch ja, aber eine lange Zeit der Stand der Technik. Jetzt aber, mit der KI Irene im Genick fühlte sie sich wie eine Laborratte in einem Labyrinth.
»Major Sanders-Robinson, können wir beginnen?« fragte Irene höflich, auch nicht scheinheiliger als es Peter oder ihr Vater vermocht hätten. Im Prinzip änderte das wenig an ihrer Strategie, sie durfte nicht lügen. Wozu auch, sie war mit sich im Reinen.
»Wir können anfangen. Nur eine kurze Frage, wie soll ich Sie ansprechen?« Mal sehen, was die KI drauf hatte.
»Sie können mich Irene nennen, wenn Sie wünschen. Es ist es meine Aufgabe, alle Menschen an Bord vor Schaden zu bewahren«, sagte die KI mit einem Lächeln in der Stimme. Was für eine falsche Schlange. Und sie war eitel, das sollte Anna ausnutzen. »Können Sie uns bitte Ihr Gespräch mit Pierre Morel klassifizieren?«
»Es war ein privates Gespräch, es ging um Aspekte unserer persönlichen Beziehung.«
»Können Sie von ihrer persönlichen Beziehung zu ihm eine Bedrohung für die Horizon ableiten?«
»Nein.«
»Oder für Institutionen des SAOIRSE Programms?«
»Nein.«
»Hat Ihnen Pierre Morel Verdachtsmomente geliefert, die gegen geltendes Recht verstoßen?«
»Nein. Ich halte ihn für integer.«
»Aber das Gespräch hat Sie emotional kompromittiert«, fragte Irene, deren Strategie für Anna bisher unverfänglich blieb. An die Interviews mit ihrem Vater in der Vergangenheit kam das nicht heran.
»Ja. Was auch mein Motiv ist, nicht die Details zu offenbaren.«
»Hat Sie sein Verhalten moralisch entrüstet?«
»Gegenüber der öffentlichen Moral?«
»Unterscheiden Sie unterschiedliche Moralvorstellungen?« In Ordnung, die Frage war jetzt ein anderes Kaliber. Irene würde gerade bei ihr einen Peak festgestellt haben, den sie plausibel begründen sollte.
»Ja.«
»Bitte erläutern Sie Ihre Motivation zu dieser Antwort.«
»Ich bin nicht erzogen worden, gesellschaftlich geläufigen Vorstellungen zu entsprechen. Und zu Ihrer Frage, nein, das Verhalten von Pierre Morel hält auch den höchsten mir bekannten moralischen Vorgaben stand.«
»Welche möglichen emotionalen Konsequenzen können Sie sich daher für sich vorstellen?«
Der nächste Peak, dieser Ausschlag ihres Biofeedbacks sollte sogar kräftiger sein wie der zuvor. Aber es gab keinen Grund, ihre Gefühle zu verbergen.
»Dass ich Professor Dr. Morel für viele Jahre nicht sehen werde. Eine Tatsache, die ich zutiefst bedauere, der ich mir aber bewusst war. Nur, aus gutem Grund eine schwierige Entscheidung zu treffen, macht den dadurch erfahrenen Verlust nicht ungeschehen«, erklärte Anna sachlich. Es ging bei Biofeedback Tests nicht darum, emotionale Reaktionen zu verbergen, man musste sie nur glaubwürdig erklären.
»Sehen Sie aufgrund dieser Situation mögliche Schwierigkeiten, Ihren Aufgaben nachzukommen?«
»Nein, eher im Gegenteil. Ich fühle mich bestärkt, genau das zu tun, was ich tue. Und das mit jedem Atemzug. Ich sichere den Erfolg unserer Mission.« Anna lächelte. Sie war genau dort, wo sie sein wollte - auf dem Weg zum Stern Proxima Centauri - und weder Peter noch diese KI würden sie aufhalten.
»Können Sie bitte Ihre Folgerung erläutern?«
»Colonel Hennessy, Sie und Professor Dr. Morel haben mich bestärkt, auch Gefahren zu bedenken, die bisher für unmöglich gehalten wurden. Deshalb prüfe ich weitere Optionen, meine Forschungsarbeit vor möglichem Schaden zu bewahren.«
»Welche Gefahren sehen Sie?«
»Die, die wir heute noch nicht kennen, ich denke, dass gerade Sie am besten verstehen, welche Art Bedrohungen erst seit kurzer Zeit aufgekommen sind. Sind Sie nicht aus demselben Grunde auf der Horizon?«
»Da stimme ich Ihnen zu.«
»Ich möchte mich trotzdem bei Colonel Hennessy entschuldigen. Mir ist bewusst, dass
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