Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
hätte es durchaus verdient gehabt, ebenso präsent in den Schul- und Lehrbüchern zu erscheinen wie etwa Edison oder Marconi, doch das ist nicht der Fall. Warum nicht?
Zum einen gelang es Tesla nie, ein dominierendes Firmenimperium aufzubauen. Danach stand ihm nie der Sinn. Er war Tüftler, nicht Unternehmer. Zum anderen aber verstieg er sich ab etwa 1900 in immer abstrusere Ideen, die er der Öffentlichkeit gern und oft mitteilte. Doch bald mochten ihm die Menschen nicht mehr folgen. So schrieb die ›New York Herald Tribune‹ am 22. September 1929: »Als Prophet ist er allerdings gescheitert. Er hat seine Zukunftsvisionen ständig wiederholt.« 20 Sein größter Fehler war aber der Irrglaube, man könne an jeden beliebigen Punkt der Erde von einer Sendestation aus so viel Energie liefern, dass man damit in der Lage sei, Autos, Bahnen oder gar Flugzeuge zu bewegen. Wir können heute zwar Radiosignale um den Globus schicken, aber die Energiedichte dieser Wellen ist viel zu gering, um damit ein elektrisches Gerät anzutreiben. Dennis Papadopoulos, Physikprofessor an der University of Maryland, brachte es in einem Interview einmal so auf den Punkt: »Sein größter Fehler bestand darin, dass er träumte, aber nur sehr wenig auf dem Papier ausrechnete.«
Im Jahre 1960 erfuhr Tesla postum eine große Ehrung, als die Internationale Generalkonferenz für Maße und Gewichte in Paris die physikalische Einheit der Magnetfeldstärke nach ihm benannte.
Alfred Wegener bei seiner Grönland-Expedition 1912/1913.
Er rief einen Sturm der Entrüstung hervor
Alfred Wegener und die Entdeckung der Kontinentaldrift
Am 6. Januar 1912 betritt ein unbekannter Privatdozent der Universität Marburg den Haupteingang des Senckenberg-Museums. In dem erst fünf Jahre alten, aus rotem Sandstein erbauten Gebäude hat sich die Geologische Vereinigung zu ihrer Jahresversammlung eingefunden. Nur sechs Vorträge stehen auf dem Programm, was eigentlich auf einen erlauchten Dozentenkreis schließen lässt. Doch der junge Mann aus Marburg namens Alfred Wegener mit strahlenden Augen und streng gescheiteltem Haar hat sich bislang weniger als Geologe, sondern als Meteorologe und Polarforscher hervorgetan. Sein Vortrag mit dem etwas sperrigen Titel ›Neue Ideen über die Herausbildung der Großformen der Erdrinde (Kontinente und Ozeane) auf geophysikalischer Grundlage‹ wird zum Ärgernis ersten Ranges, heute gilt er als Geburtsstunde der Kontinentaldrift-Theorie. Demnach bewegen sich die Kontinente auf der Erdkruste und bildeten bis vor 150 Millionen Jahren einen einzigen Urkontinent: Pangäa. Leider gibt es keinen Augenzeugenbericht von dieser historischen Veranstaltung, aber Wegener hat kurz darauf seine Hypothese in zwei Aufsätzen, die seinen Vorträgen folgten, veröffentlicht. Nehmen wir also diese Ausführungen als sein gesprochenes Wort. Wegener gilt als gelassener, aber überzeugender Redner. Er wird seine kühnen Gedanken mit Bedacht vorgebracht haben.
»Im Folgenden soll ein erster Versuch gemacht werden, die Großformen der Erdrinde, das heißt die Kontinentaltafeln und die ozeanischen Becken, durch ein einziges umfassendesPrinzip genetisch zu deuten, nämlich das der horizontalen Beweglichkeit der Kontinentalschollen.« 1 Schon nach diesen wenigen Worten dürfte ein leichtes Raunen durch die Zuhörerschaft gegangen sein. Wegener fährt fort: »Überall, wo wir bisher alte Landverbindungen in die Tiefen des Weltmeeres versinken ließen, wollen wir jetzt ein Abspalten und Abtreiben der Kontinentalschollen annehmen. Das Bild, welches wir so von der Natur unserer Erdrinde erhalten, ist ein neues und in mancher Beziehung paradoxes, entbehrt aber nicht der physikalischen Begründung. Und andererseits enthüllt sich uns schon bei der hier versuchten vorläufigen Prüfung eine so große Zahl überraschender Vereinfachungen und Wechselbeziehungen, dass es mir nicht nur als berechtigt, sondern geradezu notwendig erscheint, die neue, leistungsfähigere Arbeitshypothese an die Stelle der alten Hypothese der versunkenen Kontinente zu setzen.« Worum geht es?
Beim Betrachten einer Weltkarte erkennt man sofort, dass sich die Ostküste Südamerikas recht gut in die Westküste Afrikas hineinschieben ließe. Das ist schon vielen Gelehrten aufgefallen, darunter so namhaften wie Francis Bacon und Alexander von Humboldt. Doch Wegener sieht noch bessere Übereinstimmung, »wenn man … nicht die jetzigen Kontinentalränder, sondern die Ränder des
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