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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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hervorragend diese Tiere hören konnten. Nur wer leise war, wurde nicht gefressen.
    Kira ging los. Der Weg nach oben würde dauern, aber sie kannte sich gut aus. Sie war nicht zum ersten Mal hier. Schneckenköpfe sind eine primitive amphibische Spezies, sie können unter und über Wasser atmen, hatte Claire gesagt, wobei sie von den Menschen eigentlich mehr Respekt verdient hätten, wie sie dem gerne beifügte. Kira liebte Claire wie eine große Schwester, allerdings hielt sie Respektbekundungen für Schneckenköpfe durch automatische Waffen, Granaten und Brandbomben für angebrachter. Eine andere Form der Kommunikation verstanden diese Bestien nicht. Zusammentreffen zwischen Schneckenköpfen und Menschen ergaben stets tote Schneckenköpfe und, sobald die Magazine der Waffen leer waren, in Stücke gerissene Menschen.
    Der Weg nach oben führte über viele weitere Höhlen und Gänge. Einige enthielten Wasser, andere nicht. Immer wieder fiel durch Löcher in der Decke Licht nach unten. Der ganze Landstrich unter der Wüste glich einem riesigen unterirdischen Labyrinth.
    Alle paar Schritte verharrte Kira kurz und lauschte auf verdächtige Geräusche. Neben der potenziellen Gefahr durch die Schneckenköpfe, ließ die hohe Temperatur an der Oberfläche auch regelmäßig poröses Gestein an den Höhlendecken abplatzen. Falls es über dir anfängt zu knacken, solltest du nicht stehenbleiben, hatte ihr Claire als Kind ebenfalls eingebläut. Ein guter Ratschlag, um in dieser Gegend älter zu werden, befand sie mit einem Lächeln. Jedes Wort, an jedem Tag, von jeder Person - Kira konnte sich an alles erinnern. Sogar die blassen Farben der Kleidung, die jemand an einem beliebigen Tag in den letzten sieben Jahren anhatte, kannte sie noch. Unnütze Dinge und Erlebnisse zu vergessen, war sicherlich eine wunderbare Fähigkeit, zu der sie nicht fähig war.
    Kira war bereits einige Zeit unterwegs. Sie folgte dem Rauschen eines unterirdischen Wasserfalls, dort würde sie wieder an die Oberfläche gelangen. Danach wären es bis zum Dorf nur noch zwei Stunden Fußmarsch.
    »Nein«, sagte sie leise und blickte nach vorne. Der Gang war verschüttet und ihn freizuräumen, war keine gute Idee. Sie würde einen anderen Weg suchen und keine unnötigen Geräusche machen. Ob ihre Eltern vor sieben Jahren überlebt hätten, wenn die Menschen in der Landezone leiser gewesen wären? Der Lärm und die Vibrationen schwerer Fahrzeuge hatten die Schneckenköpfe vermutlich aus `zig Kilometern angelockt. Das waren so unglaublich viele gewesen, die über mehrere Tage versucht hatten, die Landezone zu überrennen. Die Bilder würde Kira nie mehr vergessen: Die fliegenden Drohnen der Menschen, die die Landezone sicherten, hatten sofort angefangen, zu schießen. Das Feuer der Maschinengewehre dauerte drei Tage und die Schneckenköpfe liefen weiter und weiter in den Tod. Alles hatte nach Tod und Verwesung gerochen, niemand hatte das vergessen und noch weniger verstanden.
    »Hier lang?«, fragte sich Kira flüsternd. Diesen Weg kannte sie nicht, aber die Richtung passte ganz gut. Sie sprang geschickt durch ein Loch im Boden in einen tieferen Gang und ging weiter. Das Blutbad an der Landezone drohte damals kein Ende zu finden. Claire erzählte ihr später, dass erst als man einen fünfzig Kilometer breiten Gürtel fruchtbaren Grün- und Waldlands flächendeckend aus der Luft in ein Aschefeld verwandelt hatte, die Angriffe nachgelassen hatten. Für zwei Tage, dann kamen noch mehr.
    Den Geruch verbrannten Fleisches konnte Kira heute noch riechen. Die vermeintliche militärische Überlegenheit der Menschen hätte sie beinahe in die komplette Vernichtung geführt. Nur die Flucht in den trockeneren Süden hatte sie damals gerettet. Wer wohl diese aberwitzige Idee zum Rückzug gehabt hatte? Obwohl dieser Krieg keine zehn Tage angedauert hatte, verloren durch ihn über 50.000 Menschen ihr Leben. Die meisten davon Kinder. Die Opferzahlen der Schneckenköpfe kannte niemand, Claire vermutete, dass es Millionen gewesen sein mussten.
    Wo bin ich hier gelandet?, fragte sich Kira in Gedanken. Sie stand in einer größeren Höhle, anhand des Rauschens des Wasserfalls musste sie sich schräg unter ihrer Route befinden. Auch hier befand sich in der Mitte ein See, in dessen Uferzonen allerdings zahlreiche Bäume bis knapp unter die Höhlendecke wuchsen. Solche riesige Pflanzen hatte Kira auf Proxima noch nicht gesehen. Wobei die Bäume auf der Erde ihr auch nur aus Büchern

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