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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen gleicht. Manchmal wird auf die Wunden Salz gestreut. Der Tod muss früher oder später eingetreten sein, entweder infolge von Asphyxiation oder Blutverlust; oder infolge eines Herzinfarkts, ausgelöst durch das blanke Entsetzen angesichts einer derartigen Brutalität. Der irische Dichter Seamus Heaney verweist in seinem Gedicht >Viking Dublin< auf den Blutaar. >Mit dem Aplomb eines Schlachters breiten sie dir die Lungen aus und machen deine Schultern zu warmen Flügeln.<«
    Cloncurry klappte das Buch zu und legte es auf den Esstisch. De Savary zitterte vor Angst. Der große junge Mann grinste breit. »>Der Tod muss eher früher als später eingetreten sein.< Wollen wir prüfen, ob das stimmt, Professor de Savary?«
    Der Professor schloss die Augen. Er konnte die Männer hinter sich hören. Seine Gedärme hatten sich entleert. Ein ekelhafter Fäkalgeruch stieg ihm in die Nase. Hinter ihm wurde gemurmelt. Dann der erste lähmende Schmerz, als das Messer in seinen Rücken drang und nach unten fuhr. Von dem Schock musste er sich fast übergeben. Er schaukelte auf seinem Stuhl vor und zurück. Im Hintergrund lachte ein Mann.
    Jamie Cloncurry sagte: »Ich werde Ihre Rippen mit einer ordinären Zange durchtrennen müssen. Einen Schlegel haben wir leider nicht…«
    Wieder ein Lachen. De Savary hörte ein Knacken und spürte einen hämmernden Schmerz in der Nähe seines Herzens, als wäre er von einer Kugel getroffen worden; er merkte, wie eine Rippe nach der anderen durchtrennt wurde. Er spürte, wie sie sich immer stärker verbogen, dann brachen. Knack. Er hörte ein weiteres Knacken; und dann noch eines und noch eines. Er erbrach sich in seinen Knebel. Er hoffte, an seinem eigenen Erbrochenen zu ersticken, hoffte, sehr bald zu sterben.
    Aber diesen Wunsch machte Cloncurry zunichte. Mit einem »Sie wollen mir doch nicht den Spaß verderben!« entfernte er den Knebel, bevor er mit dem grausigen Ritual fortfuhr.
    De Savary konnte Cloncurrys Hände spüren, als sie in seine Brusthöhle griffen. Er konnte das Unvorstellbare spüren: wie jemand seine Lungen herauszog, und dann der ungeheure Schmerz, als die Lungen der Luft ausgesetzt wurden. Seine eigenen Lungen kamen klatschend über seine Schultern, fettig und heiß. Seine eigenen Lungen … Ein eigenartiger Geruch erfüllte die Luft. Halb fischig, halb metallisch: der Geruch seiner eigenen Lungen. De Savary verlor fast das Bewusstsein.
    Aber nur fast. Die Bande hatte ihre Sache gut gemacht: Er blieb am Leben und bei Bewusstein. Damit er litt.
    Im Spiegel beobachtete de Savary, wie das kleine Mädchen und Christine aus dem Zimmer geschafft wurden. Die Bande rüstete zum Aufbruch. Sie würden ihn hierlassen, damit er allein starb. Mit gebrochenen und gespreizten Rippen, die Lungenflügel über den Schultern.
    Die Tür schlug zu, die Bande war weg.
    An den Stuhl gefesselt, versuchte de Savary, seinen schmerzenden Atem zu beruhigen, seine hilflose Verzweiflung in den Griff zu bekommen. Er hatte Christine warnen wollen - aber er war nicht mehr dazu gekommen. Und jetzt starb er. Es gab niemanden, der ihn retten konnte.
    Dann sah er ihn. Auf dem Tisch, direkt vor seiner Nase, neben seinem Buch über die Wikinger, lag ein Stift. Vielleicht konnte er ihn mit dem Mund erreichen. Und etwas schreiben; seine letzten Augenblicke sinnvoll nutzen.
    Die Schmerzenstränen trübten sein Sehvermögen, als er sich streckte und mühte. Der Titel seines Buchs starrte ihm entgegen.
    Die Exzesse der Normannen, von Hugo de Savary.

38
     
    Rob saß in DCI Forresters Büro bei Scotland Yard. Das Fenster stand offen, und ein kalter Wind blies herein. Es war ein für die Jahreszeit kühler, feuchter und wolkiger Tag. Rob dachte an Lizzie und kämpfte gegen seine Wut und Verzweiflung an.
    Doch Wut und Verzweiflung waren stark. Er fühlte sich, als stünde er bis über die Knie in einem reißenden Strom, als würde er jeden Moment den Halt verlieren und von seinen Emotionen mitgerissen. Wie die Menschen, die vom Tsunami erfasst worden waren. Rob musste seine ganze Konzentration aufbringen, sich auf den Beinen zu halten.
    Er hatte den Polizisten alles erzählt, was er über die Jesiden und das Schwarze Buch wusste. Forresters Kollege, Boijer, hatte mitgeschrieben, während der DCI Rob direkt und ernst angeblickt hatte. Als Rob endete, drehte der Inspector in seinem Stuhl seufzend hin und her.
    »Ich würde sagen, es ist ziemlich offensichtlich, wie und warum sie

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