Genesis Secret
als Baby gebadet hatte, an das vertrauensvolle Blau ihrer Augen. Wieder brandete eine Woge der Verzweiflung über ihn hinweg - mit zermalmender Wucht.
In seiner Wohnung kümmerte er sich nicht um seine unausgepackten Koffer und die vergammelnde Milch auf der Küchentheke, sondern ging sofort zu seinem Notebook. Er fuhr es hoch und rief seine E-Mails ab.
Nichts. Er aktualisierte die Seite und rief die Mails noch einmal ab: wieder nichts.
Er duschte, begann sich anzuziehen und hörte damit auf. Er packte einen Koffer aus, hörte damit auf. Er versuchte, nicht an Lizzie zu denken, aber es gelang ihm nicht. Er war zu aufgewühlt und angespannt. Es war zum Verzweifeln: Er konnte nichts anderes tun, als nur immer wieder seine E-Mails zu checken.
Mit nacktem Oberkörper und barfüßig ging er zum Notebook, klickte - und fuhr zusammen. Da war sie, vor zehn Minuten gesendet. Eine E-Mail von Jamie Cloncurry.
Mit einer Mischung aus Angst und Hoffnung starrte Rob auf die Betreffzeile. Ihre Tochter.
Wäre es ein entstelltes Bild von ihrer Leiche? Verbrannt oder enthauptet? Vergraben und tot? Oder eine Mitteilung, dass sie wohlbehalten war?
Rob hielt die Anspannung nicht mehr aus. Heftig schwitzend öffnete er die Mail. Sie enthielt kein Foto, nur Text. Cloncurry kam sofort zur Sache:
Wir haben Ihre Tochter, Robert. Wenn Sie sie zurückhaben wollen, müssen Sie uns das Schwarze Buch überlassen. Oder uns genau sagen, wo es ist. Andernfalls wird sie sterben, auf eine Art, die ich Ihnen besser nicht anvertraue. Ich bin sicher, alles Weitere wird Ihre Phantasie übernehmen. Auch Ihrer Freundin wurde bisher kein Haar gekrümmt, aber wir werden sie ebenfalls töten, wenn Sie uns nicht behilflich sind.
Am liebsten hätte Rob das Notebook an die Wand geschleudert. Aber es kam noch mehr. Erheblich mehr.
Übrigens, ich habe damals Ihren Artikel über die Palästinenser gelesen. Sehr bewegend. Richtig herzzerreißend. Sie verstehen etwas von Ihrem Handwerk. Wenn Sie nur nicht so vorhersehbar liberal wären! Allerdings frage ich mich, ob Sie sich wirklich jemals ernsthaft Gedanken über die Situation der Israeli und deren Ursachen gemacht haben. Haben Sie das, Robert? Sehen Sie es doch mal so: Vor wem haben Sie am meisten Angst? Als Rasse, meine ich? Wenn Sie einmal ganz ehrlich sind: Welche Rasse beunruhigt Sie am meisten? Ich maße mir einmal an, anzunehmen, es sind die Schwarzen - Afrikaner -, ja? Ich habe doch recht, oder? Wechseln Sie die Straßenseite, wenn eine Gruppe schwarzer jugendlicher mit ihren Kapuzenjacken in den Straßen Londons auf Sie zukommt? Wenn ja, sind Sie sicher nicht der Einzige, Robert. Wir alle tun es. Und die Angst vor Schwarzen ist statistisch gesehen vernünftig - jedenfalls im Hinblick auf normale Straßenkriminalität. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Schwarzen überfallen und ausgeraubt zu werden, ist erheblich höher als von einem Weißen, geschweige denn einem Japaner oder Koreaner - unter Berücksichtigung des Anteils der Schwarzen in der Gesamtbevölkerung.
Doch denken Sie etwas genauer nach.
Ich habe Ihre Artikel gelesen, und ich weiß, dass Sie nicht dumm sind. Sie mögen ein Idiot sein, was Politik angeht, aber Sie sind nicht grundsätzlich dumm. Darum überlegen Sie mal. Welche Rasse mordet am meisten? Welche menschliche Rasse ist die mordlustigste? Es sind die Cleveren, oder?
Spinnen wir den Gedanken weiter. Sie haben Angst vor Schwarzen. Aber mal im Ernst, wie viele Menschen wurden, global betrachtet, von Afrikanern getötet? Von afrikanischen Heeren? Von einer afrikanischen Macht? Ein paar tausend? Vielleicht ein paar hunderttausend? Und das gilt für ganz Afrika. Sie sehen also, pro Kopf sind Afrikaner gar nicht so gefährlich. Sie sind durch und durch chaotisch und eindeutig außerstande, sich selbst zu verwalten, aber auf globaler Ebene sind sie alles andere als gefährlich. Jetzt nehmen Sie die Araber. Die Araber beherrschen kaum den Computer. Seit dem 15. Jahrhundert sind sie nirgendwo mehr erfolgreich eingefallen. Der 11. September war innerhalb eines Zeitraums von zweihundert Jahren ihr größter Erfolg, was das Töten möglichst vieler Menschen angeht. Dreitausend wurden dabei getötet. So viel schaffen die Amerikaner mit ein bisschen Napalm in einer Minute. Per Knopfdruck.
Wer sind also die gutorganisierten Leute, die wirklich viele Menschen töten, Robert? Dafür müssen wir uns weiter nach Norden begeben. Dahin, wo die cleveren Leute leben.
Von den europäischen Nationen
Weitere Kostenlose Bücher