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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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Intelligenz stammen konnten. »Das Gefühl in mir wächst ständig, dass ich der Erste gewesen bin, der die Grüße eines anderen Planeten gehört hatte.« 16 Tesla befand sich in einer Mars-Euphorie, die der amerikanische Astronom Percival Lowell 1895 mit seinem Buch ›Mars‹ ausgelöst hatte. Darin schrieb er vermeintliche Kanäle auf der Mars-Oberflächeeiner intelligenten Zivilisation zu. Mit den Marsianern ließ sich allerdings kein Geld verdienen.
    Skeptisch standen seine Sponsoren auch Ausführungen gegenüber, die er in einem langen Aufsatz über ›Das Problem der Steigerung menschlicher Energie‹ beschrieb. Darin sprach er sich für die aus heutiger Sicht sinnvolle Nutzung von Sonnenenergie, Wasserkraft und Erdwärme aus. Gleichzeitig fantasierte er aber auch von einer Umgebungsenergie, die überall im Weltraum vorhanden sei und nur angezapft werden müsse. Worum es sich bei dieser Energieform genau handelt und wie man sie nutzen könnte, wusste er jedoch nicht zu sagen. Umgebungsenergie, freie Energie oder die Nutzung von Strahlungsenergie, die er 1901 in einem Patent vorschlug, sind Stichwörter, mit denen Esoteriker heute meinen, Tesla für sich vereinnahmen zu können. Mit Beiträgen dieser Art verlor er aber zunehmend seine Sympathie in der Bevölkerung, die ihn bis dahin als Wegbereiter der Moderne verehrt hatte.
    Unbeirrt setzte Tesla seine Forschungen fort, und schon bald benötigte er wieder Geld. Mittlerweile waren viele seiner einstigen Gönner abgesprungen, einzig J. P. Morgan, der »Jupiter der Wall Street«, wagte es noch, dem unberechenbaren Erfinder Geld zu leihen. In den Bau eines neuen Labors investierte er 150000 Dollar und erhielt dafür im Gegenzug 51 Prozent aller Patente und Erfindungen für die drahtlose Telegrafie überschrieben. Tesla versprach Morgan, aus dem neuen Labor eine universelle Sendeeinrichtung zu machen. Mit ihr könne man, so Tesla, nicht nur weltweit telefonieren, sondern auch Musik und ein extrem genaues Zeitsignal übermitteln oder eine Art Faxsystem aufbauen. Aus heutiger Sicht eine bahnbrechende Vorstellung, doch insgeheim hatte Tesla nur eine Absicht: sein Weltsystem der Energieübertragung zu realisieren.
    Einen Standort für das Labor stellte ein Unternehmer namens James S. Warden zur Verfügung. Das rund 1000 Quadratmeter große Gelände befand sich an der Küste von Long Island. Seinem Mäzen zu Ehren gab Tesla der geplanten Anlageden Namen Wardenclyffe. Wie immer trieb Tesla den Aufbau im großen Stil voran: Wald wurde gerodet und ein eigener Gleisanschluss zur Anlieferung der schweren Geräte gelegt. Offenbar schwärmte er Warden vor, dort später eine große Fabrik bauen zu wollen, in der 2000 bis 2500 Menschen elektrische Geräte bauen sollten. Daraus wurde nichts.
    Da Tesla daran glaubte, die elektrische Energie würde in Form von Wellen nahezu verlustfrei durch den Erdkörper transportiert, mussten seine Spulen geerdet werden. Dafür ließ er ein vier mal vier Meter großes Fundament bis zum Grundwasserpegel in 36 Meter Tiefe treiben. Um die Erdung weiter zu verbessern, ließ Tesla senkrecht von den Fundamentwänden ausgehend insgesamt 16 jeweils dreißig Meter lange Eisenrohre ins Erdreich schlagen. »Dann wurde der Strom durch diese Röhren geleitet, der die Erde erfassen würde«, 17 erklärte Tesla zwanzig Jahre später bei einer Gerichtsverhandlung über die Besitzverhältnisse von Wardenclyffe.
    Über dem Fundament entstand ein einstöckiges Holzgebäude, aus dessen Zentrum sich ein 57 Meter hoher Turm erhob, der in einer pilzartigen Kuppel endete. Dessen Hauptfunktion sei laut Tesla das Telefonieren gewesen. Allerdings, so räumte er ein, wollte er auf den Turm auch elektrische Energie bringen und mit höchstens fünf Prozent Verlust weltweit versenden. Hieraus wird erkennbar, dass Tesla zwar immer wieder beteuerte, die Realisierung seines Weltsystems stehe kurz bevor, doch wie es wirklich funktionieren sollte, war ihm offenbar selbst nicht klar. Einerseits wollte er dafür die Erde als Resonanzkörper verwenden, andererseits sollte es auch durch die Atmosphäre möglich sein. Ganz sicher war er sich aber, dass sein System dem Weltfrieden dienen würde.
    Nachdem Tesla seine Geräte installiert hatte, begann er mit spektakulären Experimenten. Die umgebenden Bewohner berichteten von hellen Blitzen, die aus dem Turm herauszüngelten, und krachendem Donner. Doch verwertbare Ergebnisse gab es nicht.
    Ende 1902 war das gesamte Geld ausgegeben, ohne

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