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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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bereitet sich auf ihr Jura-Examen vor. Ich möchte einfach, dass außer ihr noch jemand, dem ich wirklich vertraue … auf sie aufpasst. Du wirst doch bei deiner Schwester wohnen? In Camden?« Christine nickte.
    »Das ist keine fünf Kilometer von Sallys Haus entfernt. Zu wissen, dass du ganz in der Nähe bist, würde mir die Sache enorm erleichtern. Dann könntest du mir ab und zu eine Mail schicken. Oder anrufen. Ich werde mit Sally telefonieren, damit sie weiß, wer du bist. Möglicherweise ist sie sogar froh über die Hilfe. Vielleicht …«
    Die Pinien rauschten. Christine nickte. »Ich werde sie besuchen. Okay. Und ich werde dir jeden Tag mailen … solange du im Irak bist.«
    Als Christine das Wort »Irak« sagte, spürte Rob einen Schauder. Das war der wahre Grund, weshalb er wollte, dass Christine seine Tochter kennenlernte: weil er sich um sich selbst Sorgen machte. Würde er von diesem Unternehmen wieder zurückkehren? Würde er zurückkommen und ein richtiger Vater sein? Das Selbstmordattentat in Bagdad quälte ihn nach wie vor. Damals hatte er Glück gehabt; so viel Glück würde er vielleicht nicht noch einmal haben. Und wenn er nicht zurückkam - tja, dann wollte er, dass seine Tochter die Frau kennenlernte, die er geliebt hatte.
    Irak. Wieder schauderte Rob. Das Wort schien alle Gefahren in sich zu vereinen, die ihm bevorstanden. Die Stätte des Todes. Der Ort der Enthauptungen. Das Reich singender Männer und alter Steine und grausiger Funde. Und junger Selbstmordattentäterinnen mit knallrotem Lippenstift.
    Christine drückte seine Hand.
     
    Am nächsten Morgen stand Rob auf, ohne Christine zu wecken. Er ließ einen Zettel auf dem Nachttisch. Dann zog er sich an, verabschiedete sich von Andrea, umarmte Isobel, streichelte die Katze und ging im schräg einfallenden Morgenlicht zum Anleger. Vierundzwanzig Stunden später, nach einer Bootsfahrt, einer Taxifahrt, zwei Flügen und einer strapaziösen Sammeltaxifahrt vom Flughafen von Mardin, kam er in der lärmenden Hektik des irakisch-türkischen Grenzübergangs Habur an. Es war ein luftverpestetes Chaos aus wartenden Lkws und Panzern, ungeduldigen Geschäftsleuten und verunsicherten Fußgängern mit Einkaufstüten.
    Er brauchte fünf schweißtreibende Stunden, um über die Grenze zu kommen. Zwei Stunden lang wurde er vom türkischen Militär ausgequetscht. Wer war er? Was wollte er im Irak? Hatte er Verbindungen zu den kurdischen Rebellen? Wollte er PKK-Leute interviewen? War er einfach nur blöd? Ein waghalsiger Tourist? Aber sie konnten ihn nicht für immer aufhalten. Er hatte das Visum, die Papiere, das Fax von seinem Redakteur - und schließlich ließen sie ihn durch. Ein Schlagbaum ging hoch, und er überschritt die unsichtbare Linie. Das Erste, was ihm auffiel, war eine über ihm flatternde Flagge in leuchtendem Rot und Grün mit einer gelben Sonne in der Mitte: die Flagge des freien Kurdistan. Im Iran war die Flagge verboten, und in der Türkei konnte man ins Gefängnis kommen, wenn man sie hisste. Doch hier im Irak, in der Autonomen Region Kurdistan, flatterte sie stolz und frei im Wind und hob sich deutlich gegen den strahlend blauen Himmel ab.
    Rob blickte nach Süden. Ein zahnloser, auf einer Holzbank sitzender Mann starrte ihn an. Ein Hund urinierte an einen alten Reifen. Die Straße schlängelte sich durch das gelbe, sonnenverbrannte Hügelland den weiten Ebenen des Zweistromlands entgegen. Rob warf sich die Tasche über die Schulter und ging auf ein rostiges, verbeultes blaues Taxi zu.
    Der unrasierte Fahrer blickte mit einem weiß eingetrübten Auge zu ihm auf. Das einzige verfügbare Verkehrsmittel wurde von einem Einäugigen gesteuert. Am liebsten hätte Rob laut losgelacht. Stattdessen beugte er sich zum Fahrerfenster hinab und sagte: »Salaam aleikum. Ich will nach Laiisch.«

32
     
    An dem kleinen Bahnhof nahm sich Hugo de Savary ein Taxi. Wenige Minuten später fuhr er durch die üppige Maienpracht der wunderbaren Landschaft Dorsets. Blühende Weißdornsträucher und verwahrloste Apfelbäume. Dicke Wolken an einem warmen und lächelnden Himmel.
    Das Taxi fuhr eine von hohen Buchen gesäumte Einfahrt hinauf und hielt vor einem prunkvollen Herrenhaus mit ausladenden Seitenflügeln und eleganten Schornsteinen. Rings um das große Gutshaus suchten Polizisten in Overalls den Rasen nach Spuren ab; ein paar andere kamen gerade durch die Eingangstür nach draußen, während sie ihre Gummihandschuhe abstreiften. De Savary bezahlte den

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