Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
der Erde. Sie stammt zum einen noch aus der heißen Entstehungsphase und zum anderen – wie von Wegener vermutet – aus dem natürlichen Zerfall radioaktiver Elemente. Dadurch schmilzt das Gestein im Innern und lässt es wie heißes Wasser im Kochtopf aufsteigen und wieder absinken. Physiker nennen dies Konvektion.
Wegeners Name lebt in dem 1980 gegründeten Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven fort. Auch ein Asteroid sowie ein Mond- und ein Marskrater wurden nach ihm benannt. Der weitsichtige Wissenschaftler hätte den Erfolg seiner revolutionären Theorie durchaus noch erleben können. Doch er liegt im grönländischen Eis und wird sich mit ihm langsam nach Westen bewegen. In Jahrtausenden wird er an der Küste zum Vorschein kommen und vielleicht in einem Eisberg auf das Meer hinaustreiben.
Otto Lilienthal im Jahr 1885, © akg-images .
Der Segelflug ist nicht nur für Vögel da
Otto Lilienthal und die Erfindung des Flugzeugs
Am 9. August 1896 trifft in dem kleinen, siebzig Kilometer nordwestlich von Berlin gelegenen Dorf Stölln Droschkenkutscher Kuhlbars mit einem einzigen Fahrgast ein. Vor dem Gasthaus Herms steigt der kräftig gebaute Mann mit welligem Haar und Vollbart aus, geht in einen Schuppen und erscheint nach kurzer Zeit wieder mit einem sperrigen Gerät, das die Menschen in Stölln schon kennen. Es ist ein Flugapparat, mit dem der Herr Ingenieur Otto Lilienthal aus Berlin fliegen möchte wie ein Vogel. An jedem freien Tag kommt Lilienthal hierher, sehr zur Freude der Anwohner, die sich gerne zu seinen Flugversuchen versammeln und dies als willkommene und vor allem kostenlose Belustigung ansehen.
Am heutigen Sonntagmorgen ist es noch still am nahe gelegenen Gollenberg, an dem ihn der Kutscher samt Flugapparat absetzt. Dort wartet bereits Lilienthals Assistent Paul Beylich, während ein erwarteter Gast aus den USA nicht auftaucht. Es scheint ein idealer Flugtag zu sein. Die Temperatur steigt bis auf gut 20 Grad, und von Osten weht ein leichter Wind herüber. Lilienthal hat an diesem Berg bereits diverse Flugmodelle getestet, darunter erst tags zuvor einen Doppeldecker. Heute will er sich wieder seinem Klassiker, dem Normal-Segelapparat, anvertrauen. Der besteht aus zwei großen Flügeln mit 6,70 Meter Spannweite. Waagrechte und senkrechte Schwanzflossen dienen zur Lagestabilisierung und – so Lilienthals Hoffnung – bald auch zum Steuern.
Beylich und Lilienthal tragen das Gestell den Hügel hinauf und stellen es auf einem Sattel zwischen der höchsten Erhebungund einer Birkengruppe ab. Lilienthal trägt wie immer seine Fliegerkluft: Flanellhemd, knielange, unten gepolsterte Hosen und einen Hut. So steigt er in das Fluggerät, schnallt die Flügel an den Armen fest und wartet auf günstige Bedingungen. Als endlich alles zu stimmen scheint, läuft er ein paar Schritte bergab dem Wind entgegen, richtet dann die Flügel ein wenig auf und – hebt ab. Wie ein Storch schwebt Lilienthal lautlos durch die Luft, scheinbar allen Gesetzen der Schwerkraft zum Trotz. Nach rund zehn Sekunden landet er sicher auf der Erde. Alles ist normal verlaufen, auch das gefährliche Problem einer instabilen Fluglage ist nicht aufgetreten.
Eine halbe Stunde später steht Lilienthal wieder oben und setzt zu einem zweiten Versuch an. Erneut hebt er ab und fliegt ein Stück, doch dann erfasst ihn plötzlich ein Aufwind, und er bleibt unbeweglich in der Luft stehen. Lilienthal kennt diese Situation. Er schlenkert mit den nach unten hängenden Beinen, um den Schwerpunkt zu verlagern und den Flugapparat wieder in Fahrt zu bringen. Doch dann neigt der künstliche Vogel den Kopf unvermittelt nach unten, stürzt aus 15 Metern Höhe dem Erdboden entgegen und schlägt mit voller Wucht auf halber Bergeshöhe auf.
Unverzüglich eilt Beylich zur Unfallstelle. Anfangs ist Lilienthal besinnungslos, doch als er erwacht, fühlt er sich zwar benommen, will aber einen neuen Flugversuch unternehmen. Weder er noch Beylich ahnen die Schwere der Verletzung, allerdings ist der Flugapparat kaputt, so dass allein deswegen an ein Weitermachen nicht zu denken ist. Als Lilienthal bemerkt, dass er zwar seine Arme bewegen kann, der gesamte Unterkörper aber gelähmt ist, läuft Beylich ins Dorf, um den Kutscher zu holen. Gemeinsam bringen sie den gestürzten Ikarus zu Gastwirt Herms und rufen einen Arzt. Als klar wird, dass Lilienthal schwer verletzt ist, schicken sie ein Telegramm an dessen Bruder Gustav.
Erst am
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