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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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mehr, doch eines Tages war er einem Zusammenbruch nahe. Daraufhin verordnete ihm sein Hausarzt eine strikte Auszeit, die Babbage im Hause seines Freundes Herschel verbrachte.
    Kaum war er wieder zu Hause, setzte er sich erneut ans Werk, bis die Pläne endlich perfekt waren. Nun musste er sie in eine richtige Maschine umsetzen. Babbage besaß – für einen Gentleman keinesfalls üblich – eine Drehmaschine und wusste sie auch zu bedienen. Doch ihre Präzision reichte nicht aus, weswegen er die Bauteile bei Handwerkern herstellen ließ. Aus Sorge, ihm könne jemand seine Idee stehlen, beauftragte er mehrere Dreher und setzte die Einzelteile am Schluss selbst zusammen.
    Im Laufe des Jahres 1822 hatte er ein Modell seiner Differenzmaschine fertig. Es besaß mit drei Achsen und jeweils sechs Zahnrädern wesentlich weniger Bauteile als die endgültige Rechenmaschine, aber sie funktionierte. Es muss ein erhebender Moment gewesen sein, als Babbage zum ersten Mal das Uhrwerk schnurren ließ und die Hebel mit einem metallischen Klacken die Zehnerüberträge vornahmen.
    Doch es war nur ein Modell, an dem man das Ergebnis einer Rechnung an den Zifferrädern ablesen und aufschreiben musste. Letztlich sollte die Differenzmaschine aber Tabellenwerke nicht nur berechnen, sondern auch ausdrucken. Es lag also noch ein weiter Weg vor ihm, das war Babbage klar. Doch wenn er geahnt hätte, was ihn wirklich erwartete, hätte er sich vielleicht doch wieder seiner geliebten Mathematik gewidmet.
    Als Erstes brauchte er Geld. Und seine Hoffnung, die Royal Society würde sich für sein Projekt erwärmen, ging bald in Erfüllung: Das Vorhaben wurde als »in hohem Maße förderungswürdig« eingestuft, so dass ihm der britische Schatzkanzler prompt tausend Pfund genehmigte – mit Aussicht auf weitere Zahlungen. Begeistert schrieb Babbage seinem Freund Herschel, dass sie »in ein paar Jahren neue … feststehende Logarithmentafeln haben, die billig sind wie Kartoffeln«. 14 Neben der Kostenersparnis stand für Babbage vor allem die absolute Fehlerfreiheit der Tabellen im Vordergrund, die zur Sicherheit in der Schifffahrt beitragen sollten.
    Mit frischem Geld versorgt machte sich Babbage umgehend an den Bau des Automaten. Hierfür engagierte er zunächst einen erstklassigen Präzisionswerkzeugmacher namens Joseph Clement. Neben einer weiteren Ausarbeitung der Pläne für den Rechenautomaten musste er sich Gedanken über die Druckmaschine machen. Auch hier durchdachte er verschiedene Möglichkeiten, am besten geeignet erschien ihm letztlich eine Variante, die unseren ehemaligen Typenrad-Schreibmaschinen entspricht. Auf einem oder mehreren Rädern waren profilartig Ziffern aufgebracht. Diese Räder wurden von der Rechenmaschine so gesteuert, dass sie das Ergebnis einer Rechnung Ziffer für Ziffer in eine weiche Gipsmatrize druckten. War der Gips ausgehärtet, diente er als Form für das Gießen einer Druckplatte.
    Babbage dachte sich das nicht allein in seinem stillen Kämmerlein aus. Er wusste, dass in Betrieben Maschinen liefen, von denen er einiges lernen konnte. So bereiste er 1823 zusammenmit seiner Frau England und Schottland und besichtigte eine Reihe unterschiedlicher Firmen. Wieder zurück in London widmete er sich den Konstruktionsplänen. Deren Komplexität wuchs von Tag zu Tag, bis er den Überblick zu verlieren drohte. Schließlich reichte es nicht aus, die Maschine als statisches Gebilde zu zeichnen, sondern er musste die nacheinander ablaufenden Operationen im Detail festhalten. Das war nur noch möglich, indem er eine neue technische Schreibweise erfand. Ähnlich wie die Pläne der Rechenmaschine durchlief auch die Entwicklung dieser technischen Notation eine beständige Wandlung. Am Ende stand ein äußerst leistungsstarkes Werkzeug, das für die Weiterentwicklung der Ingenieurskunst, zum Beispiel zur Darstellung von Schaltsystemen, bedeutend war. Sie vereinte drei Funktionen: eine Systematik zur Anfertigung technischer Zeichnungen, eine Angabe von Zeitdiagrammen und die Darstellung von Schaltzusammenhängen in Form von logischen Diagrammen.
    Als hätte Babbage mit dieser Aufgabe nicht schon genug zu tun gehabt, engagierte er sich auch noch auf ganz anderen Gebieten. So beauftragte man ihn damit, eine neue Lebensversicherungs-Gesellschaft zu organisieren. Zwar zerschlug sich die Angelegenheit, aber das Konzept bildete später die Grundlage für die neue Gothaer Lebensversicherung. Bis dahin war sein Leben sowohl in

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