Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Sanders-Robinson.«
»Ein medizinischer Notfall bei den Replikanten. Wir führen das Gespräch später fort.« Anna drückte Irene weg. »Martin, ich bin wieder bei dir. Was ist passiert?«
»Es ist Elias. Sein Temperaturanstieg hatte mit dem Grippeinfekt nichts zu tun. Das Fieber ist weiter gestiegen. Wir sind jetzt bei 40,8 Grad Celsius. Anna, ich finde nichts ... die Temperatur steigt einfach immer weiter.« Martin litt hörbar mit jedem seiner Worte.
»Was zeigen die Kreuzvergleiche? Was ist bei ihm anders? Die Replikanten sind 32 eineiige Zwillinge, irgendetwas muss bei ihm anders sein.« Anna dachte nach.
»Ja, ja ... das ist es ja. Elias war nur der Erste, die anderen folgen jetzt ebenfalls seinem Krankheitsverlauf. Bei jedem seiner Geschwister steigt seit einigen Stunden die Temperatur. Eine Vergabe von Medikamenten blieb bisher erfolglos. Ich habe keinen blassen Dunst, was ich jetzt noch tun soll. Ich brauche deine Hilfe.«
»Scheiße!« Das durfte doch nicht wahr sein. Das war eine Katastrophe. Sie konnte weder einen Menschen noch einen Replikanten mit Fieber einfrieren. Sobald sie wiederbelebt werden würden, würde die erhöhte Temperatur noch weiter steigen. Die Replikanten waren zäh, aber ab 43 bis 44 Grad Celsius würden sie durch eine Denaturierung [10] der körpereigenen Proteine sterben. Es musste eine Lösung geben. »Hast du einen Verdacht?«
»Nicht wirklich.«
»Nicht wirklich?« Das war das Problem mit Dr. Martin Breuer. Anna hielt ihn in einigen Bereichen für begabter als die meisten Biogenetiker, die sie kannte. Sich selbst eingeschlossen - nur er war ein Weichei. »Drück dich deutlicher aus!«
»Ja, ja ... ich vermute ein Strahlungsproblem, kann es aber nicht belegen. Und ohne Beweise haust du mir meine Theorie um die Ohren ... was ich an deiner Stelle auch nicht anders tun würde.«
»Die Geschichte mit den Zerfallsprodukten unserer Energiegewinnung aus Antimaterie? Die Wirkung einer Strahlung, die niemand messen konnte, auf Zellen, bei denen sich nichts verändert hatte?« Anna dachte an Martins ersten, nicht sonderlich erfolgreichen Promotionsversuch als Physiker. Das war aber auch eine kranke Theorie.
»Ja, ja ... deshalb nicht wirklich.«
»Sogar wenn ich dir folgen könnte, was ich nicht tue, welche Optionen bieten sich uns dadurch, dass wir mal kurz annehmen, dass deine Theorie kein Hirnfurz ist?«
»Keine. Es würde das Desaster nur erklären. Wir haben die Gene der Replikanten in einer Art verändert, wie es in der Natur nicht vorkommt. Das könnte deren Achillesferse sein.«
»Martin, das hilft uns nicht ... ich brauche eine Handlungsoption. Ansonsten verlieren wir alle 32 Replikanten. Und das werde ich nicht zulassen!«
»Replikanten sind halt keine guten Raumfahrer. Wenn sie nicht gerade über Tage oder Wochen einer Materie/Antimaterie Reaktion ausgesetzt sind, passiert ihnen nichts.«
»Bleib dran! Ich muss für Hennessy noch einen Bericht anfertigen. Ich komme später zu dir.« Wenn Martin recht haben sollte, würden alle 32 Replikanten unweigerlich sterben. Anna beendete die Kommunikation. Sie musste sich aufmachen, die Container zu inspizieren. Weiterer Ärger mit Peter war unnötig.
Ihr gegenüber auf dem Sessel saß plötzlich Elias. Als erwachsener Mann, mit nacktem Oberkörper, er sah sie an und sagte kein Wort. Auch seine Gesichtsmimik sagte nichts. Vor Schreck rutschte Anna seitlich über die Stuhllehne und fiel auf den Teppichboden. Dieser Replikant war in der Realität nur ein zwölf jähriger Junge, warum hinterließ er nur so ein Chaos in ihrem Kopf. Anna blickte wieder auf den Sessel. Diesmal war er leer.
»Anna, darf ich dir eine Frage stellen?«, fragte die KI Vater sie vorsichtig, den hatte sie völlig aus dem Sinn verloren. Er konnte alles hören, was sie hörte.
»Bitte ...«
»Warum hast du mich geschaffen?«
»Um zu lernen.«
»Ist es meine Aufgabe, von dir zu lernen?«
»Im Prinzip schon. Nur du solltest auch lernen, wenn ich mich gerade einmal wenig vorbildlich verhalte.«
»Weil du müde bist?«
»Das auch.«
»Oder weil du dir Hilfe von mir erhoffst?«, fragte Vater einfühlsam. Fast als ob ein wenig von Pierre aus seiner Art zu erkennen war.
»Was sicherlich auch nicht schaden könnte.« Anna war viel zu müde, um ihm zu widersprechen.
»Würdest du denn meine Hilfe annehmen?«
»Sicherlich.« Die Frage verstand Anna nicht. »Warum nicht?«
»Obwohl du jedes nichtorganische Bewusstsein verachtest?«
»Das stimmt
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