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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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Jacquard-Porträts.
    Innerhalb von zwei Jahren arbeitete Babbage das Lochkartenkonzept in beeindruckender Weise aus. Schließlich sollte es drei Zwecken dienen: Mit Zahlenkarten konnte er Konstanten wie die Kreiszahl π in die Rechenmaschine eingeben, Variablenkarten legten unter anderem fest, auf welcher Achse die Konstante abgelegt werden sollte, und Operationskarten bestimmten, welche Rechenart an welcher Stelle ausgeführt wurde. In dieser Hinsicht zeichnete sich die Analytische Maschine gegenüber der Differenzmaschine in einem entscheidenden Punkt aus: Sie konnte nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch multiplizieren und dividieren. Letztlich sollte die Analytische Maschine in der Lage sein, fünfzigstellige Zahlen zu hundertstelligen Ergebnissen zu verarbeiten.
    Tag für Tag arbeitete Babbage das Konzept weiter aus, zehn bis elf Stunden am Tag. Ein Gehilfe erinnerte sich später, er habe ernstlich geglaubt, Babbage fange an, den Verstand zu verlieren. Die gesamte Konstruktion erfolgte ausschließlich auf dem Papier, denn für mechanische Modelle war selbstredend kein Geld vorhanden. Angesichts des Debakels bei seiner Differenzmaschine gab er sich auch keinen großen Hoffnungen hin. 1841 schrieb er an Humboldt, es bestehe keine Aussicht, dass die Maschine zu seinen Lebzeiten jemals gebaut würde. Es war ihm klar, dass er mit der Entdeckung der Analytischen Maschine seinem Land und, wie er fürchtete, seinem Zeitalter weit voraus war.
    In dieser Phase trat eine junge Dame in sein Leben: Ada Lovelace. Sie hatte Babbage bei der eingangs geschilderten Soiree kennengelernt und den Kontakt mit ihm nicht abbrechen lassen. Ada war eine bemerkenswerte, wenngleich menschlich nicht immer ganz einfache Person. Ihr Leben lang befürchtete ihre Mutter, der exzessive Charakter ihres Vaters Lord Byron könne bei ihr zum Vorschein kommen. Dabei hatte Ada ihren Vater nie bewusst wahrgenommen, denn ihreMutter hatte sich schon knapp ein Jahr nach Adas Geburt von Byron getrennt. Ada litt ihr Leben lang unter Krankheiten und besaß ein sehr sprunghaftes Wesen, das sie hin und wieder zu einer maßlosen Selbstüberschätzung neigen ließ. Im Jahre 1835 hatte sie den späteren Earl of Lovelace geheiratet und zwei Kinder bekommen. Die klassische Rolle als Mutter und Ehefrau genügte ihr jedoch nie. Sie bezeichnete sich oft selbst als schlechte Mutter und widmete sich lieber anderen Dingen, zum Beispiel der Mathematik.
    Über die Jahre hinweg hatte sie Babbages Arbeit an der Differenzmaschine verfolgt, bis sie ihm 1841 plötzlich ihre Mitarbeit anbot: »Ich glaube mich im einzigartigen Besitz einer einzigartigen Kombination von Qualitäten«, schrieb sie ihm. »Erstens: Einer Besonderheit meines Nervensystems habe ich es zu verdanken, dass ich einige Dinge wahrnehmen kann, die niemand sonst erkennt … Zweitens: mein immenser Verstand. Drittens: meine Fähigkeit zur Konzentration.« 18
    Babbage blieb jedoch zurückhaltend, bis sich wenig später unerwartet eine Gelegenheit zur Kooperation ergab. Er war nach Turin gereist, um dort bei einem Treffen italienischer Naturforscher über seine Analytische Maschine vorzutragen. Der dort anwesende Militäringenieur (und spätere Ministerpräsident Italiens) Luigi Menabrea war von Babbages Ausführungen so angetan, dass er einen Aufsatz über die Analytische Maschine in französischer Sprache verfasste und in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlichte.
    Ada las den Aufsatz und hatte die Idee, ihn ins Englische zu übersetzen. Mit Unterstützung des Physikers Charles Wheatstone gelang ihr dies in kurzer Zeit. Als Babbage den Aufsatz durchsah, war er begeistert und ermunterte Ada, noch eigene Gedanken, die sie ihm gegenüber wohl geäußert hatte, beizusteuern. Das Ergebnis war ein gänzlich neuer Artikel, in dem Adas Anmerkungen mehr als zwei Drittel ausmachten.
    Ihre Ergänzungen waren ganz unterschiedlicher Art. So schmückte sie Erklärungen gerne mit Bildern aus, wie: »Amtreffendsten können wir sagen, dass die Analytische Maschine algebraische Muster webt, gerade so wie der Jacquard’sche Webstuhl Blätter und Blüten.« 19 Und in geradezu visionärer Weise glaubte sie, die Maschine könne nach »allen Regeln der Kunst gehorchende Musikstücke von beliebiger Komplexität und Länge komponieren«. 20 Außerdem deutete Ada an, dass Babbage letztlich nicht nur eine Maschine ansteuerte, die »numerische Resultate«, sprich Tabellenwerke ausrechnen, sondern auch »algebraische

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