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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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habe ich so was schon mal gesehen«, sagte sie. Ruhig.
    Rob holte sein Handy heraus und machte rasch ein paar Aufnahmen. Der Blitz der Handykamera hatte etwas Aufdringliches im düsteren Dunkel des Depots. Djinns und Kaiser blickten in dem kurzen vulgären Aufleuchten finster drein.
    Rob steckte das Handy ein und hob selbst einen der hohen, schmalen Krüge aus der Kiste. Er war erstaunlich schwer. Er wollte wissen, was er enthielt. Irgendeine Flüssigkeit? Getreidekörner? Honig? Er neigte ihn zur Seite und schaute auf die Öffnung. Sie war mit einem Stopfen versehen und versiegelt. »Sollen wir ihn aufmachen?«
    »Vorsicht…«
    Ihre Warnung kam zu spät. Er spürte, wie der Krug in seiner Hand plötzlich nachgab: er hatte ihn zu rasch gekippt. Der Hals des Krugs schien zu seufzen und brach ab. Gleichzeitig ging von der Bruchstelle ein Riss durch das morsche alte Gefäß. Der Krug zerfiel in Robs Hand, zerbröckelte einfach. Die Scherben zersprangen auf dem Boden, und einige lösten sich auf der Stelle in Staub auf.
    »Uuuh!« Der Gestank war entsetzlich. Rob hob seinen Arm an die Nase.
    Christine richtete die Taschenlampe auf den Inhalt des Kruges. »O Gott!«
    Auf dem Boden lag ein winziger Körper. Ein menschlicher Körper: ein Baby, in Embryonalhaltung gepresst. Der Leichnam war halb mumifiziert, halb gallertartiger Schleim. Nach all den Jahrtausenden immer noch im Verwesen begriffen. Der Gestank knüppelte Rob ins Gesicht, bis er würgte. Aus dem winzigen Schädel gluckerte zähflüssiger Glibber.
    »Sieh dir das Gesicht an!«, stieß Christine hervor. »Das Gesicht!«
    Rob leuchtete in das Gesicht des Babys. Es war in einem stummen Schrei erstarrt. Der Schrei eines sterbenden Kindes, der über zwölftausend Jahre hinweghallte.
    Plötzlich waren Lichter im Keller. Lichter, Geräusche, Stimmen. Rob wirbelte herum. Im vorderen Teil des Depots standen mehrere Männer. Männer mit Pistolen und Messern, und sie kamen auf sie zu.

26
     
    Für einen Professor war Hugo de Savary ausgesprochen elegant. Forrester hatte einen nachlässig gekleideten Bücherwurm erwartet: mit Lederflicken an den Ellbogen und Schuppen auf den Schultern. Doch der Professor aus Cambridge war gepflegt, lebhaft und jugendlich und strahlte ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus.
    Das lag vermutlich daran, dass sich seine Bücher - populärwissenschaftliche Abhandlungen über Satanismus, Geheimkulte, Kannibalismus und ähnliche Gothic-Themen - so gut verkauften. Gerade wegen dieses kommerziellen Erfolgs wurde er jedoch von den seriöseren Vertretern der akademischen Zunft mit Geringschätzung gestraft - zu diesem Schluss war Forrester zumindest anhand der Rezensionen gelangt; die er gelesen hatte.
    Es war de Savary gewesen, der vorgeschlagen hatte, sich in dem japanischen In-Lokal in der Nähe von Soho zum Mittagessen zu treffen. Forrester hatte den Professor per E-Mail um ein Treffen gebeten, wenn er das nächste Mal in die Stadt käme. De Savary hatte sich ohne Umschweife dazu bereit erklärt und sogar angeboten, die Rechnung zu übernehmen, was beruhigend war, weil das von ihm vorgeschlagene, teure Restaurant mit Sicherheit nicht zu der Sorte Lokale gehörte, die Forrester sonst zur Informationsbeschaffung aufsuchte.
    De Savary verspeiste seine winzige Portion Antarktisdorsch in Miso mit wahrer Wonne. Sie saßen auf einer Eichenbank an der Theke, die um einen zentralen Kochbereich mit einem riesigen schwarzen Grill herumlief, an dem finster dreinblickende japanische Köche mit beängstigend großen Messern allerlei obskures Gemüse schnippelten. Der Professor wandte sich Forrester zu.
    »Woher wussten Ihre Kriminaltechniker überhaupt, dass es sich bei dem Elixier um Damu handelt?«
    Der Professor bezog sich auf die Flüssigkeit in dem Fläschchen aus Castlerigg. Forrester versuchte mit seinen Stäbchen ein Stück rohen Tintenfisch aufzunehmen und scheiterte. »Wir hatten in London schon einige Muti-Morde. Diese afrikanischen Kinderopfer. Deshalb hatten sie im Labor schon öfter mit Damu zu tun.«
    »Der kopflose Rumpf dieses Kinds, das in der Themse gefunden wurde?«
    »Ja.« Forrester nahm einen Schluck warmen Sake. »Bei diesem Damu handelt es sich anscheinend um ein Konzentrat aus dem Blut ritueller Opfer. Haben sie zumindest in der Pathologie gesagt.«
    »Vollkommen richtig.« Vor ihnen war ein hünenhafter japanischer Koch dabei, mit atemberaubender Geschwindigkeit einen rosafarbenen Fisch auszuweiden. »Muti ist wirklich ein

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