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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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neben den am stärksten erodierten Megalithen.
    Zwanzig Minuten lang untersuchte Forrester diese niedrigeren Steine. Er stocherte in der dunklen feuchten Erde und in der nassen, übersäuerten Grasnarbe herum. Es begann leicht zu regnen. Forrester spürte die kalten Tropfen in seinem Nacken. Vielleicht tappte er gerade in die nächste Sackgasse.
    Dann entdeckte er etwas im langen nassen Gras: einen schmalen Streifen, der sich ganz schwach im Boden abzeichnete. Dunkle Erde, sorgfältig ausgestochen, danach wieder eingesetzt, für das bloße Auge kaum zu erkennen - außer man wusste, wonach man suchte. Er kniete nieder und schob die Hände unter die Sode. Das war absolut unprofessionell - die Spurensicherung wäre entsetzt -, aber er musste es sofort wissen.
    Schon nach wenigen Sekunden stießen seine Finger auf etwas Kaltes, Hartes - aber es war kein Stein. Er befreite den Gegenstand aus seinem kleinen Grab und säuberte ihn von der Erde. Es war eine kleine Glasampulle. Und in der Ampulle war eine sehr konzentriert aussehende Flüssigkeit von der Farbe dunklen braunen Rums.

25
     
    Die Straßen waren von Blut rot gefärbt. Rob ging durch die Altstadt, um sich in der Karawanserei mit Christine zu treffen. Es dämmerte. Wohin er auch sah, prangten riesige Blutflecken: an den Wänden, auf den Gehsteigen, vor dem Vodafone-Outlet. Die Einheimischen schlachteten Ziegen und Schafe - in aller Öffentlichkeit, auf der Straße. Rob nahm an, dass es mit dem Feiertag zusammenhing, den Christine erwähnt hatte, aber trotzdem hatte es etwas Verstörendes.
    An der Ecke, neben einem Uhrenturm, blieb er stehen und beobachtete, wie ein Mann sich damit abmühte, eine weiße Ziege zwischen seinen Beinen festzuhalten. Der Mann trug eine schwarze Pluderhose - eine Shirwal, das traditionelle kurdische Beinkleid. Er legte seine qualmende Zigarette auf einen Schemel, griff nach einem langen blitzenden Messer und stieß die Klinge in den Bauch der Ziege.
    Das Tier schrie auf. Der Mann war die Ruhe in Person. Er drehte sich zur Seite, griff nach der Zigarette, nahm einen Zug, legte sie wieder zurück. Aus dem Bauch der Ziege troff Blut. Der Mann beugte sich nach vorn und zog das Messer mit einer Grimasse kraftvoll den zitternden rosig weißen Bauch hinauf. Blut strömte aus dem Tier und bespritzte die Straße vor ihm. Die Ziege schrie und wehrte sich nicht mehr, sondern wimmerte nur noch matt. Ihre langwimprigen Lider flatterten, als sie starb. Der Mann hebelte die Öffnung auf, und die Gedärme flutschten heraus; die pastellfarbenen Organe purzelten ordentlich in eine flache Plastikschüssel auf dem Gehsteig.
    Rob ging weiter. Er traf Christine am Eingangsbogen der Karawanserei. Sein perplexes Gesicht sagte offensichtlich alles.
    »Kurban Bayram«, erklärte sie ihm. »Der letzte Tag des Hadsch.«
    »Aber warum die Ziegen?«
    »Und Schafe.« Christine hakte sich bei ihm ein, als sie an den verschlossenen Läden des Basars entlanggingen. Essensdüfte hingen in der Luft. Gebratene Ziege und gegrilltes Lamm. »Heute ist das Opferfest - zur Erinnerung an Abraham und Isaak, die Beinaheopferung Isaaks.«
    »Kurban Bayram, natürlich. In Ägypten und im Libanon haben sie dieses Fest auch; ich kenne das. Dort nennen sie es Eid-ul-Adha, aber …« Er schüttelte den Kopf. »Sie töten die Tiere nicht auf offener Straße! Sie tun es in den Häusern, und sie schneiden ihnen die Kehle durch.«
    »Ja«, stimmte sie ihm zu. »Für die Menschen in Urfa ist es ein ganz besonderes Fest. Weil Abraham von hier stammt.« Sie lächelte. »Und es ist ziemlich … blutrünstig.«
    Sie erreichten einen kleinen Platz mit Teehäusern und Cafés, in denen Männer Schischas rauchten. Viele von ihnen trugen wegen Kurban Bayram lange schwarze Pluderhosen. Andere hatten bestickte Gewänder an. Die Frauen flanierten schmuckbehängt und mit violetten Kopftüchern an ihnen vorbei. Einige hatten Hände und Füße mit kunstvollen Hennamustern bemalt; ihre Kopftücher waren mit silbernem Flitter behängt. Das Bild, das sich Rob bot, war von überwältigender Farbenpracht.
    Aber sie waren nicht zum Sightseeing hier.
    »Dort drüben.« Christine deutete mit dem Kopf auf ein kleines Haus in einer dunklen Gasse. »Dort wohnt Beshet.«
    Die Hitze des Tages versickerte in den Straßen wie Wasser nach einer Überschwemmung. Rob drückte Christines Hand. »Viel Glück.«
    Christine überquerte die Gasse und klopfte an die Tür. Rob fragte sich, wie unorthodox und kompromittierend es

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