Genesis Secret
entführt wurden.« Boijer nickte.
Rob sagte trübsinnig: »Ist es das?«
Rob wusste erst seit ein paar Stunden von der Entführung seiner Tochter: Seit seine Maschine aus Istanbul in Heathrow gelandet war. Er war auf der Stelle zu seiner Exfrau gefahren und dann zur Polizei. Deshalb war er noch nicht dazu gekommen, sich Gedanken darüber zu machen, wie es passiert war.
Der Inspector sagte: »Offensichtlich hat Cloncurry Ihren Artikel in der Times gelesen.«
»Schon möglich …« Die Worte fühlten sich trocken und sinnlos an in Robs Mund. Alles fühlte sich trocken und sinnlos an. Er musste an etwas denken, was Christine gesagt hatte - das assyrische Wort für Hölle: die Wüste der Pein. Genau da war er: in der Wüste der Pein.
Der Polizist redete immer noch. »Die Täter haben offenbar geglaubt, dass Sie etwas über das Schwarze Buch wissen, Mr Luttrell. Und sie müssen Erkundigungen über Sie eingezogen haben. Ihren Namen gegoogelt. Dabei sind sie wohl auf die Adresse Ihrer Exfrau gestoßen. Sie haben da früher auch gewohnt, oder? Zumindest waren Sie dort ins Wahlregister eingetragen.«
»Ja. Ich habe es nie umschreiben lassen.«
»Das dürfte also für die Verbrecher kein Problem gewesen sein. Sie müssen die Wohnung Ihrer Frau beobachtet und einen geeigneten Zeitpunkt abgepasst haben.«
Rob murmelte: »Und dann ist Christine aufgetaucht…«
»Sie hat ihnen die Sache leichter gemacht«, warf Boijer ein. »Als die drei dann nach Cambridge fuhren, ist ihnen die Bande höchstwahrscheinlich gefolgt. Und dann hat Ihre Freundin Ihre Tochter in das abgeschiedene Cottage des Professors mitgenommen. An den denkbar ungünstigsten Ort.«
»Von de Savary könnten sie bereits gewusst haben«, fügte Forrester hinzu. »Er war ein bekannter Bestsellerautor, der auch Bücher über Menschenopfer und den Hellfire Club geschrieben hat. Cloncurry hat sie bestimmt gelesen. Und wahrscheinlich kannte er ihn auch aus dem Fernsehen.«
»Dann …« Rob stand immer noch schwankend im grauen, reißenden Strom. Er zwang sich zur Konzentration. »Dann haben sie vor dem Cottage auf der Lauer gelegen. Sie wussten, dass sie Christine und meine Tochter auf einen Streich erwischen könnten.«
»Ja«, sagte Boijer. »Sie müssen gewartet haben, bis die beiden im Haus waren, und sind ihnen wahrscheinlich kurze Zeit später gefolgt.«
Rob starrte Forrester an. »Sie wird sterben, nicht? Meine Tochter? Oder? Bisher haben sie doch jeden umgebracht.«
Forrester zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. »Nein … ganz und gar nicht. Etwas Derartiges ist uns nicht bekannt…«
»Ach, kommen Sie.«
»Bitte.«
»Nein!« Rob schrie fast. Er stand auf und blickte auf den Inspector hinab. »Wie können Sie so etwas sagen? >Etwas Derartiges ist uns nicht bekannt.< Sie haben doch keine Ahnung, wie das ist, Inspector. Wie sollten Sie auch, verdammte Scheiße noch mal! Meine Tochter wurde von einer Bande durchgeknallter Killer entführt. Ich werde mein einziges Kind verlieren!«
Boijer signalisierte Rob: Beruhigen Sie sich. Setzen Sie sich wieder. Beruhigen Sie sich.
Rob atmete ein und aus, ganz bewusst und betont langsam. Er wusste, er war hysterisch, aber es war ihm egal. Er musste es rauslassen. Er konnte es nicht mehr zurückhalten. Eine Weile stand er bloß da. Ihm verschwamm alles vor den Augen. Schließlich setzte er sich wieder.
DCI Forrester fuhr sehr ruhig fort: »Ich weiß, es dürfte Ihnen im Moment schwerfallen, dem etwas Positives abzugewinnen - Tatsache ist jedoch, dass die Bande unseres Wissens weder Ihrer Tochter Lizzie noch Christine Meyer etwas zuleide getan hat.«
Rob nickte finster und schwieg. Er hielt es für besser, im Moment nichts zu sagen.
Der Polizist breitete seine Logik weiter vor ihm aus. »Außer dem von de Savary haben wir am Tatort kein Blut gefunden. In allen anderen Fällen, in denen die Bande zugeschlagen hat, haben sie ihre Opfer, wie Sie ganz richtig bemerkt haben, ohne Skrupel getötet. Dieses Mal jedoch nicht. Sie haben sie lediglich entführt. Und warum? Weil sie es auf Sie abgesehen haben.«
Das Wasser, das Rob umströmte, schien nicht mehr ganz so reißend. Er sah Forrester aufmerksam, sogar hoffnungsvoll an. Das war durchaus logisch, durchaus einleuchtend. Rob wollte es glauben, wollte diesem Kerl wirklich vertragen.
»Sie haben am Ende Ihres Artikels eine E-Mail-Adresse angegeben?«, fragte Forrester.
»Ja«, antwortete Rob. »Das ist allgemein so üblich. Eine
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