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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Trotz der stickigen Wärme schauderte Rob. Er wollte es hinter sich bringen. Kalte Angst stieg in ihm auf. »Beeilen wir uns lieber, Christine. Wo ist das Edessa-Depot?«
    »Dort hinten.«
    Sie bogen in einen Gang, vorbei an einer brutal demolierten römischen Säule und weiteren Regalen voller Vasen und Töpfe. Der Staub war dick und erstickend; Christine führte ihn in den ältesten Teil des Höhlensystems.
    Doch dann versperrte ihnen eine massive Stahltür den Weg. Christine kam mit dem Schlüsselcode nicht zurecht. »Scheiße.« Ihre Hände zitterten.
    Rob leuchtete ihr mit der Taschenlampe, damit sie besser sehen konnte, während sie die Zahlen eingab; endlich schnappte das Schloss auf. Sie wurden von einem Schwall heißer Luft empfangen, als das Edessa-Depot ausatmete. Es war etwas Ungutes in dem Lufthauch. Etwas Undefinierbares und Abseitiges, organisch und unangenehm. Und alt.
    Rob versuchte es zu ignorieren. Sie betraten den Keller. Primitive Metallregale zogen sich durch die riesige Höhle. Die meisten der antiken Funde lagen in großen Plastikcontainern, auf die Namen und Nummern geschrieben waren. Aber einige ruhten ungeschützt auf den Regalbrettern. Christine benannte sie im Vorbeigehen. Syrische und akkadische Göttinnen; ein großer Anzu-Kopf; ein Teil einer hellenistischen Aktfigur. Geisterhafte Hände und Flügel, in das Dunkel gestreckt.
    Christine ging an den Regalreihen entlang. »Hier ist nichts.« Sie klang fast erleichtert. »Nur das ganze Zeug, das ich schon vorher gesehen habe.«
    »Dann lass uns lieber gehen …«
    »Halt!«
    »Was?«
    Christine deutete in das Dunkel. »Hier. Das ist aus Göbekli.«
    Rob hielt inne. Er empfing wieder diese unguten Signale. Der Bombenanschlag im Irak. Er würde das Gesicht der Selbstmordattentäterin nie vergessen, wie sie zu ihm herübergeschaut hatte, unmittelbar vor der Explosion.
    Rob hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, von hier wegzukommen - einfach abzuhauen. Auf der Stelle.
    Christine sagte: »Jetzt komm schon.«
    Widerstrebend folgte ihr Rob. Sie waren im hintersten Depot, allein mit dem, was Franz entdeckt und mit dem Grauen der Cayönü-Schädel verglichen hatte.
    »Rob, hier, schau mal.«
    Ihre Taschenlampe leuchtete auf eine höchst ungewöhnliche Figur hinab. Eine Frau mit weit gespreizten Beinen: die Vagina tief eingeritzt und obszön groß. Wie die offene Wunde im Fell dieser Ziege.
    Die Frau war umringt von drei Tieren: vermutlich wilde Eber. Alle hatten stark hervorgehobene erigierte Penisse; sie standen um die Frau herum - als wäre es eine Gruppenvergewaltigung.
    »Das ist aus Göbekli«, flüsterte Christine. »Ist es das, wonach wir suchen?«
    »Nein. Ich weiß noch, wie wir das gefunden haben. Franz hat es hergebracht. Er muss alle … eigenartigen Funde an einem Ort gehortet haben. Deshalb müsste es hier sein, wenn er etwas gefunden hat. Hier irgendwo.«
    Rob leuchtete mit seiner Taschenlampe nach links und rechts und wieder links. Staub wirbelte durch das schwache Licht. Die Gesichter finsterer Gottheiten und lüsterner Dämonen grüßten ihn und verschwanden wieder im Dunkeln, wenn der Lichtstrahl weiterwanderte. Er konnte nichts Auffälliges entdecken; er wusste nicht einmal, wonach er suchte. Es war hoffnungslos. Dann fiel der Lichtkegel auf eine große Styroporkiste, auf die mit Marker Göbekli geschrieben war. Rob spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. »Christine«, zischte er.
    Die Kiste stand ganz hinten im Regal, direkt an der Höhlenwand. Sie war offensichtlich groß und schwer; Christine hatte ihre Mühe damit. Rob legte seine Taschenlampe auf das Brett neben sich und kam ihr zu Hilfe. Gemeinsam zogen sie die Kiste heraus und stellten sie auf den Boden.
    Mit klopfendem Herzen griff Rob nach seiner Taschenlampe und richtete den Strahl auf die Kiste, als Christine sie öffnete. Sie enthielt vier alte Ölkrüge, etwa einen halben Meter hoch und in Blisterfolie eingepackt. Die Enttäuschung traf ihn wie ein dumpfer Schlag. Halb hatte er gehofft, etwas grausig Obszönes zu finden. Der Journalist in ihm, der ewige Kindskopf vielleicht.
    Christine hob einen der Krüge heraus.
    »Ist der aus Göbekli?«
    »Auf jeden Fall. Und das heißt, er muss zehntausend Jahre alt sein. Dann hatten sie also doch schon Keramik …«
    »Erstaunlich gut erhalten.«
    »Ja.« Vorsichtig drehte Christine den Krug in ihren Händen. Auf einer Seite war ein eigenartiges Ornament. Eine Art Stab mit einem Vogel obendrauf. »Irgendwo

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