Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
nichts anderes sein als eine Schallwelle im Äther«, 14 meinte er fälschlicherweise. Dies machte nach Teslas Meinung einen entscheidenden Unterschied: Während die Intensität der Hertz’schen Wellen quadratisch mit der zurückgelegten Entfernung abnimmt, sollten sich die Longitudinalwellen nach Teslas Überzeugung kaum abschwächen. Ein verführerischer Irrglaube.
Zurück in New York mietete Tesla ein größeres Labor an, um seine Anlage weiter verbessern zu können. Zwar schwebte ihm dabei als Fernziel ein weltumspannendes Energienetz vor, aber ihm war auch klar, dass man mit derselben Technik ebenso Informationen übertragen konnte. Im Februar/ März 1893 demonstrierte er vor dem Franklin Institute in Philadelphia das Prinzip des Rundfunks – drei Jahre vor GuglielmoMarconi. Dennoch erhielt Marconi zusammen mit Ferdinand Braun für die Erfindung des Rundfunks 1909 den Physik-Nobelpreis. Der Grund war, dass Marconi sofort das Potenzial seiner Erfindung erkannte und alles daransetzte, die drahtlose Telegrafie zu einem weltweit funktionierenden System umzusetzen: Im März 1899 stellte er eine drahtlose Verbindung über den Ärmelkanal her, und schon zweieinhalb Jahre später übertrug er Funksignale über den Atlantik.
Diese spektakulären Erfolge und Marconis unternehmerisches Geschick machten ihn weltberühmt. Tesla hingegen sah in seiner Erfindung eher ein Abfallprodukt seiner Forschungen, an deren Ende das globale Energiesystem stehen sollte. Er trieb deshalb die Entwicklung der drahtlosen Nachrichtenübertragung nur halbherzig voran, verwies aber stets darauf, dass Marconis Erfolge auf seinen Patenten beruhten. Erst viel später stellte der amerikanische Gerichtshof fest, dass Tesla der eigentliche Vater des Radios sei. Das war im Juli 1943, ein halbes Jahr nach Teslas Tod.
Ende des 19. Jahrhunderts befand sich Tesla auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Berühmtheiten wie der Schriftsteller Mark Twain, die Theaterdiva Sarah Bernhardt, der Komponist Antonin Dvorák sowie die Finanziers John Jacob Astor und J. P. Morgan zählten zu seinen engeren Bekannten. Sogar Straßen und Plätze wurden nach ihm benannt. Doch wie so oft in seinem Leben wechselten sich Höhen und Tiefen in atemberaubendem Tempo ab. Am 13. März 1895 brannte sein Labor bis auf die Grundmauern nieder. Alle Geräte und Messinstrumente sowie die Aufzeichnungen waren vernichtet, eine Versicherung gab es nicht. Tesla verfiel in tiefe Depression. Doch schließlich bekam er von einem Investor neues Geld und – man glaubt es kaum – sein alter Arbeitgeber und Westinghouse-Gegner Thomas Alva Edison stellte ihm ein Labor zur Verfügung. Später kauften Astor und andere Magnaten Aktien der Nikola Tesla Company, so dass er sich wieder obenauf fühlte und seinen Wohnsitz großzügig ins Waldorf-Astoria verlegte.
Voller Elan widmete er sich wieder seinem Traum von der drahtlosen Energieübertragung. Er wickelte Spulen, baute Transformatoren und Kondensatoren, bis ihm das Labor zu eng wurde. Es war sein Patentanwalt Leonard Curtis, der ihm Knob Hill bei Colorado Springs empfahl. Curtis besaß Anteile an dem dortigen Elektrizitätswerk und garantierte ihm den nötigen Strom für seine ausgefallenen Versuche.
Tesla experimentierte nur von Mai 1899 bis Januar 1900 in dem eingangs geschilderten Labor, wo er seinen Verstärkungssender baute und seiner Meinung nach die Grundlagen für sein Weltsystem gelegt hatte. Doch dann ging ihm wieder einmal das Geld aus. Er konnte weder die Restlöhne seiner Arbeiter noch die Stromrechnung bezahlen. Jahrelang musste er sich deswegen gerichtlich verantworten.
Die Geldgeber bekamen zunehmend Bedenken, auch weil Tesla immer mehr mit befremdlichen Ankündigungen auf sich aufmerksam machte, aber keine konkreten technischen Erfindungen mehr lieferte.
Im Februar 1901 berichtete er in dem beliebten Magazin ›Collier’s Weekly‹ von Signalen, die er zweifelsfrei vom Mars empfangen habe. Zunächst pries er seine eigenen Entwicklungen damit an, dass »mit einer Leistung von nicht mehr als 2000 PS [1,5 Megawatt] Signale auf einen Planeten wie den Mars mit der gleichen Genauigkeit und Sicherheit übertragen werden könnten, wie wir sie jetzt mit Drähten von New York nach Philadelphia senden«. 15 Warum sollten dann nicht umgekehrt auch Lebewesen auf dem Mars Signale zur Erde senden können? Und in der Tat will er an einem Tag periodische Impulse aufgezeichnet haben, die nach seiner eingehenden Analyse nur von einer fremden
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