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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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wissenschaftlicher als auch in privater Hinsicht glücklich verlaufen, doch dann kam das Schicksalsjahr 1827. Im Februar starb sein Vater, der seinen Sohn im Testament reichlich bedachte, so dass dieser von diesem Zeitpunkt an finanziell unabhängig war. Schon fünf Monate später starb sein Sohn Charles. Babbage hatte kaum Zeit, sich von dem Schock zu erholen, als seine geliebte Frau Georgiana schwer erkrankte. Nur wenige Wochen nach Charles starb auch sie.
    Von diesen Schicksalsschlägen erholte Babbage sich nur langsam. Als wollte er den schrecklichen Erinnerungen entfliehen, unternahm er eine ausgedehnte Europareise. Sie begann in den Niederlanden, verlief weiter durch Belgien undDeutschland nach Italien. Als er in Florenz weilte, erreichte ihn ein Brief aus der Heimat. Darin bot man ihm völlig unerwartet den ehrwürdigen Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik in Cambridge an, den schon Newton innegehabt hatte. Nach langem Zögern nahm er an. Doch eine Lehrveranstaltung hat er dort nie gehalten. Ein wohl einzigartiger Fall.
    Auf dem Rückweg aus Italien kam es für ihn in Berlin zu einer denkwürdigen Begegnung mit Alexander von Humboldt, der gerade einen großen Kongress organisierte. Als dieser am 18. September 1828 in einem der großen Theater eröffnet wurde, trafen viele Größen aus der Wissenschaft wie Gauß und Örstedt ein, aber auch Angehörige des Königshauses und ausländische Botschafter besuchten die Veranstaltung. Babbage war überwältigt von der großen Anteilnahme und vor allem von der Wertschätzung der Wissenschaft gegenüber. Etwas Vergleichbares hatte er bis dahin nicht erlebt.
    Zurück in England stürzte er sich gleich in mehrere Unternehmen. Wohl noch unter dem Einfluss des brillanten Berliner Kongresses machte er als Erstes seiner Empörung über die Royal Society Luft. Ihr Präsident Davies Gilbert hatte sich in Intrigenspiele verstrickt, Protokolle gefälscht, Geldmittel verschleudert und die Wahl der Mitglieder sowie die Vergabe von Ehrenmedaillen nach persönlichen Sympathien vollzogen. Babbages beißende Kritik gipfelte in dem 1830 erschienenen Buch ›Betrachtungen über den Verfall der Wissenschaft und einige seiner Ursachen‹, in dem er ganz konkret die Missstände in der Royal Society geißelte und von Gilbert behauptete, er habe die Macht eines Despoten an sich gerissen. Keine Frage, dass die Schrift wie eine Bombe einschlug. Gilbert trat daraufhin von seinem Posten zurück, damit hatte die Gesellschaft die Chance, sich zu erneuern.
    Einmal in Fahrt gekommen, trat Babbage auch auf politischer Ebene auf. Nach dem Tod von König Georg IV. im Jahr 1830 wurden allerorts Stimmen laut, die politische Veränderungen forderten. Babbage organisierte den Wahlkampf des liberalenUniversitätsgelehrten aus Cambridge William Cavendish. Er engagierte sich mit ganzem Herzen und vertrat dabei auch eigene politische Ansichten. Für ihn bestand eine der zentralen Umwälzungen des Landes darin, dass in zunehmendem Maße Maschinen in die Arbeitswelt einzogen. Babbage sah darin eine positive Entwicklung, denn von der Automatisierung erhoffte er sich einen Aufschwung seines Landes.
    Auf seinen Reisen im Vereinigten Königreich hatte Babbage eine Fülle von Fabriken besucht und sich sowohl mit deren Besitzern als auch mit Technikern, Ingenieuren und Arbeitern unterhalten. Standesdünkel waren ihm fremd. Dabei hatte er viel über ökonomische Zusammenhänge gelernt und diese 1832 in seinem Werk ›Zur Ökonomie des Maschinen- und Manufakturwesens‹ zusammengefasst. Das Buch war ein Lobgesang auf die Maschine, gleichzeitig diskutierte er darin die sozialen Verhältnisse und wie sich diese mit zunehmender Automatisierung verändern. So sagte er voraus, dass die Betriebe immer größer werden würden, die Überlegenheit des kapitalistischen Systems stellte er dabei nicht in Frage. Mit diesem Werk machte sich Babbage einen Namen, es hatte Einfluss auf die Nationalökonomen John Stuart Mill und Karl Marx, der Babbages Werk in seinen eigenen Schriften mehrfach zitierte.
    Babbages politisches Engagement ging sogar so weit, dass er sich 1832 selbst als Kandidat für einen neu gegründeten Wahlkreis im Norden Londons aufstellen ließ. Zum Glück wurde er nicht gewählt, so dass er sich wieder seiner Differenzmaschine widmen konnte. Doch es traten Schwierigkeiten auf. Er hegte den Verdacht, dass sein Techniker Clement neue Drehbänke und andere Spezialwerkzeuge auf Babbages Kosten anfertigen und seiner

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