Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Hennessy, er soll ihre Vita erneut durch den SAOIRSE Nachrichtendienst überprüfen lassen!«
»Major, ich möchte Ihnen für Ihre beherzten Entscheidungen danken, nur dank Ihrer schnellen Reaktion konnten wir diese Epidemie eindämmen, bevor sie richtig ausgebrochen ist.«, erklärte Favelli, der mit einem Rollstuhl im Kommandostand saß. Die Antibiotika schlugen zwar an, der Infekt hatte ihn aber trotzdem geschwächt. Im Gegensatz zu den Siedlern hatte er aber noch mehr Zeit, sich zu erholen. Bei der Blondine hatte sich der Verdacht bestätigt, sie war Patient null, allerdings ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Es gab Anhaltspunkte, dass sie auf der Erde gezielt mit einer schnell verlaufenden, aber eigentlich harmlosen Grippevariante infiziert worden war. Der SAOIRSE Nachrichtendienst würde dem nachgehen.
»Mein Team nimmt Ihren Dank gerne entgegen. Wir konnten den Erreger nachträglich identifizieren. Die bereits zuvor eingeleiteten Gegenmaßnahmen waren zielführend.« Anna zeigte auf ihre Assistenten, ohne die sie den Übeltäter letztendlich nicht dingfest gemacht hätte. Etwa zwanzig weitere Offiziere der Horizon waren zugegen und applaudierten. Sequoyah, Martin und Aysegül bedanken sich ebenfalls für die respektvolle Geste.
»Ich würde mich gerne großzügiger zeigen, aber unser Zeitplan bleibt angespannt«, fuhr Kapitän Favelli fort. »Die Horizon ist bereits im Landeanflug auf den Mars. Wir werden in eine geostationäre Umlaufbahn in 20.750 Meter Höhe einschwenken. Unsere Fracht sind zwölf Container, die im hinteren Bereich an den Positionen H87 bis H98 symmetrisch angedockt werden. Die Einweisung der Shuttles beginnt in neunzig Minuten. Ich erwarte weiterhin Höchstleistungen von ihnen. Sie können jetzt abtreten.«
Anna war müde. Erschöpft. Und allein. Sie hockte unter der Dusche auf dem Boden und hatte die Knie vor die Brust gezogen. In Momenten großer Anspannung hatte sie noch nie Nerven gezeigt. Bisher konnte sie jede Stresssituation souverän meistern. In den ruhigen Momenten danach kam es dann aber meist knüppeldick. Niemand konnte Emotionen fortwährend hinunterschlucken. Du bist wie ein Vulkan vor dem Ausbruch, hatte Pierre einmal zu ihr gesagt, zum Glück blieb das anderen verborgen. Als ob sie auf der Flucht war, so fühlte sie sich gerade, ohne zu wissen, weswegen sie davonlief. Wie gerne würde sie Pierres Haut riechen, seine Nähe spüren und sich unendlich tief fallen lassen. Zwölf Jahre würde es auf der Erde dauern, ihn wieder zu sehen. War es falsch gewesen, ihn zu verlassen? Er war über dreißig Jahre älter als sie. Konventionen waren nur für Kleingeister. Sie würde ihn wiedersehen. Bestimmt!
Anna verließ die Dusche, schnappte sich ein Handtuch und frottierte sich ihre langen roten Haare. Vielleicht sollte sie sich den Kopf scheren, das würde viel Zeit sparen. Entkräftet ließ sie sich in ihr Bett fallen. Sie wollte in dieser Nacht nicht alleine sein.
»Gute Nacht, Anna«, hörte sie die Stimme von Vater noch sagen, der das Licht ausmachte, während sie einschlief.
»Möchtest du mit mir kommen«, fragte Elias, wie bereits zahlreiche Nächte zuvor. Groß, kräftig und lange dunkle Haare, das war Elias in Annas Traum, von dem sie immer wieder träumen wollte. Er nahm ihre Hand, auf eine Antwort wartete er nicht. Oder hatte sie etwas gesagt? Sie wusste es nicht mehr.
»Wir können den Weg zurück gemeinsam finden«, sagte er, während sie gebannt seine Lippen beobachtete und sich daran zu erinnern versuchte, wie das Salz auf seiner Haut schmeckte. Um bei ihm zu bleiben, hätte sie alles getan.
»Du brauchst keine Angst haben, sie werden dir nichts tun«, versprach er ihr. Anna nickte und stolperte ungeschickt hinterher. Elias ging vor, entfernte sich aber mit jedem Schritt weiter von ihr, ganz egal wie schnell sie versuchte, ihm zu folgen.
»Ich werde dich nicht zurücklassen«, hörte sie ihn sagen, wobei seine Stimme leiser wurde und er in der Ferne verschwand. Bitte warte, nicht so schnell, wollte Anna rufen, doch sie konnte ihre eigene Stimme nicht hören. Elias hatte sie verlassen.
***
XIX. Last Exit Mars
Anna stand am Panorama Fenster ihres Quartiers und betrachtete den roten Planeten. Eine wunderschöne Aussicht, den Mars aus dieser Perspektive zu sehen, war atemberaubend, über ihre Zukunft nachzudenken, war es nicht. Sie hatte noch genau vierundzwanzig Stunden zu leben, dann würde ihr ein medizinischer Roboter sämtliches Blut
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